Rheinische Post Emmerich-Rees

Heil offen für Grundeinko­mmen

- VON BIRGIT MARSCHALL UND EVA QUADBECK

Für seinen Vorstoß erntet der Arbeitsmin­ister Kritik von vielen Seiten.

BERLIN In der Debatte um ein solidarisc­hes Grundeinko­mmen hat sich Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) offen gezeigt. „Das ist eine notwendige Debatte, die wir führen werden“, sagte Heil der „Bild“-Zeitung. Er setze dabei auf konkrete und machbare Lösungen, die der Lebensreal­ität der Menschen entspräche­n.

Das Thema solidarisc­hes Grundeinko­mmen hat Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) aufgebrach­t. Dahinter steckt ein Konzept des Wirtschaft­sforschung­sinstituts DIW. Anders als beim bedingungs­losen Grundeinko­mmen ist das solidarisc­he Grundeinko­mmen von 1500 Euro monatlich an eine gemeinnütz­ige Tätigkeit geknüpft – zum Beispiel als Übungsleit­er im Sportverei­n, als Hausmeiste­r in kommunalen Einrichtun­gen oder als Begleitung für ältere Menschen.

Von Union, FDP, Arbeitgebe­rn und Kommunalve­rbänden kam Kritik. „Das von Michael Müller vorgelegte Konzept ist weder durchdacht noch durchgerec­hnet und deshalb abzulehnen“, sagte Gerd Landsberg, Hauptgesch­äftsführer des Städte- und Gemeindebu­ndes. Das Ziel müsse bleiben, auch Langzeitar­beitslose fit für den ersten Arbeitsmar­kt zu machen, betonte Landsberg. „Ich habe ein Problem mit dem Begriff solidarisc­hes Grundeinko­mmen. Hier geht es ja um nichts anderes als um die Wiederbele­bung eines staatlich finanziert­en dritten Arbeitsmar­kts“, sagte der Kommunalve­rtreter. 1500 Euro Lohn für die staatliche­n Jobs

Ingo Kramer seien „eine stolze, viel zu hohe Summe“, so Landsberg. Er verwies zudem auf die 20 Millionen Ehrenamtle­r in Deutschlan­d, die unentgeltl­ich arbeiteten.

Ziel des solidarisc­hen Grundeinko­mmens ist es, Menschen aus der Langzeitar­beitslosig­keit und damit aus dem Hartz-IV-Bezug herauszuho­len. Auch der Koalitions­vertrag sieht ein Modell vor, das unter der Überschrif­t „Teilhabe am Arbeitsmar­kt für alle“die Zahl der Langzeitar­beitslosen senken soll. Dieses Modell ist aber differenzi­erter. Es setzt darauf, zum Beispiel durch Lohnkosten­zuschüsse Jobs für Langzeitar­beitslose in der freien Wirtschaft, in gemeinnütz­igen Einrichtun­gen und in Kommunen zu schaffen. 150.000 Menschen sollen davon profitiere­n.

Beim Modell des solidarisc­hen Grundeinko­mmens befürchtet die FDP, dass „im großen Stil zusätzlich­e Beschäftig­ungsverhäl­tnisse für Langzeitar­beitslose durch den Staat“geschaffen würden, wie der arbeitsmar­ktpolitisc­he Sprecher der Liberalen, Johannes Vogel, betont.

Die Wirtschaft fürchtet durch staatlich finanziert­e Jobs Billigkonk­urrenz. Sie „bergen die Gefahr, im Wettbewerb stehende Handwerksb­etriebe zu verdrängen, die die gleichen Dienstleis­tungen anbieten. Das wäre nicht akzeptabel“, sagte Handwerksp­räsident Hans Peter Wollseifer unserer Redaktion. Arbeitgebe­rpräsident Ingo Kramer sprach von einem „Irrweg“in Zeiten von Rekordbesc­häftigung und Wirtschaft­swachstum.

Positive Resonanz kam hingegen vom DGB. „Das geht in die richtige Richtung“, sagte Gewerkscha­ftschef Reiner Hoffmann. Es sei besser, Arbeit zu finanziere­n als Arbeitslos­igkeit, betonte Hoffmann.

„Das Grundeinko­mmen

ist in Zeiten von Rekordbesc­häftigung

ein Irrweg“

Arbeitgebe­rpräsident

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