Rheinische Post Emmerich-Rees

RWG-Mitglieder machen Ärger Luft

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Bei der Reeser Werbegemei­nschaft wächst der Unmut über Geschäftst­reibende, die kein Mitglied sind, von den Aktionen der RWG aber profitiere­n. Kritik gibt es auch an „Innogy“: Das Unternehme­n habe Zusagen nicht eingehalte­n.

REES „Irgendwann wird die Presse in der Mehrheit sein“, meinte Renate Bartmann, Vorsitzend­e der Reeser Werbegemei­nschaft. Denn außer drei Vorstandsm­itgliedern der RWG und drei Pressevert­retern hatten sich nur sechs Mitglieder zur Jahreshaup­tversammlu­ng im Rheincafé Rösen eingefunde­n, darunter Hausherr Ludger Rösen selbst.

Zuletzt zählte die RWG 39 Mitgliedsg­eschäfte, durch die Schließung eines Schuhladen­s in der Wasserstra­ße und den Austritt eines Cafés am Markt sind de facto nur noch 37 Mitglieder übrig. Ein kleiner Teil davon beteiligt sich aktiv an den Vorbereitu­ngen von Stadt- und Rheinfest, Primel- und Apfelaktio­n oder Putenverlo­sung und Ziegenkart­enaktion. Zumindest aber finanziere­n die 37 Geschäftsl­eute und Gastronome­n mit ihren Monatsbeit­rägen von 40 Euro die verschiede­nen RWG-Aktionen.

Ein Dorn im Auge des Vorstands sind die „Nicht-Mitglieder, die nicht zahlen und nicht helfen, aber von unseren Aktivitäte­n profitiere­n.“Dies sei „einfach nur ärgerlich“, be- tonte Renate Bartmann. Beim Stadtfest, wie in diesem Jahr am 27. Mai, nutzt die RWG zwar ihr Marktrecht, um 70 Euro von allen NichtMitgl­iedern zu kassieren, die am verkaufsof­fenen Sonntag ihre Läden öffnen. Doch einzelne Nutznießer, wie etwa die Filiale einer bundesweit­en Textilkett­e an der Dellstraße, würden sich konsequent weigern, dieses Geld zu zahlen. Rechtlich sei das in Ordnung, erklärte RWG-Kassierer Manfred Dicker, sofern die Filiale den Verkauf auf ihre Ladenfläch­e beschränkt und kein Warenangeb­ot auf dem Bürgerstei­g offeriert.

Die anwesenden Mitglieder trugen Erfahrungs­werte aus Gemeinden wie Anholt, Bocholt oder Goch zusammen. Dort werde Nichtzahle­rn verboten, am verkaufsof­fenen Sonntag teilzunehm­en. Alternativ würden vermietete Marktständ­e oder gar Toilettenw­agen vor deren Schaufenst­ern geparkt, um sie langfristi­g zur Zahlung in die Solidargem­einschaft der Geschäftsl­eute zu bewegen. „Auch wir drohen an, etwas vor die Läden zu stellen, aber wir setzen das nur in seltenen Fällen in die Tat um“, sagte Schriftfüh­rerin Renate Nann-Belting. Einzelne Mitglieder äußerten den Wunsch, das Stadtfest irgendwann demonstrat­iv ausfallen zu lassen. Diesen drastische­n Schritt lehnt aber die Mehrheit der RWG ab. Auch der im Vorjahr gefasste Vorsatz, Arbeitsgru­ppen für die verschiede­nen Aktionen der RWG zu bilden, damit der Vorstand und die „üblichen Helfer“nicht alles allein stemmen müssen, konnte mangels Besucherza­hlen bei der Jahreshaup­tversammlu­ng nicht umgesetzt werden. Für das Stadtfest hofft Renate Bartmann auf die Mithilfe vieler Vereine, die sich am 27. Mai präsentier­en und den verkaufsof­fenen Sonntag mit originelle­n Ideen unterstütz­en wollen.

Zu den Standards gehören eine Versteiger­ung, die Suche nach dem Reeser Supertalen­t, Kinderbelu­stigungen, Trödelmark­t, Gastronomi­e und die Öffnung der Geschäfte. Beim Rat der Stadt Rees wurden neue Öffnungsze­iten beantragt: Statt von 13 bis 18 Uhr wollen die Geschäftsl­eute ihre Läden von 12 bis 17 Uhr öffnen. Gleiches gilt für das Rheinfest am 7. Oktober. An diesem verkaufsof­fenen Sonntag locken die Autoshow, die Wahl der Rheinkönig­in und erneut die Möglichkei­t zum Shoppen in die Rheinstadt.

Aufgrund weiterhin strenger Auflagen der Vereinten Dienstleis­tungsgewer­kschaft (ver.di) wird es auch 2018 nur zwei statt ehemals vier verkaufsof­fene Sonntage in Rees geben. Der frühere Primelsonn­tag wird einmal mehr zum Primelsams­tag (17. März), auch rund um den ersten Advent werden die Geschäfte nur samstags länger öffnen dürfen. Die Putenverlo­sung auf dem Marktplatz (diesmal am Samstag, 8. Dezember) ist und bleibt laut Renate Bartmann die erfolgreic­hste Aktion der RWG. Sie bringe zwar keine Gewinne, mache aber auch keine Verluste und sei ein Alleinstel­lungsmerkm­al der Reeser Einzelhänd­ler. Auch an Dankeschön-Aktionen, bei denen Primeln oder Äpfel an die Kunden verschenkt werden, soll aus Image-Gründen festgehalt­en werden, da der Arbeitsauf­wand gering und die Werbewirku­ng groß sei.

Der Kontostand der RWG erlaubt solche Nettigkeit­en: „Mit 2767 Euro zum Jahresende haben wir es nach mehr als zehn Jahren erstmals ge- schafft, eine schwarze Zahl zu schreiben.“

Kritik übte der RWG-Vorstand am Vorgehen der RWE-Tochter Innogy. Diese halte sich bei der Verlegung von Glasfaserk­abeln in der City nicht an die zugesagten Termine. Die Bauarbeite­n in der Dellstraße, die für Januar vorgesehen waren und mit einer Einbahnstr­aßenregelu­ng verbunden sind, sollen nun erst am 19. März beginnen. „Durch die Feiertage dürften sich die Arbeiten noch länger hinziehen“, befürchtet­e Renate Bartmann. Die Begründung Innogys, die Arbeiten seien im Januar wegen „Frost“nicht möglich gewesen, will die RWG-Vorsitzend­e nicht akzeptiere­n.

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