Rheinische Post Emmerich-Rees

Sprunghaft­es Verfolgerf­eld

- VON MARKUS PLÜM

Acht Spieltage ist die Rückrunde alt – sechs Mal stand seit Anfang Januar ein anderer Verein auf dem zweiten Tabellenpl­atz. Diese Inkonstanz zeigt: Internatio­nales Format hat derzeit keiner der möglichen Champions-League-Teilnehmer.

DÜSSELDORF Zumindest die Laune war bestens. Wenige Minuten nach dem 1:0 (1:0)-Erfolg über Hertha BSC Berlin stand die gesamte Schalker Mannschaft Arm in Arm vor der Nordkurve, hüpfte freudig auf und ab und ließ sich von den Fans feiern. Denn durch den dritten Sieg in Serie übernahmen die Königsblau­en vorerst wieder den zweiten Platz in der Tabelle – auch weil der Erzrivale aus Dortmund einige Stunden später in Leipzig beim Duell der Europa-League-Achtelfina­listen nicht über ein Unentschie­den herauskam.

Die Betonung muss im Zusammenha­ng mit dem Schalker Sprung auf den ersten Platz hinter dem übermächti­gen FC Bayern allerdings deutlich auf dem Wort „vorerst“liegen. Denn über die spielerisc­hen Defizite der Mannschaft von Domenico Tedesco konnte letztlich auch der knappe Sieg über mutlose Berliner nicht hinwegtäus­chen. Trotzdem reichen den Gelsenkirc­henern aktuell 43 Punkte für den zweiten Tabellenpl­atz. Und bereits am Freitag hat Königsblau in Mainz die Gelegenhei­t, diesen Rang mit einem weiteren Sieg abzusicher­n.

Das wäre immerhin ein Ereignis mit Seltenheit­swert. Denn an den nun absolviert­en acht Rückrunden­Spieltagen wechselte der Zweitplatz­ierte schon sechs Mal. Borussia Dortmund, RB Leipzig, Bayer Leverkusen, FC Schalke 04 – sie alle schafften es nicht, sich länger als zwei Wochen als erster Bayern-Verfolger zu etablieren. Immer wieder patzten die Anwärter auf die Champions-League-Teilnahme bei Kontrahent­en aus den hinteren Tabellenre­gionen. Schalke verlor gegen Bremen, Leipzig ließ Punkte gegen Köln liegen, Leverkusen unterlag der Hertha, Dortmund spielte fünf Mal nur Unentschie­den. Und auch das Überraschu­ngsteam Eintracht Roger Wittmann, Berater des Schalker Mittelfeld­spielers Max Meyer. Schalkes Sportvorst­and Christian Heidel konterte Wittmanns Aussage. Frankfurt fuhr keine regelmäßig­en Erfolge ein. Internatio­nales Format ließen die derzeitige­n Spitzentea­ms so allesamt in zuverlässi­ger Regelmäßig­keit vermissen.

Was das für das deutsche Abschneide­n in Europa in der kommenden Saison bedeutet, bleibt abzuwarten. Schon in dieser Spielzeit konnten die Bundesliga-Klubs internatio­nal nur bedingt überzeugen. Hoffenheim, Berlin und Köln schieden nach teils blamablen Leistungen aus der Europa League aus. Leipzig wurde in einer verhältnis­mäßig einfachen Champions-League-Gruppe nur Dritter, Borussia Dortmund blieb in der Königsklas­se sogar gänzlich ohne Sieg und mühte sich zuletzt gegen Atalanta Bergamo ins Achtelfina­le der Europa League. Einzig die Bayern sammelten Siege auf internatio­nalem Parkett und damit Punkte für das deutsche Abschneide­n in der Fünf-Jahres-Wertung.

Hoffnung auf Besserung machen die jüngsten Bundesliga-Auftritte der derzeitige­n Spitzentea­ms nicht. Selbst das Topspiel zwischen Dortmund und Leipzig am Samstagabe­nd war kein fußballeri­scher Leckerbiss­en. Und auch wenn die Meistersch­aft im Grunde längst entschiede­n ist, macht es den Verfolgern schon über die gesamte Spielzeit offensicht­lich keinen Mut, dass der FC Bayern ebenfalls keine so glanzvolle Saison wie in den vergangene­n Jahren spielt.

Neun Spieltage sind für alle nun noch zu absolviere­n. Neun Partien, in denen Schalke, Dortmund und Co. beweisen können, dass sie für die internatio­nalen Wettbewerb­e in der kommenden Saison gerüstet sind. Vielleicht können sie sich in Gelsenkirc­hen nach Siegen dann zur Abwechslun­g auch mal nicht nur über das Ergebnis freuen, sondern auch über die Art und Weise, wie dieses zustande kam.

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FOTO: FIRO Nach dem 1:0-Erfolg über Hertha BSC bejubelt die Schalker Mannschaft mit Maskottche­n „Erwin“den dritten Sieg in Serie Arm in Arm vor der Nordkurve.
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Spielerber­ater Roger Wittmann.
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FOTOS: IMAGO DPA Christian Heidel.

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