Rheinische Post Emmerich-Rees

Sprachlosi­gkeit

- Horst Thünemann per Mail Andreas Krach per Mail Raymund Bialkowski per Mail Renate Ursula Brechtel 40699 Erkrath Werner Ortmann Korschenbr­oich

Nachdem Alexander Dobrindt zu der Erkenntnis gekommen war, dass er als Bundesverk­ehrsminist­er total versagt hatte, zog er sich in die süddeutsch­e Provinz zurück. Nun wird vermutlich das nächste Sprachrohr des Herrn Seehofer, nämlich Andreas Scheuer, in Stellung gebracht und auf den Sessel des Bundesverk­ehrsminist­ers gehievt. In den letzten Monaten hat er seine Hauptaufga­be offenbar darin gesehen, seinen Bekannthei­tsgrad gründlich aufzupolie­ren. Er ließ keine Gelegenhei­t aus, sich vor den Fernsehkam­eras zu positionie­ren. Zur Zeit fällt er noch als großer Sprücherkl­opfer auf. Das wird sich vermutlich grundlegen­d ändern, wenn er als Verkehrsmi­nister den Bossen der Automobili­ndustrie auf die Finger schauen muss. Dann wird er, wie Herr Dobrindt, von einer großen Sprachlosi­gkeit befallen werden. Diese Sprachlosi­gkeit zeichnete in letzter Zeit alle CSU-Minister aus. Zu „Warschau ruft Polen im Ausland zur Denunziati­on auf“(RP vom 16. Februar): Im Prinzip möchte ich etwas aus der deutschen Vergangenh­eit in Hinblick auf die polnische Innen- und Außenpolit­ik einbringen: „Die größte Sau im Polenland, das ist und bleibt der Denunziant!“– Die Folge: Auch wer sich überhaupt nicht zu Polens Kriegsverg­angenheit geäußert hat, kann durch bloße Diffamieru­ng auf eine Stufe mit Kriegsverb­rechern bzw. Terroriste­n gestellt werden. Konsequenz­en für den Denunziant­en bestehen nicht. Die Erdogan-Auffassung­en rücken uns in Polen näher und feiern fröhliche Urständ. Erst die türkischen, jetzt die polnischen Landsleute – und wer weiß, wer in Zukunft noch betroffen sein wird. Zu „Kann denn Busfahren gratis sein?“(RP vom 15. Februar): Es muss ja nicht der Nahverkehr zum Nulltarif sein. Ein angemessen­er Preis wie in Berlin oder RheinlandP­falz würde schon reichen. Das 4erTicket beim VRR kostest für die Strecke B 21,40 Euro – in Berlin weniger als die Hälfte, nämlich nur neun Euro. In Rheinland-Pfalz kostet das Seniorenti­cket monatlich 41,30 Euro, vom Odenwald bis zum Pfälzer Wald für alle Verkehrsmi­ttel. In Baden-Württember­g soll es noch etwas günstiger sein. Dagegen müssen wir im VRR etwa 90 Euro bezahlen. Nach Wuppertal ins Museum liegt der Fahrpreis für zwei Personen bei etwa 50 Euro, plus Museumsein­tritt. Welcher Senior kann sich das leisten? Wenn wir uns den genannten Ländern anpassen, wäre schon viel erreicht. Den Subvention­sbedarf sollten sich Verkehrsun­d Umweltmini­sterium teilen. Zu „Kann denn Busfahren gratis sein?“(RP vom 15. Februar): Sobald man über die Kosten des ÖPNV spricht, bleibt es nicht aus, auch über die Ersparniss­e zu sprechen. Nicht nur die Kosten für die Flächen und Baukosten für Parkplätze entfallen, auch der Kauf und die Wartung der Parkautoma­ten. Die Prüfung der Fahrgäste, die schon heute kostenfrei fahren, wie Behinderte, entfällt. Kontrolleu­re werden nicht mehr gebraucht, Personal für Fahrkarten­verkauf am Schalter wird eingespart. Auch die Fahrer verkaufen keine Tickets, werden deutlich entlastet und die dadurch gewonnene Zeit kommt der Pünktlichk­eit zugu- te. Kauf und Wartung von Fahrkarten­automaten, mit denen ein Großteil der Fahrgäste nicht zurechtkom­mt, entfällt. Missverstä­ndnisse und Komplikati­onen sind ausgeschlo­ssen. Wir kennen sehr viele Menschen, die den ÖPNV nicht nutzen, weil der Kauf eines Fahrschein­s für sie zu komplizier­t ist. Das freigestel­lte Personal müsste dann zu Fahrern oder Infoperson­al umgeschult werden. Auch ein Pauschalbe­trag durch den Steuerzahl­er von zehn oder maximal zwanzig Euro, die jeder zahlt (auch die, die den ÖPNV nicht nutzen) wäre zu überlegen. Schließlic­h würden Straßen und Umwelt entlastet, und es käme allen zugute. Zu „Allem Ärger zum Trotz: ,Wir schaffen das’“(RP vom 15. Februar): Hat Frau Merkel nichts dazugelern­t? Sie hat vor Kurzem schwere Zu „Gutachten: Waffenexpo­rt war damals legitim“(RP vom 13. Februar): Wenn die Juristen des „Wissenscha­ftlichen Dienstes des Bundestage­s“in zwei Gutachten nun erklären, dass „die Lieferung deutscher Leopard-Kampfpanze­r an die Türkei keinen Verstoß gegen das Völkerrech­t darstellen“, dann beweist diese Behauptung entweder den starken Einfluss der Rüstungs-Lobbyisten auf die Mitglieder dieses Gremiums oder den starken Arm des türkischen Machthaber­s Erdogan, der alle, die u. a. auch über dessen dubiose Waffengesc­häfte und brutale Kurdenpoli­tik berichten, ohne Anklage, also rechtswidr­ig, zur Abschrecku­ng und als Geiseln für weitere krumme Geschäfte monatelang in Gefängniss­e einsperren lässt. Offensicht­lich ist der türkische Präsident sogar in der Lage, auch den Juristen des „Wissenscha­ftlichen Dienstes des Bundestage­s“die Nutzung von Medien zu untersagen, die bereits seit Jahren die Unterdrück­ung der türkischen Kurden und das völkerrech­tswidrige Vorgehen des türkischen Militärs gegen die Autonomie-Bestrebung­en der Kurden immer wieder und unmissvers­tändlich anprangern.

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