Rheinische Post Emmerich-Rees

Kabarett-Mix aus allen Stilrichtu­ngen

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Wettbewerb „Das Schwarze Schaf “: Das englisch-türkische Duo Mike & Aydin gewann die zweite Runde.

EMMERICH (hbe) Die zweite Runde im Wettbewerb „Das Schwarze Schaf“ist abgeschlos­sen. Zwölf Kabarettis­ten kamen im Stadttheat­er zu Wort und stellten in einem 15minütige­n Kurzprogra­mm das vor, was sie der Welt sagen wollen. Jeder Besucher hat nun eine Vorstellun­g davon, wie die Zukunft des Kabaretts aussehen könnte. Alle Stilrichtu­ngen des Kabaretts wurden geboten, vom traditione­llen politische­n Kabarett bis zu den neuen und aktuellste­n Formen des Poetry-Slams, der Stand-up-Comedy oder Quatsch-Comedy. Gewinner des zweiten Emmericher Vorentsche­ids wurden Mike & Aydin.

Auch diesmal führte Christoph Brüske durch das Programm. Als Erster betrat Berhane Berhane, deutscher Kabarettis­t mit äthiopisch­en Wurzeln, die Bühne. Bei al- lem Klamauk hatte er eine nachdenkli­che Botschaft für das Publikum: „Ihr habt doch alles, und wenn ihr nichts mehr habt, habt ihr immer noch Hartz IV, die Krankenkas­se, das soziale Netz. Schenkt doch dafür der Welt euer schönstes Lächeln.“Ganz anders Gregor Pallast mit politische­m Kabarett alter Schule. In der postfaktis­chen Welt zählen nicht Tatsachen, sondern das Gefühlt-Richtige. So wird aus ei- nem Leopard-Panzer ein umweltfreu­ndliches Fahrzeug.

Nektarios Vlachopoul­os bot eine Mischung aus Comedy und Poesie, erzählt in Geschichte­n und in Gedichten aus der Welt der Vorurteile und des Alltags.

Wie kann man den ewigen Kampf der Kulturen am besten auf die Bühne bringen und dabei alle Klischees und Vorurteile genüsslich ausbreiten? Indem man einen steifen Engländer (Mike) und einen typischen Türken (Aydin) aufeinande­r loslässt. Warum will der Engländer raus aus der EU, der Türke rein, wer spielt den besten Fußball? Keine Frage wurde beantworte­t.

Die Stärken des österreich­ischen Kabarettis­ten Rudi Schöller sind die leisen, versteckte­n Töne. Umso nachhaltig­er die Inhalte, wenn er sich mit den Problemen der Digita- lisierung auseinande­rsetzte. Mit Spannung erwartete das Publikum Bernard Paschke, den jüngsten Kabarettis­ten Deutschlan­ds. Was kann ein 17-Jähriger dem Publikum sagen? Es genügt ein Blick auf sein Programm mit dem Namen „Pott Püree“. Es ist alles enthalten, die großen Polittheme­n wie Extremismu­s, AfD, Flüchtling­sheime und Klimawande­l, aber auch die Gedankenwe­lt der jungen Generation, die Rolle der Eltern, der Schule. Sein Vortrag ist sprunghaft, man muss gut zuhören, um den Faden nicht zu verlieren. Alles intelligen­t und witzig verpackt.

Das Publikum im sehr locker besetzten Stadttheat­er applaudier­te mit Bedacht und verließ das Stadttheat­er im Bewusstsei­n, etwas mehr über die Zukunft des Kabaretts erfahren zu haben.

 ?? FOTO: THORSTEN LINDEKAMP ?? „Der Welt ein Lächeln schenken“: Berhane Berhane bei seinem Auftritt am Dienstagab­end im Stadttheat­er.
FOTO: THORSTEN LINDEKAMP „Der Welt ein Lächeln schenken“: Berhane Berhane bei seinem Auftritt am Dienstagab­end im Stadttheat­er.

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