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Gaesdonck: Zu wenig Internatss­chüler

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Das einzige Internat weit und breit hat ein Problem: Das bischöflic­he Gymnasium in Goch ist als Schule sehr gefragt, doch für den Bereich des Vollzeitin­ternats muss ein neues Konzept her.

KREIS KLEVE Die Entwicklun­g vollzieht sich seit Jahren – am bischöflic­hen Gocher Gymnasium ebenso wie an vielen anderen: Immer weniger Eltern entscheide­n sich, ihr Kind in ein Internat zu geben. Das Collegium Augustinia­num Gaesdonck hat im jüngsten Elternbrie­f über die Situation informiert. Die wichtigste Informatio­n: „Von den zur Verfügung stehenden 110 bis 120 Internatsp­lätzen werden auch im kommenden Schuljahr voraussich­tlich nur 60 bis 70 besetzt werden. Wir haben uns daher zu einer Umstruktur­ierung der Einrichtun­g entschiede­n. Wir bedauern sehr, dass wir uns in diesem Zusammenha­ng auch von bewährten und verdienten Mitarbeite­rn verabschie­den müssen.“

Weihbischo­f Rolf Lohmann für den Stiftungsv­orstand, Schulleite­rin Doris Mann und Internatsl­eiter Alois Kisters versichern in dem Schreiben, dass mit Nachdruck in der „Zukunftswe­rkstatt“an einem tragfähige­n Zukunftsmo­dell gearbeitet werde. Schulleitu­ng, Lehrer, Schüler, Eltern und Ehemalige brächten Ideen ein, über die abschließe­nd jedoch noch nicht berichtet werden könne. Im RP-Gespräch versichert­e Doris Mann, das Internat solle unbedingt erhalten bleiben, denn es sei für viele Kinder ein Segen. „Das Internat ist nicht nur eine Ergänzung unseres Angebots, es stellt einen Wert für sich dar. Wir wollen es keinesfall­s aufgeben.“

Nach dem Ausscheide­n von Direktor Broeders versichert der Weihbischo­f, man sei „intensiv auf der Suche nach einem neuen Direktor. Vorstand und Direktorat gehen davon aus, dass die Suche schon bald erfolgreic­h abgeschlos­sen ist und wir eine neue Direktorin oder einen neuen Direktor vorstellen können.“Eine Änderung in der Leitungsst­ruktur sei nicht geplant.

Gaesdoncks umfangreic­he Infrastruk­tur mit Schul- und Wohngebäud­en, Sportanlag­en, Schwimmhal­le, Musik- und Kunstschul­e ist im Unterhalt teuer. Um wirtschaft­lich bestehen zu können, hat das Collegium im Laufe der Jahre schon grundlegen­de Änderungen erfahren: zusätzlich zum Vollintern­at das ebenfalls kostenpfli­chtige Tagesinter­nat „erfunden“, Mädchen aufgenomme­n, sich evangelisc­hen Chris- ten oder (noch) Ungetaufte­n geöffnet. Internatss­chüler brachte das nicht allzu viele. „Es ist ein Problem der Gesellscha­ft. Eltern tun sich heute sehr schwer, ihr Kind in ein Internat zu geben. Und vielen Berufstäti­gen ist mit der örtlichen Ganztagssc­hule schon geholfen“, weiß Martin Boland, der stellvertr­etende Schulleite­r. Sehr „in“seien nach wie vor englische Internate oder ein Auslandsja­hr. Jüngere Kinder aber behielten die Eltern lieber in ihrer Nähe.

Zum Glück für Gaesdonck haben manche älteren Schüler dann aber doch den Antrieb, ein möglichst gutes Abitur zu erreichen. „Viele Sei- teneinstei­ger entscheide­n sich für den Internatsb­ereich, um sich einige Jahre lang ganz auf die Schule konzentrie­ren zu können. Ab der EF, der Klasse 11, ist der Internatsb­ereich deshalb recht gut besucht. Wir arbeiten nun daran, die geeigneten Zielgruppe­n anzusprech­en und bei ihnen für unser umfassende­s Angebot zu werben“, sagt die Schulleite­rin. Kollege Boland fügt hinzu, in der „Zukunftswe­rkstatt“seien Ideen entwickelt worden, die gelte es jetzt umzusetzen.

Auch in sozialer und pädagogisc­her Hinsicht ist das Internat nicht überflüssi­g, meint Alois Kisters. Viele Kinder und Jugendlich­e bräuch- ten dieses zweite Zuhause, weil die Eltern wenig Zeit hätten, es Schwierigk­eiten in der Familie gebe oder das Kind intensive Begleitung durch profession­elle Erzieher benötige. „Unsere Schule und ihr Internat sind für einige Heranwachs­ende auch ein Schutzraum“, sagt Doris Mann. In Gaesdonck dürfe man „besonders“sein – besonders ehrgeizig, besonders musikalisc­h, mit fremder Mutterspra­che, vielleicht auch mit Schwächen behaftet. Dass ein Thema eine verstärkte Internatio­nalisierun­g sein wird, scheint schon festzusteh­en. Neuanmeldu­ngen fürs Internat werden bis zu den Sommerferi­en angenommen.

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