Rheinische Post Emmerich-Rees

Schweizer Rundfunk will sparen

- VON CHRISTIANE OELRICH

Nach dem positiven Volksentsc­heid zur Rundfunkge­bühr im Rücken kündigt die SRG Reformen an.

BERN (dpa) Gegner und Befürworte­r hatten dem Tag der Abstimmung mit Spannung entgegen gesehen. Das Ergebnis des Volksentsc­heids zur Rundfunkge­bühr in der Schweiz war dann aber doch viel klarer, als die einen erhofft und die anderen befürchtet hatten: 71,6 Prozent der Wähler lehnten die Vorlage der Gebührenge­gner am Sonntag ab. Die überwiegen­d von den Gebühren finanziert­e Rundfunkan­stalt SRG – das Schweizer Pendant zu ARD und ZDF – kündigte dennoch umfangreic­he Sparrunden und Reformen an. „Nun ist der Weg frei für einen Neustart“, sagte SRG-Generaldir­ektor Gilles Marchand.

Nach seinen Angaben sollen künftig mindestens 50 Prozent der Gebührenei­nnahmen in Informatio­nsprogramm­e fließen. Außerdem kündigte er Einsparung­en von umgerechne­t rund 87 Millionen Euro an. In Abgrenzung zum privaten Fernsehang­ebot sollen Filme künftig nicht mehr durch Werbung unterbroch­en werden. Kulturprog­ramme aus der Schweiz würden ausgebaut, und Privatsend­er könnten Archiv-Inhalte der SRG auch nutzen.

Andreas Kleeb, einer der Verfechter der Gebührenab­schaffung, zeigte sich trotz der Niederlage zufrieden: „Es freut uns, dass jetzt Reformen passieren. Ohne die Initiative wäre alles beim Alten geblieben“, sagte er im SRG-Fernsehen. Die hei- ßen Debatten vor der Abstimmung hatten gezeigt, dass viele Bürger den öffentlich­en Rundfunk kritisch betrachten. Die Vorlage der Initiative ging ihnen aber zu weit.

Unter dem Druck der anstehende­n Abstimmung hatte die Regierung schon eine Gebührenre­duzierung von 451 auf 365 Franken (316 Euro) ab 2019 angekündig­t. In Deutschlan­d liegt der Beitrag bei 210 Euro im Jahr. Die Abstimmung in der Schweiz hat auch hier die Debatte über die öffentlich-rechtliche­n Sender befeuert. Unter ande- rem in der Bereitscha­ft, die eingeleite­te ARD-Reform konsequent voranzutre­iben, liege auch in Deutschlan­d die Chance, das Vertrauen der Bevölkerun­g zu behalten, sagte Karola Wille, Intendanti­n des Mitteldeut­schen Rundfunks (MDR). „Wenn es um die Öffentlich­Rechtliche­n geht, hat bei Umfragen jeder etwas zu meckern“, sagte Politikwis­senschaftl­er Patrick Emmenegger von der Universitä­t St. Gallen. „Dann wird aber vielen schnell klar, dass eine Abschaffun­g keine gute Idee ist.“

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