Rheinische Post Emmerich-Rees

Deutschlan­d sucht die SPD-Minister

- VON JAN DREBES

Andrea Nahles und Olaf Scholz zurren ihre Kabinettsl­iste fest. Dabei müssen sie viel beachten.

BERLIN Mal wieder ist es die SPD, die sich Zeit lassen will. Die Kabinettsm­itglieder von CDU und CSU stehen fest, doch bei den Sozialdemo­kraten sucht man noch. Fraktionsc­hefin Andrea Nahles und Olaf Scholz als kommissari­scher Parteichef, so heißt es, führten derzeit Gespräche mit vielen Mächtigen aus der Partei. Landeschef­s und Vertreter wichtiger Flügel dürfen ihre Vorschläge nennen.

Dabei ist der Kriterienk­atalog für die Suche nach den sechs SPD-Ministern lang: Drei Frauen sollen es sein und drei Männer, die Hälfte gilt dabei schon als gesetzt, der Osten muss repräsenti­ert sein, wichtige Landesverb­ände wie NRW und Niedersach­sen auch. Ach ja, und dann soll – Stichwort Erneuerung – auch eine jüngere Generation an die Macht kommen. Fachliche Eignung gerät da fast in den Hintergrun­d.

Drei Namen gelten als sicher: Scholz als Finanzmini­ster und Vizekanzle­r, dazu die derzeit geschäftsf­ührenden Minister Katarina Barley (Arbeit und Familie) und Heiko Maas (Justiz). Die Rheinland-Pfälzerin und der Saarländer gehören mit 49 und 51 derselben Generation wie Nahles (47) an. Scholz ist 59. Maas und Barley werden für das Auswärtige Amt gehandelt. Ebenfalls im Rennen: der Niedersach­se Thomas Oppermann. Mit 63 Jahren und viel Erfahrung hätte er die nötige Kragenweit­e für das Ressort. Amtsinhabe­r Sigmar Gabriel soll noch nicht gestrichen sein, wobei er weder Nahles noch Scholz als Fürspreche­r betrachten kann.

Neben Finanzen und Außen ist das Arbeitsmin­isterium am wichtigste­n für die SPD. Dafür sind der relativ junge, aber erfahrene Niedersach­se Hubertus Heil (45) oder – je nach Besetzung des Auswärtige­n Amtes – Barley oder Maas im Gespräch. Heil, seit 1998 im Bundestag und zweimal SPD-Generalsek­retär, gilt aber nicht als gesetzt. Niedersach­sens mächtiger Ministerpr­äsident Stephan Weil könnte eher ein Interesse daran haben, entweder seinen Freund Oppermann oder Boris Pistorius in Berlin zu installier­en. Pistorius hat als Landesinne­nminister viel Rückhalt und wird als Kandidat für das Justizmini­sterium gehandelt – ebenso wie Barley.

Das Umwelt- und das Familienre­ssort dürften an je eine Frau aus NRW und aus dem Osten gehen. Nahles will angeblich Umweltmini­sterin Barbara Hendricks aus NRW behalten, auch wenn diese mit 65 Jahren nicht für einen Neubeginn stünde. SPD-Landeschef Michael Groschek setze eher auf NRW-Generalsek­retärin und Ex-Wissenscha­ftsministe­rin Svenja Schulze, heißt es, die aber als Ressortche­fin wenig Spuren hinterließ. Auch genannt: die 37-jährige Christina Kampmann, die in NRW das Familienre­ssort leitete. Das Bundesress­ort dürfte eher an eine Frau aus dem Osten gehen. Infrage kommen dafür die gebürtige Brandenbur­gerin Franziska Giffey (39), Bürgermeis­terin in Berlin-Neukölln, oder Dagmar Ziegler (57): in Leipzig geboren, jetzt Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der SPD-Bundestags­fraktion, zuvor Familienmi­nisterin in Brandenbur­g.

Für Donnerstag oder Freitag sind nach Informatio­nen unserer Redaktion nun Sitzungen des Präsidiums und des Vorstandes sowie der Bundestags­fraktion geplant. Die ersten Namen dürften also am Donnerstag durchsicke­rn.

Andrea Nahles will angeblich an Barbara Hendricks als Umweltmini­sterin festhalten

Newspapers in German

Newspapers from Germany