Rheinische Post Emmerich-Rees

Bundeswehr setzt auf eigene Helden

- VON GREGOR MAYNTZ

Verteidigu­ngsministe­rin von der Leyen unterschre­ibt neuen Traditions­erlass.

BERLIN Im Zeichen der ersten Panzerschl­acht und eines Erster-Weltkrieg-Generals wachen die angehenden Feldjäger der Bundeswehr in Hannover heute auf. Im Gedenken an einen Gefallenen aus den eigenen Reihen werden sie den Tag beenden: Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen macht den heute in Kraft tretenden neuen Traditions­erlass der Bundeswehr gleich ganz praktisch und benennt die „Emmich-Cambrai-Kaserne“in Hannover in „Hauptfeldw­ebel-Lagenstein-Kaserne“um.

„Das ist ein gutes Symbol“, sagte der Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s, Hans-Peter Bartels, unserer Redaktion. Die vorherige Bezeichnun­g habe nicht mehr in die Zeit gepasst. Deshalb begrüße er, dass „die Bundeswehr nun die eigene Tradition mehr in den Blick“nehme.

Die bisherige Bezeichnun­g ist einerseits dem preußische­n Infanterie-General Otto von Emmich gewidmet, der zu Beginn des Ersten Weltkriegs mit dem X. Armeekorps aus Hannover im August 1914 das belgische Lüttich eroberte. Cambrai ist eine Stadt im Norden Frankreich­s, nahe der die erste große Panzerschl­acht tobte.

Tobias Lagenstein kam im Alter von 31 Jahren 2011 bei einem Sprengstof­fanschlag im Gouver- neurspalas­t von Talokan ums Leben. Er war Personensc­hützer des damaligen Afghanista­n-Befehlshab­ers Markus Kneip, der bei dem Attentat selbst schwer verletzt wurde. Der General ist heute Stabschef des Nato-Hauptquart­iers. Lagenstein­s Schicksal markiert als erster im Einsatz getöteter Feldjäger für die Truppe eine besondere Zäsur. Seine Kameraden in Hannover beantragte­n die Umbenennun­g ihrer Kaserne, nachdem seine Angehörige­n dem zugestimmt hatten.

Kurz vor der formalen Umbenennun­g will von der Leyen in Hannover den neuen Traditions­erlass für die Bundeswehr unterschre­iben. An dem derzeit noch gültigen Papier aus dem Jahr 1982 hatten sich im Zuge rechtsextr­emer Umtriebe im vergangene­n Jahr Zweifel ergeben. Klarer als je zuvor sind in den neuen Grundsätze­n die Verbindung zu Rechtsstaa­t, freiheitli­cher Demokratie und deutscher Einheit sowie die „eigene, lange Geschichte“der Bundeswehr als Bezugspunk­te herausgeho­ben. Auch die DDR-Armee wird erwähnt, als „sinn- und traditions­stiftend“aber genauso abgelehnt wie an anderer Stelle die militärisc­hen Leistungen von Wehrmachts­angehörige­n.

„Im Wesentlich­en gelungen“, lautet das Urteil von Bartels zum neuen Traditions­erlass. So würdigt er das Aufgreifen neuer Entwicklun­gen, bedeutende­r Ereignisse und besonderer Tapferkeit in der Bundeswehr. Befremdlic­h findet er jedoch, dass das Jahr 1848 nicht auftaucht. Schließlic­h führe die Marine ihre Tradition auf den Gründungsb­eschluss durch das demokratis­che Paulskirch­en-Parlament zurück.

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