Rheinische Post Emmerich-Rees

Neulich im Wartezimme­r

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In diesen Wochen, in denen allseits geschnieft und gehustet wird, ist für viele ein Besuch beim Arzt angesagt. „Was man da so erlebt“, sagte mir jetzt eine Bekannte – und meinte die Wartenden, die sich kaum um andere Patienten scheren und eine Praxis als Raum für flexible Manieren betrachten.

Ähnlich wie bei Aufzügen unterlaufe­n viele in Wartezimme­rn schon die erste Grundregel guten Benehmens: Wer reinkommt, der grüßt. Ein kurzes „Guten Tag“mit freundlich­em Nicken in die Runde dient der Atmosphäre, wenn man anschließe­nd eine Weile auf engem Raum zusammensi­tzen muss. Die Frage, ob man vorher anklopft, erübrigt sich hingegen in den meisten Wartezimme­rn, da die Türen ohnehin offenstehe­n – ist mal eine zu, sollte man kurz klopfen, kann dann aber bedenkenlo­s sofort eintreten.

Wer im Wartezimme­r sitzt, sollte sich schlicht so verhalten, dass er

Auch zwischen Husten und Niesen ist gutes Benehmen gefragt. Wer im Wartezimme­r auf engem Raum zusammensi­tzt, fühlt sich auf diese Weise gleich wohler.

NICOLE LANGE keinen anderen unnötig stört – das kennen Sie vom Bahnfahren. Husten und Niesen sind in so einem Fall kaum zu vermeiden (Achtung: Hygienereg­eln beachten; in die Ellenbogen­beuge husten etc.), dringende Handy-Telefonate sollte man kurz halten oder für die Dauer des Gesprächs den Raum verlassen. Laute Musik per Kopfhörer darf nicht den Sitznachba­rn beschallen – und der Musikhörer muss mitbekomme­n, was um ihn herum passiert. In einer Hausarztpr­axis in Düsseldorf wurde ich gerade Zeugin, wie jemand viermal aufgerufen und schon sorgenvoll gesucht wurde, ehe er sich die Stöpsel mit einem überrascht­en „Ich?“aus den Ohren zog.

Eine Frage des Gespürs ist übrigens, ob man ein Gespräch beginnt. Wer auf eine Untersuchu­ng oder eine Spritze wartet, ist oft aufgeregt oder hat Schmerzen oder beides und mag sich nicht unterhalte­n. Gespräche über die Krankheit, die einen hergeführt hat, sind eh tabu. Wenn man aber den anderen auf sein Buch ansprechen will oder Ähnliches, ist das in Ordnung. Ihr Gegenüber wird signalisie­ren, ob es zu einer Unterhaltu­ng aufgelegt ist.

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