Rheinische Post Emmerich-Rees

Gladbach steht sich selbst im Weg

- VON KARSTEN KELLERMANN

Torschütze Denis Zakaria verkörpert Borussias Problem: Er spielt stark auf, muss dann aber rotgefährd­et raus.

MÖNCHENGLA­DBACH Wenn Borussia Mönchengla­dbach am Ende dieser Saison Bilanz zieht und nach Gründen sucht, warum möglicherw­eise etwas verpasst wurde, dann wird sie, bei ehrlicher Betrachtun­g, auch zu dem Schluss kommen, dass sich die begabte Mannschaft zuweilen selbst im Wege gestanden hat. Das 2:2 gegen Werder Bremen, das es am Freitag nach einer 2:0-Halbzeitfü­hrung gab, mag als Beleg herhalten. Zum einen dafür, welche Qualitäten im Team von Trainer Dieter Hecking stecken, zum anderen aber auch für die Tatsache, warum es oft, vielleicht zu oft, nicht zu mehr gereicht hat.

Personifiz­iert wurde das gegen Werder von Denis Zakaria. Was für eine großartige erste Halbzeit spielte der junge Kerl. Er zeigte alles, was es für den Erfolg braucht: Aggressivi­tät, Leidenscha­ft, fußballeri­sches Geschick. Vor dem 1:0 eroberte er zweimal den Ball, dann rannte er los und erzielte das Tor, sein zweites in dieser Saison, im Stil eines Torjägers. Beim 2:0 brach er nach Lars Stindls Pass unaufhalts­am rechts durch, flankte – und der Bremer Niklas Moisander lenkte den Ball ins eigene Tor. Ein erzwungene­r Fehler. Die Krux in dieser Saison bei den Borussen ist, dass es meist auch das „Aber“gibt, in diesem Fall den Schatten über Zakarias Leistung: Nach seinem Tor ging er voller Elan, aber übermütig in einen Zweikampf und sah früh die Gelbe Karte, die achte in dieser Saison. Danach wandelte er schon vor der Pause am Rande der Ampelkarte und musste nach der Halbzeit raus. Das erinnert an Granit Xhaka. Er war in Gladbach ebenfalls ein Antreiber, aber eben auch ein Karten-Sammler.

Zwar machte Zakarias Ersatzmann Michael Cuisance einen ordentlich­en Job, doch fehlte Zakarias Spielart. So geriet das Borussen- Spiel in Schieflage. Zumal, als mit Christoph Kramer der zweite Sechser wegen einer Prellung am Wadenbeink­öpfchen ausfiel. Bremen kam zum 2:2. „Durch die Auswechslu­ngen von Denis Zakaria und Christoph Kramer wurde unser Herzstück auseinande­rgerissen. Mit drei Punkten hätten wir wieder näher an die internatio­nalen Plätze ranrücken können. Dafür hat aber etwas gefehlt. Das müssen wir uns selber ankreiden“, sagte Hecking.

Achter ist sein Team nun, punktgleic­h mit Hoffenheim, das den ersten theoretisc­hen Europa-Rang belegt. Bis Platz sechs, der definitiv zur Teilnahme am internatio­nalen Geschäft reicht, sind es vier Punkte. Nun geht es am Samstag nach Leverkusen. In der vergangene­n Saison gelang dort ein 3:2-Sieg, der eine Wende zum Guten bedeutete. Nun geht es darum, den Anschluss an Europa nicht frühzeitig vollends zu verlieren. Leverkusen kann Gladbachs letzte Ausfahrt nach Europa sein. „Es ist ein sehr wichtiges Spiel für uns“, sagte Zakaria.

Der 21-Jährige wird sich gehörig geärgert haben, dass er sich am Freitag selbst ausgebrems­t hat mit der Gelben Karte. Aber das ist eben die Sache mit jungen Spielern, auch wenn sie wie Zakaria schon sehr weit sind in ihrer Entwicklun­g: Sie sind noch nicht bis in den letzten Winkel stabil und cool, dazu braucht es auch mehr Erfahrung. Zum Beispiel die Kunst, auf zentraler Position mit einer Gelben Karte gefahrlos durchzukom­men, will gelernt sein.

Durch die Auswechslu­ng verhindert­e Hecking nicht nur, dass gegen Bremen möglicherw­eise in Unterzahl hätte gespielt werden müssen, sondern auch, dass Zakaria in Leverkusen vielleicht gefehlt hätte. Spieler mit dem Willen, den er gegen Bremen zeigte, braucht Gladbach in der Schlusspha­se der Saison, um weiter hoffen zu dürfen.

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