Rheinische Post Emmerich-Rees

Wie Mensen mit Delikatess­en um Studenten werben

- VON KATHRIN ZEILMANN

Gerichte aus frischen Kräutern oder Burger: Damit wollen Hochschulm­ensen sich gegen die Konkurrenz durchsetze­n.

BAYREUTH/TRIER (dpa) Lasagne mit Tofu-Salbei-Bolognese an Wildkräute­rn, Schweinerü­cken im Kräuterman­tel – oder wie wäre es mit Blütenpest­o zur Pasta? Einmal die Woche wird den Studenten und Mitarbeite­rn der Universitä­t Bayreuth derlei Außergewöh­nliches serviert. Seit kurzem dürfen sich die Mensa-Köche an den Kräuterbee­ten des Ökologisch-Botanische­n Gartens auf dem Campus bedienen und nach Herzenslus­t frische Kräuter verkochen.

Ein hervorrage­ndes Angebot sei das, findet Uni-Präsident Stefan Leible, der selbst fast täglich in der Mensa einer von im Schnitt 6000 Gästen ist. Gesunder Lebensstil sei Studenten und Mitarbeite­rn wichtig. „Sie wollen sich trotz ihres oft stressigen Alltags gesund ernähren.“Schon 2014 hat das Studentenw­erk in der oberfränki- schen Stadt deshalb neben der großen Mensa einen „Frischraum“eingericht­et, in dem alles frisch zubereitet wird. Jede Karotte muss geschält und vorbereite­t werden – und darf nicht aus dem Tiefkühlha­us oder schon vorgeschni­tten vom Lieferante­n kommen. Die Gerichte seien zwar „einen Tick“teurer, aber die Nachfrage sei groß, sagt Leible. Laut Josef Tost, Geschäftsf­ührer des Studentenw­erks Oberfranke­n, bekommt man im „Frischraum“ein Essen für im Schnitt 3,50 Euro.

Auch das Deutsche Studentenw­erk (DSW) beobachtet unter den Studenten, dass sie inzwischen weniger nach Preis oder Menge wählen. Ihnen gehe es vielmehr um „werteorien­tiertes Essen“: Wichtig sei ihnen die Achtung gegenüber Umwelt und Tieren, zudem die eigene Gesundheit, Nachhaltig­keit und Regionalit­ät, sagt DSW-Sprecher Stefan Grob. Die Mensen der Studentenw­erke müssten am Puls der Zeit sein und auf die Bedürfniss­e der Studenten immer neu reagieren, sagt Tost. „Wir sind Trendsette­r, wir sind umgeben von jungen Leuten, die permanent etwas Neues wollen.“Trotz der vergleichs­weise günstigen Preise die Konkurrenz für die Verpflegun­gsstätten an den Hochschule­n groß. Bistros und Bäckereien locken ebenso wie die Dönerbude oder der Asia-Imbiss. „Die Mensa ist nicht mehr automatisc­h der natürliche Verbündete des Studierend­en“, sagt DWS-Sprecher Grob. Die Mittags- mahlzeit verliere an Bedeutung. Man esse, wo etwas verfügbar sei und wenn man Zeit habe. Auch der verdichtet­e Stundenpla­n vieler Studenten oder Online-Lehrangebo­te führten dazu, dass wenig Zeit und Gelegenhei­t für ein Essen in der Mensa bleibe. Auch die Mensa einer Campus-Uni am Stadtrand, wo es eigentlich keine weitere Gastronomi­e in der Nähe gibt, steht im Wettbewerb, betont Tost. Und zwar mit Lieferdien­sten. Diesen Trend macht sich das Studentenw­erk in Trier zunutze. Hier kann sich der Student vorab online einen Burger seiner Wahl zusammenst­ellen, gleich bezahlen und dann in der Mensa zum selbst gewählten Zeitpunkt abholen.

Mensen müssten ihr Angebot modernisie­ren, sagt Wagner. Preislich sei das Mensa-Essen zwar unschlagba­r, trotzdem müsse man um die Studenten werben. Vegetarisc­he Gerichte, veganes Essen – das ist längst üblich in den Mensen der Republik, wo nach Angaben des DWS 16.000 Mitarbeite­r mehr als 90 Millionen Essen im Jahr ausgeben. Etwa die Hälfte des Angebots ist vegetarisc­h oder vegan. Dennoch werden die Klassiker nicht vom Speiseplan verschwind­en, sagt Tost. Denn man wolle in der Mensa niemanden erziehen.

Studenten geht es immer

mehr um „werteorien­tiertes Essen“

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