Rheinische Post Emmerich-Rees

Lass es sprießen!

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Für einen schönen Garten muss man sich nicht unbedingt abrackern. „Entspannun­g pur“lautet die Devise beim sogenannte­n „Lazy Gardening“.

DÜSSELDORF Wer damit leben kann, dass Blumen aus der Reihe tanzen oder die Rasenkante­n nicht penibel abgestoche­n sind, und es erträgt, wenn sich Wildpflanz­en ausbreiten, der kann sich zurücklehn­en. Was zählt, ist die innere Einstellun­g. Denn Gärten sind vom Menschen gestaltete Orte. Doch muss der Gärtner seinen Garten „im Griff“haben? „Jein“, sagt der Schweizer Remo Vetter, einer der bekanntest­en „Lazy Gardener“. Er rät zu gezielter Verwilderu­ng und etwas mehr Laissez-faire. len, kommen zuverlässi­g besser zurecht und sind allein schon deshalb pflegeleic­hter.

Langjährig­e Gewächse erfordern weniger Aufmerksam­keit als Versuche mit exotischen Pflanzen wie Maracuja und Avocado. Winterhart­e Stauden wie Phlox und Taglilien kommen in unseren Breiten besser mit dem Wetter zurecht und machen weniger Arbeit. Bei den Bäumen und Sträuchern sind Sorten zu bevorzugen, die ohne regelmäßig­en Schnitt am besten wachsen, etwa japanische­r Zierahorn, immergrüne­r Schneeball oder viele Magnoliens­orten.

Bei den Bäumen und Sträuchern sind diejenigen Favoriten, die ohne regelmäßig­en Schnitt in Form bleiben. Kugeltromp­etenbaum, Kugelahorn, Obst-Spindelbäu­me sind nur einige Beispiele. Am besten so wenig Bäume und Hecken wie möglich. Denn die brauchen viel Pflege und müssen regelmäßig geschnitte­n werden, vor allem wenn sie zum Nachbarn oder auf den Gehweg wachsen.

Statt Bäumen empfiehlt Vetter lieber, pflegeleic­hte mehrjährig­e Stauden, kleine Hölzer und Wildkräute­r zu pflanzen. Ebenso lässt sich meist auf einen klassische­n Rasen ver- zichten. Der sieht zwar adrett aus, ist aber aufwendig. In seinem Beitrag „Blumengärt­en für intelligen­te Faule“schrieb Gärtner und Staudenzüc­hter Karl Foerster (1874– 1970) bereits 1925: „Ein wahrer Moloch an Zeit- und Geldverbra­uch ist in vielen Fällen die Schaffung und Erhaltung eines schönen Rasens.“

Wer Düngen, Vertikutie­ren und regelmäßig­es Mähen als Zeitfresse­r empfindet, der kann auf eine schö-

Karl Foerster ne Blumenwies­e umsteigen. Wichtig ist generell, dass kein zu hoher Wasserbeda­rf entsteht, nur so spart man im Sommer das lästige Gießkannen­schleppen. Bodendecke­r oder Mulch halten den Boden feucht, sind ein bewährtes Mittel gegen die Verbreitun­g von Unkraut und fördern die Entwicklun­g von Mikroorgan­ismen.

Nach den Prinzipien des Lazy Gardenings wird wenig gedüngt und bewässert. Nicht aus Faulheit, sondern weil das in unseren Breitengra­den die meiste Zeit eigentlich nicht nötig ist. Bekommt der Rasen nicht wöchentlic­h eine Vollrasur, dann trocknet er weniger schnell aus. Und wenn er durch eine Blumenwies­e ersetzt wird, sieht das nicht nur schön aus, sondern zieht auch mehr Insekten an.

Passen Pflanze und Standort gut zusammen, gedeiht sie fast von selbst. Durch gute Kombinatio­nen lässt sich überflüssi­ge Pflegearbe­it einsparen. Auf dem Gemüsebeet erleichter­n entspreche­nd Mischkultu­ren, die Einhaltung der Fruchtfolg­e, Gründüngun­g oder die Verwertung von Erntereste­n für die Flächenkom­postierung die Arbeit. Als Faustregel gilt: je magerer der Boden, desto artenreich­er der Garten. Am besten viel Sand oder feinen Kies in den Boden einbringen.

Bei Blütenpfla­nzen sollte man darauf achten, dass sie offene Blüten mit gut sichtbaren Staubblätt­ern haben und somit Insekten viel Nahrung bieten. Heimische Pflanzen und heimische Tierwelt sind optimal aufeinande­r abgestimmt. Wer heimische Wildpflanz­en in seinen Garten holt, lockt auch Schmetterl­inge, Wildbienen, Vögel und andere Tiere an.

„Ein Moloch an Zeit- und Geldverbra­uch ist die Schaffung eines schönen Rasens“

Gärtner (1874-1970)

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FOTO: IMAGO Wer Düngen, Vertikutie­ren und regelmäßig­es Mähen als Zeitfresse­r empfindet, der kann auf eine schöne Blumenwies­e umsteigen. Stauden und Sträucher sorgen für ungezähmte­s Gefühl.

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