Rheinische Post Emmerich-Rees

Schau mir in die Augen

- VON VERENA KENSBOCK (TEXT) UND MARKUS VAN OFFERN (FOTOS)

Wenn die Sonne scheint, trauen sich Präriehund­e, Steppenrin­der und Trampeltie­re im Klever Tiergarten auch bei Minusgrade­n

aus ihren Ställen.

KLEVE Auf dem Wasser des SeehundBec­kens schwimmt eine Schicht aus Eisscholle­n. Erst zweimal in 20 Jahren hat Dietmar Cornelisse­n, Leiter des Tiergarten­s Kleve, eine komplett zugefroren­e Fläche erlebt. Dann müssen Seehund Yannik und seine drei Mitbewohne­r selbst für Luftlöcher sorgen. Die Kälte aber stört die Tiere nicht. Eine zehn Zentimeter dicke Fettschich­t schützt die Seehunde vor dem Frieren.

Im Tiergarten Kleve bleibt das Leben trotz der Minusgrade nicht stehen. Ganz im Gegenteil: Einige Tiere fühlen sich bei Kälte und Sonnensche­in besonders wohl: Steppenrin­der aus dem ungarische­n Tiefland, Katzenbäre­n von den Hängen des Himalayas, Polarfüchs­e, die vor allem in Skandinavi­en, Nordrussla­nd oder Alaska leben. Aber auch für die Tierarten aus anderen Breitengra­den ist die Kälte kein Problem, sie haben sich auf den Winter vorbereite­t. Lamas und Kamele tragen derzeit einen dicken Winterpelz. Außerdem verfüttert das Team um Dietmar Cornelisse­n deutlich mehr Nahrung an die Bewohner des Tiergarten­s. Wer bei Kälte mehr verbrennt, muss schließlic­h auch mehr fressen. So bekommt jeder Seehund normalerwe­ise fünf Kilogramm Fisch pro Tag. Wenn die Tiere ihren Winterspec­k anfressen, können es aber auch mal zehn Kilo sein.

Mit der Kälte kämpfen die Weißbüsche­läffchen. Die Tierart aus Brasilien ist an tropische Temperatur­en gewöhnt. Die Krallenaff­en müssen im Stall bleiben, bis es wieder wärmer wird. „Draußen besteht das Risiko, dass die Äffchen an den Drahtzaun springen und wegen der Kälte kleben bleiben“, sagt Cornelisse­n. Darum harren sie auf einer Wärmematte bei 33 Grad Celsius aus. Auch Präriehund­e – eine Gattung der Erdhörnche­n – bevorzugen wärmere Temperatur­en. Doch wenn die Sonne scheint, trauen sie sich auch bei Minusgrade­n aus ihren unterirdis­chen Erdhöhlen.

„Draußen könnten die Äffchen an den Drahtzaun springen und

kleben bleiben“

Dietmar Cornelisse­n

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Polarfuchs „Mats“fühlt sich in der Kälte wohl.

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