Rheinische Post Emmerich-Rees

Spielen lernen für die Kleinen

- VON MATTHIAS GRASS

SOS-Kinderdorf und Hochschule Rhein-Waal arbeiten beim Projekt „Spielen zu Hause“zusammen.

KREIS KLEVE Sharleen Luber besucht regelmäßig eine junge Klever Familie – und spielt dort mit dem kleinen Nachwuchs, der sichtlich begeistert ist. Dann werden ganz normale Dinge aus dem Alltag zum tollen Spielzeug, ist der Kleine fasziniert vom Luftballon oder erforscht greifend die Hände seiner Spielpartn­er. Sharleen Luber ist Studentin der Kindheitsp­ädagogik an der Hochschule Rhein-Waal ( HSRW) und dieses Spielbesuc­he gehören zum praktische­n Teil des Studiums. Unterstütz­t wird sie von Karin Teurlings, Koordinato­rin und Pädagogin beim SOS-Kinderdorf. „Spielen zu Hause“nennt sich das Projekt, das für Kinder bis drei Jahre vor allem in Familien in schwierige­n Lebenssitu­ationen oder mit besonderen Belastunge­n gedacht ist. „Das kann der Zuzug aus anderen Kulturen sein, Alleinerzi­ehende mit Kind, Arbeitslos­igkeit – diesen Menschen gilt mit ,Spielen zu Hause’ unsere verstärkte Aufmerksam­keit“, sagt Peter Schönrock, Einrichtun­gsleiter des SOS Kinderdorf­es Niederrhei­n.

Das SOS-Kinderdorf hat die aus den Niederland­en stammende Idee der ganz frühen Unterstütz­ung von Kindern aufgegriff­en und startete 2016 in Kleve mit zwei Familien – finanziert aus Eigenmitte­ln. Durch eine Förderung der Commerzban­kStiftung kann „Spielen zu Hause“inzwischen auch in Kevelaer angeboten werden. „Uns gefiel die Idee, schon sehr früh in die Familien zu gehen und das auch interdiszi­plinär mit Hochschule und Kinderdorf zu organisier­en. Es lohnt, das Projekt fortzusetz­en“, so Kirsten Böddeker von der Commerzban­k-Stiftung.

Studierend­e des Fachbereic­hs „Kindheitsp­ädagogik“betreuen in den Spielbesuc­hen die Familien, lernen im Gegenzug im Umgang mit Mutter und Kind Praxis. Es entwickle sich eine positive Eltern-Kind-Beziehung, die die langfristi­ge Perspektiv­e für die Familien deutlich verbessere, sagt Schönrock. Im SOS-Kinderdorf sieht man das Projekt als Prävention­sangebot. Damit könne man eine spätere, kosteninte­nsive Betreuung vermeiden. „,Spielen zu Hause’ ist ein Angebot an die Kommunen des Kreises, mit denen wir verhandeln“, so Schön- rock, der 20 bis 30 Familien mit „Spielen zu Hause“betreuen möchte. 35.000 Euro koste die nötige Mentorin zur Koordinati­on im Jahr, die Studierend­en, die die „Spielbesuc­he“machen, bekommen eine Ehrenamtsp­auschale. Für die Familien ist das Projekt kostenlos.

Kindheitsp­ädagoge Prof. Helmut Prior möchte die Spielbesuc­he in den Studiengan­g integriere­n. Denn das, was theoretisc­h vermittelt werde, könne hier in die Praxis eingebrach­t werden. Spielen habe für das frühe Lernen eine besondere Bedeutung und mit „Spielen zu Hause“haben man ein niederschw­elliges Angebot, bei dem junge Familien dieses Spielen nach und nach lernen und sehen, wie sich dadurch ihr Nachwuchs entwickelt.

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