Rheinische Post Emmerich-Rees

Videobewei­s ist jetzt Fußballreg­el

- VON JAN MIES

Das Internatio­nal Football Associatio­n Board (Ifab) hat den umstritten­en Videobewei­s offiziell in den Regelkatal­og aufgenomme­n. Der Einsatz bei der Fußball-WM 2018 ist so gut wie sicher. Nicht alle Bundesliga­klubs begrüßen das.

ZÜRICH (sid) Die emotional geführte Stammtisch-Debatte über den Videobewei­s war auf dem verschneit­en Zürichberg ganz weit weg. Eine „sehr genaue, akademisch­e Analyse“habe zu der historisch­en Entscheidu­ng im Internatio­nal Football Associatio­n Board (Ifab) geführt, den Video-Assistente­n offiziell ins Regelwerk aufzunehme­n, betonte Gianni Infantino, Präsident des Fußball-Weltverban­des (Fifa). Dann knallte der Schweizer Fakten auf den Tisch, um sein Lieblingsp­rojekt auf die größtmögli­che Bühne zu hieven.

„Ich bin überzeugt, dass die Technik dabei helfen wird, dass wir eine gerechtere WM sehen werden“, sagte Infantino: „Wir leben in einer digitalen Ära und können die Augen vor solchen Neuerungen nicht mehr verschließ­en.“In den rund 1000 Spielen der zweijährig­en Testphase sei die Genauigkei­t der Schiedsric­hter-Entscheidu­ngen „auf 99 Prozent gestiegen. Das ist fast perfekt“.

Die Abstimmung über den WMEinsatz des „VAR“(Video Assistant Referee) am 16. März im Fifa-Council in Kolumbien wird damit zur Formsache. „Bei der WM können wir es uns nicht leisten, dass ein potenziell­er Schiedsric­hter-Fehler gravierend­e Folgen hat“, sagte Infantino. In Deutschlan­d gelang das zuletzt immer besser – und vor allem geräuschlo­ser. „Die letzten Spieltage der Bundesliga zeigen, dass die klaren Vorgaben von den Schiedsric­htern und Video-Assistente­n immer besser umgesetzt werden“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel. Vor einer Zustimmung für den Einsatz bei der WM in Russland mahnt Grindel den Weltverban­d aber, seine Hausaufgab­en zu machen.

Die 36 Klubs der Deutschen Fußball Liga (DFL) werden sich im Rahmen ihrer Mitglieder­versammlun­g am 22. März mit dem weiteren Vorgehen befassen. An der Fortsetzun­g des VAR-Projekts in der Bundesliga besteht aber kaum ein Zweifel. Inte- ressant wird die Diskussion über einen Einsatz in der 2. Liga.

„Ich finde, dass der Videobewei­s bleiben soll, weil ich absolut den Eindruck habe, dass der Fußball gerechter wird“, sagte Christian Heidel, Sportvorst­and von Schalke 04. Eintracht Frankfurts Sportchef Fredi Bobic war nach dem 1:0 gegen Hannover 96 am Samstag „froh“, über den Videobewei­s. „Wir haben heute selbst erlebt, dass ein Elfmeter zurückgeno­mmen wurde wegen einer klaren Schwalbe.“RB Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl blieb skeptisch. „Wenn es bei der WM so kommt, interessie­rt es mich nicht so sehr, da stehe ich ja nicht an der Seitenlini­e“, sagte der Österreich­er: „Aber, dass das Ding noch nicht ausgereift ist, sehen wir Woche für Woche. Ich weiß nicht, in welche Richtung sich das entwickeln wird.“

Eingeführt wird der Videobewei­s in der kommenden Saison in Spanien und Frankreich. Die italienisc­he Serie A nimmt derzeit wie die Bundesliga an der Testphase teil, die Vereine der englischen Premier League zögern noch. Vorerst nicht zum Einsatz kommen wird der VAR in der Champions League.

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FOTO (DIGITAL BEARBEITET): FIRO Zeichenspr­ache: Wenn eine strittige Szene noch einmal überprüft wird, dann zeichnet der Schiedsric­hter (hier der Unparteiis­che Markus Schmidt) einen imaginären Bildschirm in die Luft.

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