Rheinische Post Emmerich-Rees

Macron warnt vor „unterirdis­chem Islamismus“

- VON CHRISTINE LONGIN

Bei der Gedenkfeie­r für einen ermordeten Polizisten appelliert der französisc­he Präsident: Der Kampf gegen den Terror gehe jeden an.

PARIS Lange stand Emmanuel Macron schweigend am Sarg von Arnaud Beltrame. So, als wollte er sich von dem toten Gendarmen jenen Idealismus und jene Kraft holen, mit der der 44-Jährige sich am vergangene­n Freitag für eine Geisel geopfert hatte. Die Heldentat des Bretonen ging um die Welt. Von Papst Franziskus bis zu Donald Trump reagierten die Mächtigen auf das selbstlose Verhalten des Oberstleut­nants. Doch es war Aufgabe des französisc­hen Präsidente­n, aus dem Tod Beltrames bei der nationalen Trauerzere­monie eine Botschaft für das ganze Land zu machen.

Macron zeichnete in seiner ersten Trauerfeie­r für ein Terroropfe­r die letzten Stunden des Gendar- men nach. Er schilderte den 400 Gästen, darunter die Ex-Präsidente­n Nicolas Sarkozy und François Hollande, wie Beltrame gegen elf Uhr am Freitag mit seinen Leuten vor dem Supermarkt Super U in Trèbes bei Carcassonn­e Stellung bezog. Dort hatte der 25-jährige Dschihadis­t Radouane Lakdim, der bereits zwei Männer in dem Laden erschossen hatte, eine Angestellt­e als Geisel genommen. Für diese Frau, eine 40-jährige Kassiereri­n und Mutter einer kleinen Tochter, bot Beltrame sich im Austausch an und wurde daraufhin von dem Geiselnehm­er erstochen. „Als wir davon hörten, haben wir Franzosen alle eine Gänsehaut bekommen: Einer von uns hat sich erhoben“, bekannte Macron. Beltrames Sarg wurde von der Ruhmeshall­e Pan- théon aus zur Zeremonie in der Invalidena­nlage gebracht.

Macron stellte Beltrame in eine Reihe mit den Widerstand­skämpfern gegen die NS-Besatzung: „Männern und Frauen, die wussten, dass Frankreich nur um den Preis ihres Lebens weiterbest­eht.“Von Jeanne d’Arc bis zu Charles de Gaulle spannte der Staatspräs­ident in seiner 20-minütigen Ansprache den Bogen jenes französisc­hen Heldentums, von dem auch der getötete Gendarm Zeugnis ablegte.

Den Helden Frankreich­s stellte Macron den „barbarisch­en Obskuranti­smus“gegenüber, der Freiheit und Solidaritä­t auslöschen wolle. Das gelte nicht nur für den Mörder von Beltrame, sondern auch für die beiden Männer, die am Freitag die 85-jährige Jüdin und Holocaust- Überlebend­e Mireille Knoll in ihrer Wohnung erstachen. „Sie haben unsere heiligen Werte und unser Gedenken mit Füßen getreten.“Macron hatte nach der Gedenkfeie­r für Beltrame ohne vorherige öffentlich­e Ankündigun­g die Beerdigung Knolls besucht. Tausende Menschen nahmen in Paris zudem an einem Ehrenmarsc­h für Knoll teil und demonstrie­rten gegen Antisemiti­smus.

Bei Beltrames Gedenkfeie­r sagte Macron, Frankreich müsse gegen eine neue Form des Islamismus kämpfen. Das Land gehe nicht nur gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat vor, sondern auch gegen „diesen unterirdis­chen Islamismus, der sich über die sozialen Netzwerke ausbreitet“, so Macron. Angesichts der terroristi­schen Bedrohung müssten alle Bürger wieder wachsam sein.

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FOTO: AP Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron am Sarg des bei einem Geiseldram­a getöteten Polizisten Arnaud Beltrame.

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