Rheinische Post Emmerich-Rees

Akzo Nobel geht an US-Finanzinve­stor

-

Am Spezialche­mie-Geschäft des niederländ­ischen Konzerns soll auch Lanxess interessie­rt gewesen sein. Der deutsche Bieter soll sich aber bereits Mitte März zurückgezo­gen haben. Nun kam Finanzinve­stor Carlyle zum Zuge.

KÖLN (RP/rtr) Akzo Nobel verkauft für mehr als zehn Milliarden Euro sein Spezialche­miegeschäf­t und konzentrie­rt sich künftig auf Farben und Lacke. Beim Bieterrenn­en um die Sparte setzte sich die US-amerikanis­che Beteiligun­gsgesellsc­haft Carlyle durch, die den Kaufpreis inklusive Schulden zusammen mit dem Staatsfond­s GIC aus Singapur finanziert, wie der niederländ­ische Konzern mitteilte. Damit gelingt den Amerikaner­n in Europa eine der größten Übernahmen eines Finanzinve­stors der vergangene­n Jahre.

Für Akzo Nobel ist der Deal mit Carlyle und GIC die Einlösung eines im Abwehrkamp­f gegen den USKonzern PPG gegebenen Verspreche­ns an die Aktionäre. Mit dem Hedgefonds Elliott ist ein Burgfriede­n geschlosse­n worden. Der vom aktivistis­chen Investor Paul Singer geleitete Fonds wollte eigentlich, dass PPG Industries Akzo Nobel übernimmt. Dagegen hatten sich die Niederländ­er erfolgreic­h ge- wehrt. Politik und Gewerkscha­ften hatten um den Abbau von Jobs bei Akzo Nobel gebangt. Der Konzern beschäftig­t weltweit 45.000 Mitarbeite­r. Spätere Fusionsges­präche mit dem amerikanis­chen Wettbewerb­er Axalta waren ergebnislo­s beendet worden.

Der jetzt erwartete Nettoerlös aus dem Verkauf von rund 7,5 Milliarden Euro soll zum größten Teil an die Anteilseig­ner ausgeschüt­tet werden. Er ergibt sich aus dem Verkaufspr­eis von 8,9 Milliarden Euro, den Akzo Nobel im ersten Schritt bekommt, abzüglich der Kosten für die Abtrennung und den Verkauf. Bis Ende des Jahres soll das Geschäft vollzogen sein.

Akzo gehöre weltweit zu den drei größten Konzernen für Farben und Lacke, betonte Unternehme­nschef Thierry Vanlancker. Da- rauf will sich der niederländ­ische Konzern künftig konzentrie­ren. Die für Marken wie Dulux bekannte Traditions­firma werde nach Zukaufsmög­lichkeiten Ausschau halten, hieß es. „Aber Größe steht nicht an erster Stelle, es ist die Leistung des Geschäfts“, betonte Vanlancker, der nach der Angebotssc­hlacht im vergangene­n Sommer das Ruder bei Akzo Nobel übernommen hatte. Die Aktien des Unternehme­ns aus Amsterdam legten an der Börse zwischenze­itlich deutlich mehr als fünf Prozent zu, lagen bei einem Preis von etwa 78 Euro aber noch weit unter den im vergangene­n Jahr von PPG gebotenen 95 Euro je Anteilssch­ein.

Carlyle hatte sich im Rennen um Akzos Spezialche­miegeschäf­t, das etwa ein Drittel der Umsätze des Konzerns erwirtscha­ftet, gegen ein

Thierry Vanlancker Konsortium um den amerikanis­chen Finanzinve­stor Apollo, den niederländ­ischen Investor Hal Investment­s sowie ein Bündnis aus den Finanzinve­storen Advent und Bain durchgeset­zt. Der Kölner Chemiekonz­ern Lanxess war Insidern zufolge bereits im März aus dem Apollo-Konsortium ausgestieg­en. Die Akzo-Sparte stellt Chemikalie­n her, die etwa in Plastikver­packungen, Reinigungs- oder Arzneimitt­eln zu finden sind. Die Niederländ­er hatten sich Ende November von den Aktionären die Genehmigun­g zur Abspaltung der Sparte geholt.

Carlyle habe zugesagt, die Unternehme­nszentrale der Spezialche­mie in den Niederland­en zu halten, sagte Vanlancker weiter. Allerdings gab es keine Zusicherun­g, auch alle der rund 2500 Beschäftig­ten in den Niederland­en zu behalten. Die Übernahme muss noch von den Aufsichtsb­ehörden genehmigt werden und soll bis zum Jahresende abgeschlos­sen sein.

„Größe steht nicht an erster Stelle, sondern die Leistung“

Akzo-Nobel-Chef

Newspapers in German

Newspapers from Germany