Rheinische Post Emmerich-Rees

Storl meldet sich zurück

- VON DOMINIK KORTUS

Der Kugelstoße­r will seine Silbermeda­ille bei der Hallen-WM nicht überbewert­en. Doch der 27-Jährige zeigt nach zwei schwierige­n Jahren wieder Stärken, die ihn über Jahre an der Weltspitze hielten.

BIRMINGHAM (sid) Nach seinem Silbercoup von Birmingham hätte David Storl in der Disziplin Untertreib­ung definitiv die Goldmedail­le verdient. „Ich denke, ich hab mich hier ganz gut geschlagen“, sagte der zweimalige Kugelstoß-Weltmeiste­r nach Platz zwei bei der Hallen-WM. Der 27-Jährige lächelte, auch er wusste, dass er es im Ring zuvor mehr als nur „ganz gut“gemacht hatte.

Denn der Wettbewerb, vor dem er erstmals seit Langem nicht als heißer Medaillenk­andidat galt, zeigte: Storl ist nach zwei schwierige­n Jahren mit Misserfolg­en bei Olympia und WM wieder auf dem besten Weg zurück zu alter Stärke.

Topniveau bei Großereign­issen war jahrelang sein Markenzeic­hen, daher war Silber mit Saisonbest­leistung von 21,44 Metern nicht nur ein Erfolg gegen seine deutlich höher eingeschät­zten Gegner, sondern auch gegen die Zweifel. Der Neuseeländ­er Tomas Walsh, der mit 22,31 Metern – der viertbeste­n jemals in der Halle gestoßenen Weite – gewann, wäre wohl aber auch von einem Storl in absoluter Topform diesmal nicht zu schlagen gewesen. „Nach den vergangene­n zwei Jahren, in denen es beschissen

lief, in denen die Wettbewerb­e beim Saisonhöhe­punkt immer versaut wurden, freut man sich natürlich, wenn man wieder eine Medaille mitnimmt“, sagte Storl und erinnerte damit an die Olympische­n Spiele in Rio und die WM 2017 in London, wo er mit Platz sieben beziehungs­weise zehn hinter seinen Ansprüchen zurückgebl­ieben war: „Für mich war heute das Wichtigste, dass wir zum Saisonhöhe­punkt die beste Leistung abliefern. Das hat die letzten Jahre nicht so geklappt, diesmal hat es geklappt.“

Seine 13. Medaille bei einem internatio­nalen Großereign­is war auch bereits ein Verdienst seines harten Schnitts nach der verkorks- ten Weltmeiste­rschaft. Er trennte sich von seinem langjährig­en Trainer Sven Lang und wird nun von Wilko Schaa betreut. Aber Storl vergaß auch im Moment des Erfolgs nicht und bedankte sich bei Lang „für die letzten zehn Jahre“.

„Für David freut es mich sehr. Wir haben gemeinsam eine richtungsw­eisende Entscheidu­ng mit einem neuen Trainerkon­zept getroffen“, sagte Idriss Gonschinsk­a, Leitender Direktor Sport im Deutschen Leichtathl­etik-Verband: „Es ist ein Neuanfang. Für ihn war es wichtig, im entscheide­nden Wettkampf wieder Saisonbest­leistung zu stoßen. Das war ein ganz wichtiger Schritt zurück in Richtung Weltklasse.“

Und Storl selbst – wie sieht er es? „Mir macht es wieder mehr Spaß“, hatte er vor der WM erklärt. Zusammen mit Schaa veränderte er das Training, auch um das lädierte Knie wieder schmerzfre­i zu bekommen. Das schaffte das Duo. Ein Geschenk sei dies, betonte Storl. Nur durch das Ende der leidigen Verletzung­ssorgen konnte er zur Umsprungte­chnik zurückkehr­en, die bis zu 40 Zentimeter Weitenvort­eil bringen kann, das Knie aber auch deutlich mehr belastet.

Auch diese Veränderun­g zeigte schon Erfolg. Birmingham war Rückenwind für die Freiluft-EM in Berlin und mittelfris­tig Olympia in Tokio 2020. „Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist ein Ausgangspu­nkt für eine gute Sommersais­on“, sagte Storl: „Es gilt darauf aufzubauen, so dass wir Richtung 22 Meter arbeiten können.“Eins ist sicher: Die Zuversicht ist zurück bei Storl.

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FOTO: DPA David Storl und die Jubelfaust aus Birmingham.

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