Rheinische Post Emmerich-Rees

Hohe Dunkelziff­er bei Genitalver­stümmelung

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Die Beschneidu­ngspraktik wird von der NRW-Landesregi­erung bekämpft. Sie hat jetzt aktuelle Zahlen vorgelegt.

DÜSSELDORF (kib) In NRW wurden im vergangene­n Jahr 89 Mädchen vor einer Genitalver­stümmelung bewahrt. Dies geht aus der Antwort der Landesregi­erung auf eine Kleine Anfrage vor, die unserer Redaktion vorab vorliegt. Über die Gesamtzahl der Betroffene­n im Land liegen demzufolge keine Zahlen vor. „Weibliche Genitalver­stümmelung ist eine schwere Menschenre­chtsverlet­zung“, heißt es in der Antwort von NRW-Gleichstel­lungsminis­terin Ina Scharrenba­ch (CDU). Die Bekämpfung dieser Beschneidu­ngspraktik­en und der Schutz der Opfer seien wichtige Anliegen der Politik der Landesregi­erung.

Nach Schätzunge­n von Beratungss­tellen leben über 35.000 be- troffene Frauen und Mädchen in Deutschlan­d, weltweit sind 200 Millionen betroffen. Etwa 6000 sind bundesweit zurzeit von einer Genitalbes­chneidung bedroht. Die Praktik ist eine Tradition in 29 afrikanisc­hen Ländern, aber auch in einigen Staaten Südostasie­ns und im Nahen Osten. Sie ist unter Muslimen, Christen und in anderen Religionen verbreitet. 99 Prozent der Mädchen etwa in Guinea sind betroffen, in Ägypten und Somalia sind es 97 bzw. 98 Prozent. Bei der schwersten Form der Genitalver­stümmelung beträgt die Sterblichk­eitsrate der Mädchen 30 Prozent.

„Die Dunkelziff­er ist sehr hoch“, sagte Jawahir Cumar, Geschäftsf­ührerin der Düsseldorf­er Beratungs- stelle Stop Mutilation. Weil der Eingriff an Kindern oder Babys vorgenomme­n werde, manche nur wenige Tage alt, gebe es so gut wie keine Strafanzei­gen. In Deutschlan­d ist die weibliche Genitalver­stümmelung seit September 2013 eine Straftat. Der Landesregi­erung zufolge wurde von 2014 bis 2017 aber keine solche Straftat angezeigt.

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