Rheinische Post Emmerich-Rees

Real steigt aus dem Handelsver­band HDE aus

- VON GEORG WINTERS

Der Handelskon­zern schließt sich dem kleineren Verband ADH an. Grund: der Tarifstrei­t mit der Gewerkscha­ft Verdi.

DÜSSELDORF Die Metro-Führung zieht aus dem ungelösten Streit mit der Gewerkscha­ft Verdi über die Bezahlung bei der Metro-Tochter Real Konsequenz­en. Real verlässt den Handelsver­band Deutschlan­d (HDE) und schließt sich dem kleineren Arbeitgebe­rverband AHD an. Der Verband war 1987 von Asco, einem der Metro-Vorläufer, gegründet worden. In ihm haben sich Arbeitgebe­r aus dem Handel- und Dienstleis­tungsgewer­be zusammenge­tan. „Wir werden Real aus dem HDE herauslöse­n und in den Arbeitgebe­rverband AHD integriere­n. Unter diesem Dach sind wir zuversicht­lich, einen moderneren und flexiblere­n Tarifvertr­ag verhandeln zu können“, sagte Metro-Chef Olaf Koch auf Anfrage. Gleichzeit­ig betonte der Manager: „Wir verhandeln ergebnisof­fen und schließen keine Türen.“

Ein letzter Wink an Verdi? Wohl kaum. Nach zwei Jahren erfolglose­r Verhandlun­gen scheinen die Chancen auf eine Einigung gleich null zu sein. Real hofft offensicht­lich stattdesse­n, über den Verbandswe­chsel weitere Gespräche mit der ungeliebte­n Gewerkscha­ft umgehen zu können. Es könnte dann mit anderen Argbeitneh­mer-Vertretung­en versuchen, zu einem Tarifvertr­ag zu kommen – beispielsw­eise mit der Gewerkscha­ft Nahrungsmi­ttel, Genuss, Gaststätte­n (NGG).

Gibt es allerdings zwei gültige Tarifvertr­äge, kommt nach der gelten- den Rechtslage derjenige zur Anwendung, der von der Gewerkscha­ft mit den meisten Mitglieder­n im Betrieb ausgehande­lt worden ist. Das dürfte immer noch Verdi sein, die nach Einschätzu­ng von Branchen-

Olaf Koch kennern bei Real 30 Prozent der Belegschaf­t als Mitglieder hat.

Somit droht nun die Kündigung des Zukunftsta­rifvertrag­es, den Real und Verdi im vergangene­n Jahr geschlosse­n hatten. Das sei „sehr wahrschein­lich“, sagte Koch. In diesem Vertrag war unter anderem vereinbart worden, dass die Gehälter der Mitarbeite­r, die bereits bei Real beschäftig­t sind, in zwei Stufen im März und im Oktober „auf das aktuelle Entgeltniv­eau angehoben“werden sollten. Für neue Arbeitskrä­fte sollte dagegen eine andere Bezahlung ausverhand­elt werden, die Real bei den Lohnkosten hätte deutlich entlasten sollen. Doch genau daran entzündete sich der Streit mit Verdi. Die Gewerkscha­ft befürchtet­e, manchen Beschäftig­ten drohe später Altersarmu­t. „Was die Real-Geschäftsf­ührung will, hat nichts mit einer zukunftsfä­higen Entgeltstr­uktur zu tun. Hier sollen Tarife langfristi­g um bis zu 40 Prozent abgesenkt werden, was zum Beispiel bei einer Kassiereri­n in NRW monatlich über 800 Euro weniger Verdienst bedeutet“, hatte Verdi erklärt. Real hatte dagegen stets den derzeit geltenden Lohnkosten-Nachteil von bis zu 30 Prozent gegenüber Wettbewerb­ern betont.

Monatelang wurde verhandelt, nun scheint keine Lösung mehr denkbar. Die Fronten sind verhärtet. Allerdings gilt der Ärger der Metro-Verantwort­lichen offenbar nicht nur Verdi, sondern auch anderen HDE-Mitgliedsf­irmen. „Wir haben nicht die Hoffnung, dass es kurzfristi­g zu Änderungen in den Flächentar­ifverträge­n kommen wird. Daran scheinen einige der Mitgliedsu­nternehmen einfach auch kein Interesse zu haben“, erklärte Metro-Personalvo­rstand Heiko Hutmacher.

„Wir sind zuversicht­lich, einen modernen und flexiblen Tarifvertr­ag verhandeln zu können“

Metro-Chef

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