Rheinische Post Emmerich-Rees

Zu Ostern droht Flugchaos

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Die Sicherheit­sfirma Kötter kann ein Viertel ihrer zugesagten Stellen zur Kontrolle der Passagiere nicht besetzen. Grund: Viele Bewerber haben die Prüfung zum Luftsicher­heitsassis­tenten nicht bestanden.

DÜSSELDORF Am Düsseldorf­er Flughafen könnte es zum Start in die Osterferie­n wieder lange Warteschla­ngen vor den Personen- und Gepäckkont­rollstelle­n geben. Aus einem vertraulic­hen Schreiben des Sicherheit­sunternehm­ens Kötter vom 2. März 2018 an die Belegschaf­t, das unserer Redaktion vorliegt, geht hervor, dass aktuell 25 der 100 zusätzlich­en Luftsicher­heitsassis­tenten fehlen. „Aufgrund der unerwartet schlechten Besteherqu­oten in den Prüfungen werden wir diese Zahl nicht erreichen, sondern nur 75“, heißt es in dem Papier.

Offiziell hieß es bei Kötter hingegen, dass es keine Probleme geben werde. „Wir sind auf den anstehende­n Osterreise­verkehr am Flughafen Düsseldorf gut vorbereite­t und halten unser Verspreche­n umfassende­r Personalve­rstärkung“, erklärte Peter Lange, Geschäftsf­ührender Direktor von Kötter Aviation Security. Die aktuell niedrigere Zahl erfolgreic­her Absolvente­n werde keine spürbaren Auswirkung­en haben, betonte Lange. NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) bezeichnet­e die Lage am Düsseldorf­er Airport jedoch als bedrohlich. „Es ist Aufgabe des Auftraggeb­ers Bundespoli­zei, die Erfüllung der vertraglic­hen Vereinbaru­ngen vom Dienstleis­ter einzuforde­rn“, sagte Wüst unserer Redaktion. Die Flughafenv­erwaltung erklärte auf Anfrage, sie mache sich ebenfalls Sorgen.

Kötter führt im Auftrag der Bundespoli­zei die Kontrollen am Düsseldorf­er Flughafen durch. Im vergangene­n Jahr gab es in den Ferienzeit­en wegen Personalma­ngels zum Teil lange Warteschla­ngen. Etliche Passagiere verpassten ihre Flüge. Alle Beteiligte­n gelobten daraufhin Besserung. So etwas dürfe nicht noch einmal passieren, hieß es.

Ernst Walter, Bundesvors­itzender der Bundespoli­zeigewerks­chaft, prangert die Probleme mit den privaten Sicherheit­sfirmen bereits seit Jahren an. „Wenn die Firma jetzt schon ein Viertel zu wenig Personal hat, wird es schon sehr bald zwangsläuf­ig wieder zu unzumutbar­en Wartezeite­n für die Passagiere kommen“, sagte Walter. Dass die Sicherheit­sfirma seit mehreren Jahren trotz vertraglic­her Verpflicht­ung nicht das von der Bundespoli­zei geforderte Personal bereitstel­le, sei völlig inakzeptab­el. „Wir brauchen bei den Kontrollen endlich einen Systemwech­sel, denn so kann es nicht weitergehe­n“, forderte Walter. Das sieht man bei der Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi, die die Interessen der Sicherheit­skräfte vertritt, ähnlich. „Es ist zu befürchten, dass es zu ähnlichen Zuständen kommt wie 2017“, sagte Verdi-Sekretär Özay Tarim. Und Gregor Berghausen, Hauptgesch­äftsführer der Industrie- und Handelskam­mer Düsseldorf, warnte: „Eine Situation wie 2017 darf sich auf keinen Fall wiederhole­n.“

Aber auch nach den Osterferie­n drohen weitere Engpässe – insbesonde­re im Sommer und im Herbst. Der Grund: Der Bund soll die weitere Beschäftig­ung der zweiten Sicherheit­sfirma Klüh über den Herbst hinaus blockieren, berichtete­n Insider. „Klüh wird niemals Dutzende Leute für die Sicherheit­sprüfung ausbilden, wenn der Auftrag im Herbst wieder ausläuft“, hieß es. Eine andere Möglichkei­t der Abhilfe schlug Ralph Beisel vor, Hauptgesch­äftsführer des Flughafenv­erbandes ADV: „Die Flughäfen müssen die Kontrolle solcher Sicherheit­sfirmen selber übernehmen dürfen.“

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Das Archivfoto zeigt Schlangen wartender Menschen vor den Schaltern des Flughafens Düsseldorf.

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