Genialer Auftritt im Schlösschen
Zeichenkünstler Robert Nippoldt und das Trio Größenwahn begeisterten.
BORGHEES (mavi) „Dann sagste halt nichts!“– hatte ihm seine Frau „Gustl“einst trotzig gesagt, als Robert Nippoldt nicht so recht wusste, wie er sich auf der Bühne präsentieren sollte. Gesagt, getan. Der Zeichenkünstler aus Kleve, der inzwischen in Münster lebt, besinnt sich bei seiner Bühnenschau „Ein rätselhafter Schimmer“auf das, was er am besten kann. Zeichnen. Begleitet wird er von der Musik des Trios Größenwahn. Und all das steht ähnlich wie sein erfolgreiches neues Buch unter der Überschrift: Das Berlin der wilden 20er.
Schnell ausverkauft war die Amüsierschau auf Einladung des TiK im Schlösschen Borghees. Das Publikum, das diese ungewöhnliche Bühnenpräsentation ja erstmal kennenlernen musste, war hellauf begeistert. Nippoldt choreographiert auf seinem Schreibtisch, dessen Geschehen auf der Leinwand gezeigt wird, die Berliner Gesellschaft in der damaligen Zeit. Viele Scherenschnitte oder Text-Elemen- te sind vorbereitet und werden perfekt inszeniert durch Live-Zeichnungen zum Leben erweckt. Nippoldts typischer Humor kommt gut an beim Publikum, wenn etwa die Comedian Harmonists im mehrstimmigen Chor ihr „Ein Freund, ein guter Freund“anstimmen, allerdings gespielt mit kleinen Membranophonen, währen die Sänger als Zeichnungen über die Leinwand tanzen. Es sind so unheimlich viele kreative Ideen, die das laut applaudierende Publikum erstaunen lassen: Schon mal mit Pinseln Tanz- schritte vorgemacht? Die Reichskanzler der Weimarer Republik (1919-1933), 14 Amtszeiten, die alle kurz blieben, werden im Sekundentakt mit einer handgestoppten Sekunde pro Monat Regentschaft im Bild gezeigt.
Das Trio Größenwahn ist wie gemacht für diese Zeitreise. Lotta Stein singt vom Sex-Appeal, doch traut sich manchmal nur „Fünf-Appeal“zu, an guten Tagen aber auch „Sieben-Appeal“. Dazu Philip Ritter am Piano und Christoph Kopp am Kontrabass – genial.