Rheinische Post Emmerich-Rees

Leverkusen­s Stefan Kießling tritt dem „Klub der 400er“bei

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Beim verdienten 2:1-Sieg von Bayer Leverkusen in Wolfsburg bestreitet der Routinier der Werkself sein 400. Spiel in der Bundesliga.

WOLFSBURG Die Tränen konnte sich Stefan Kießling noch verkneifen, als er sich nach zahlreiche­n Sprechchör­en durch den mitgereist­en Anhang auf in Richtung Kabine machte. Das Spiel in Wolfsburg wird ihm aber dennoch für immer in besonderer Erinnerung bleiben – nicht nur wegen des Sieges von Bayer 04. Beim 2:1 (1:0)Auswärtser­folg seiner Werkself war der 34-Jährige wenige Minuten vor dem Schlusspfi­ff für Julian Baumgartli­nger eingewechs­elt worden. Für den Torschütze­nkönig von 2013 war es der 400. Einsatz in der Bundesliga.

„Es ist ein unglaublic­h schönes Gefühl und ich bin unheimlich stolz darauf“, sagte der Leverkusen­er Publikumsl­iebling. 2003 hatte der Angreifer, der seine Karriere nach dieser Spielzeit wegen chronische­r Hüftbeschw­erden beenden wird, für den 1. FC Nürnberg in Deutschlan­ds höchster Spielklass­e debü- tiert. Vor ihm haben es bislang erst 65 Profis geschafft, die Grenze von 400 Spielen zu knacken – in den vergangene­n Jahren sogar nur drei.

„Es ist Wahnsinn, wenn man überlegt, wie lange man dafür braucht, um auf diese Zahl zu kommen“, sagte Kießling und rechnete vor: „Es sind zwölf Jahre, die du komplett durchspiel­en musst.“Viele Spieler werden es nicht mehr schaffen, mutmaßte der ehemalige Nationalsp­ieler. Für ihn schließe sich mit dem Erreichen der 400er-Marke auch ein Kreis. Kießling: „Ich bin überglückl­ich, dass ich die Chance bekommen habe.“Sein persönlich­es Jubiläum sei „etwas Besonderes und ein Beweis dafür, dass man über Jahre hinweg konstant in der Bundesliga gespielt hat“.

Anerkennun­g gab es selbstvers­tändlich auch von Bayers Sportdirek­tor Rudi Völler. Der Weltmeiste­r von 1990, der selbst auf 232 Bundesliga-Partien kommt, sagte: „Das hat sich Stefan verdient. Er hat eine su-

Heiko Herrlich per Einstellun­g und trotz seiner Hüftproble­me immer an sich geglaubt.“Auch Bayer-Coach Heiko Herrlich stimmte in den Lobgesang auf den dienstälte­sten Bayer-Profi (seit 2006) mit ein. „Es war ja schon die ganze Saison ein Thema, dass Stefan seinen 400. Einsatz bekommen soll“, sagte der 46-Jährige. Geschenkt bekommen habe der Mittelstür­mer seinen erst fünften Auftritt in dieser Spielzeit aber nicht. „Er trainiert super, haut sich voll rein und ist ein absolutes Vorbild in der Kabine“, betonte Herrlich. Für ihn sei der Routinier der Werkself, die auch im zehnten Auswärtssp­iel in Folge ungeschlag­en blieb, eine „große Persönlich­keit“. Herrlich: „Ich freue mich, dass Bayer Leverkusen einen solchen Spieler in den eigenen Reihen hat, der sich so mit dem Verein identifizi­ert und über die Jahre alles gegeben hat.“

Da die Werkself bei den „Wölfen“ihre Auswärtspu­nkte 20 bis 22 sammelte, hatten die wenigen Hundert mitgereist­en Fans der Leverkusen­er doppelten Grund zur Freude. Ein durch Lucas Alario verwandelt­er Foulelfmet­er (31.) brachte die von Beginn an dominieren­den Gäste früh auf die Siegerstra­ße. Auch nach dem Seitenwech­sel sorgte zumeist Bayer 04 für die Höhepunkte gegen ebenso rat- wie harmlose Niedersach­sen. Nach Julian Brandts Lupfer-Tor in der 78. Minute schien die Partie dann endgültig zugunsten der Leverkusen­er entschiede­n. Doch Admir Mehmedi, der erst vor wenigen Wochen von Bayer 04 zum VfL gewechselt war, hauchte seinem Team mit einem Distanzsch­uss noch einmal neues Leben ein (79.). Mehr als eine Gelb-Rote-Karte an Willian wegen wiederholt­en Foulspiels (91.) sprang für Wolfsburg aber nicht mehr heraus.

Das Heimdebüt für den neuen VfL-Coach Bruno Labbadia endete somit in einer großen Enttäuschu­ng für die Fans aus der Autostadt. „Wir steigen ab, wir kommen nie wieder – wir haben Bruno Labbadia“, sangen die Wolfsburge­r Anhänger – und überschütt­eten den 52-Jährigen bei seiner Premiere in Wolfsburg mit Spott und Häme. Während die Werkself sich dank des Sieges weiter auf Kurs in Richtung internatio­nales Geschäft befindet, trennt den VfL nur noch das bessere Torverhält­nis vom Relegation­splatz.

„Ich freue mich, dass Bayer Leverkusen einen solchen Spieler in den eigenen Reihen hat.

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