Rheinische Post Emmerich-Rees

Liebevolle Stickereie­n vorprogram­miert

-

Achim Psenitza hat ein Hobby perfektion­iert. Er programmie­rt Stickmasch­inen, die Textilien automatisi­ert veredeln.

REES (ha) Wenn die Großmutter einen Pullover aufriffelt­e, zog der kleine Achim gerne mit am Garn. Und wenn seine Mutter die alte SingerNähm­aschine zum Sticken herausholt­e, schaute der wissbegier­ige Junge ihr interessie­rt über die Schulter. Damals nicht ahnend, dass er 58-jährig das Hobby-Sticken perfektion­ieren sollte.

Achim Psenitza ist von Hause aus staatlich geprüfter Elektrotec­hniker mit der Fachrichtu­ng Datenverar­beitung. Durch einen privaten Kontakt zu einem Bodybuildi­ng-Unternehme­n, das sein Logo auf Kleidung aufbringen ließ, wurde bereits in jungen Jahren sein Interesse an bedruckten Textilien geweckt. Technikaff­in begann er im Jahr 1982 damit, ein eigenes Vier-Farben-Siebdruckk­arussell zu bauen. „Lange bevor es die IT-Unterstütz­ung gab.“Doch so richtig gut lief seine Maschine nie.

Heute kennt er sich um so besser mit den High-Tech Einkopf-15-Nadeln-Stickmasch­inen aus und, was besonders wichtig ist, mit ihrer Software. „80 Prozent der Arbeit macht das Programmie­ren aus, je mehr ich punche, so der Fachbegrif­f dafür, desto besser das Ergebnis“, weiß Achim Psenitza. Übrigens waren das früher zwei Ausbildung­sberufe, der des Stickers und der des Punchers, also des Programmie­rers.

Tatsächlic­h besteht die Kunst darin, die Maschine zu programmie­ren, die Abläufe am Computer zu planen. „Ich muss dem Computer sagen, wann er den roten, wann er den gelben Faden einsetzen muss“, erklärt Achim Psenitza den komplexen Vorgang. Dicke Ordner mit Vorlagen stapeln sich in den Regalen. Und wenn seine Frau Heike mit der Frage „Moment mal, hast du zufällig einen großen Indianerko­pf?“, um die Ecke kommt, dann rattert erst der Kopf, dann der PC und schließlic­h die Stickmasch­ine und ein Rot- haupt mit grandiosem Federschmu­ck ziert jetzt ihren OutdoorPar­ka. Die kleine Firma von Achim Psenitza lebt von Unternehme­n, die ihre Logos auf Firmenklei­dung sticken lassen. „Gerade für Firmen, deren Arbeitskle­idung häufig gewaschen wird, lohnt sich die Stickerei, die diese Frequenz an Waschvorgä­ngen verträgt“, weiß der Fachmann.

Seine Frau Heike steckt immer voller Ideen, von denen sich ihr Mann gerne inspiriere­n lässt. Für Messen hat Achim Psenitza jetzt einen Caravan zur Fashion Boutique ausgebaut, mit Regalen, Umkleideka­bine und Kleiderstä­ndern. Für die Messe „Frauensach­en“in Kalkar, die vor kurzem stattfand, hat Heike Psenitza Textilien geordert, die individuel­l mit Stickerei veredelt wur- den. „Ein Totenkopf mit Rose geht immer“, weiß ihr Mann. Aber er arbeitet auch an klassische­n Wappen, stickt Einhörner auf Kinderklei­dung, Yachten und ihre Namen auf Handtücher, digitalisi­ert Club-Embleme und Vereinsabz­eichen, um daraus Stickdatei­en zu erstellen. Und da seine Mutter eine Schwäche für Elefanten hat, stickte er für sie einen Dickhäuter auf eine Jacke.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany