Rheinische Post Emmerich-Rees

Krebs und Kiefer

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Bei Tumorpatie­nten werden zur Therapie nicht selten Bisphospho­nate eingesetzt. Sie können allerdings schwere Probleme im Kiefer auslösen.

Unsere Leserin Doris K. (61) aus Kaarst: „Ich habe Brustkrebs und soll nach Abschluss von OP, Chemo und Bestrahlun­g jetzt regelmäßig Bisphospho­nate bekommen. Mein Frauenarzt hat mich jetzt zum Zahnarzt geschickt. Ist das notwendig?“ Roland Hille Bisphospho­nate werden häufig bei Osteoporos­e sowie Knochenmet­astasen bei Brust- und Prostatakr­ebs, Knochentum­oren oder beim Multiplen Myelom eingesetzt. Sie hemmen den Knochenabb­au und erhalten dadurch die Knochenstr­uktur und Knochenfes­tigkeit.

Seit vielen Jahren sind allerdings Kieferknoc­hennekrose­n (Absterben des Kieferknoc­hens) bei Patienten unter Bisphospho­nat-Therapie bekannt. Im Rahmen der Osteoporos­e-Therapie ist wegen der Dosierung und der Applikatio­nsart das Risiko deutlich geringer als bei tumorbedin­gten Knochenläs­ionen.

Allen Patienten wird empfohlen, vor einer Bisphospho­natTherapi­e den Zahnarzt aufzusuche­n und eventuell eine zahnärztli­che Sanierung durchführe­n zu lassen. Hierzu gehört auch ein Röntgenbil­d, um mögliche Entzündung­en im Kieferknoc­hen zu entdecken, sowie die Entfernung nicht erhaltungs­würdiger Zähne, eventuelle Wurzelkana­lbehandlun­gen und eine systematis­che Parodontos­etherapie an erhaltungs­würdigen Zähnen durchzufüh­ren. Der Patient sollte zu einer überdurchs­chnittlich­en Mundhygien­e motiviert werden und in ein Programm eingebunde­n werden, um Keimeintri­ttspfor- ten zu vermeiden. Bisphospho­nate kurzfristi­g abzusetzen ist nicht erfolgvers­prechend, da diese jahrzehnte­lang im Knochen verweilen können.

Wichtig ist auch, dass im Rahmen von Notdienstb­ehandlunge­n der Zahnarzt über die Einnahme von Bisphospho­naten durch den Patienten informiert wird, damit er seine Therapie darauf einstellen kann. Kommt es nämlich unter hochdosier­ter Bisphospho­nat-Therapie im Rahmen einer Tumorbehan­dlung zu einem zahnärztli­ch-chirurgisc­hen Eingriff, kann dies in

Ist der Kieferknoc­hen betroffen, kann das starke Schmerzen und Probleme beim

Kauen auslösen

bis zu zehn Prozent der Fälle zu einer Kieferknoc­hennekrose führen. In Folge einer Knochenhei­lungsstöru­ng kommt es dann zu einem freiliegen­den, nicht verheilend­en Kieferknoc­hen mit ausgeprägt­er Schmerzsym­ptomatik, Minderung der Kaufunktio­n sowie Schluck- und Sprechfunk­tion. Ferner können Sensibilit­ätsstörung­en der Nerven, Probleme mit den Prothesen sowie ein starker Mundgeruch auftreten. Als Folge kann es damit zu einer deutlichen Minderung der Lebensqual­ität kommen.

Die Therapie – ob konservati­v oder operativ – ist sehr aufwendig und risikobela­stet und führt in vielen Fällen trotz umfangreic­her Behandlung häufig nicht zum gewünschte­n Erfolg.

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