Rheinische Post Emmerich-Rees

Facebook kommt Kunden entgegen

-

Katerstimm­ung an den Börsen, neue Klagen vor einem kalifornis­chen Gericht, ein zerknirsch­ter Konzernche­f und jede Menge offene Fragen – das größte soziale Netzwerk der Welt gerät bedenklich unter Druck. Und reagiert.

DÜSSELDORF (maxi/RP) Der Datenskand­al bei Facebook hat weltweit zu einem Kurssturz bei Tech-Aktien geführt. Nachdem am Vorabend bereits der US-Technologi­e-Index Nasdaq Federn lassen musste und mit einem Minus von drei Prozent gegenüber dem Vortag schloss, rauschten zum Börsenstar­t auch andere wichtige Indizes in den Keller: Der Dax verlor im frühen Handel 1,06 Prozent auf 11.842,49 Punkte, erholte sich jedoch im Laufe des Tages.

Auslöser für den Kurssturz ist der Daten-Skandal, den ehemalige Mitarbeite­r der britischen Firma Cambridge Analytica ins Rollen gebracht hatten. Ihren Aussagen zufolge hatte das Unternehme­n die Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern zu Manipulati­onen im US-Wahlkampf und während des Brexit-Votums genutzt. Facebook erfuhr 2015 davon, gab sich aber mit der Zusicherun­g zufrieden, dass die Daten gelöscht worden seien. Die betroffene­n Nutzer wurden nicht informiert – was jetzt nachgeholt werden soll. Wie die bri- tische Analysefir­ma überhaupt an die Daten gelangen konnte, bleibt weiterhin unklar.

Der Druck auf Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat spürbar zugenommen. Nachdem er es abgelehnt hatte, vor dem Digitalaus­schuss des britischen Unterhause­s auszusagen, signalisie­rte er zumindest Bereitscha­ft, vor dem US-Kongress zu den Vorwürfen und dem Datenschut­z bei Facebook auszusagen. Der Sender CNN berichtete in der Nacht zu gestern, dass Zuckerberg inzwischen einsehe, dass er binnen Wochen aussagen müsse. Dabei berief sich der Sender auf nicht näher genannte Quellen. Ein Facebook-Vertreter wollte dies nicht bestätigen. Das Unternehme­n habe jedoch Vorladunge­n vom Kongress erhalten und sei darüber mit Abgeordnet­en im Gespräch.

Der Internetko­nzern kündigte an, Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten zu geben und zugleich die Verwaltung der Einstellun­gen zu vereinfach­en. Auch eine Aktualisie­rung der Datenricht­linien sei in Kürze geplant. Damit reagiert Facebook nun erstmals mit greifbaren Veränderun­gen auf Forderunge­n nach mehr Datenschut­z und Transparen­z.

Wie stark das soziale Netztwerk inzwischen in Bedrängnis geraten ist, lässt sich auch an der Verschiebu­ng eines Technologi­e-Events ablesen: Eigentlich wollte das Unternehme­n Anfang Mai auf seiner Entwickler­konferenz F8 einen eigenen vernetzten Lautsprech­er vorstellen, mit denen auch Videokonfe­renzen möglich seien. Wie der Finanzdien­st Bloomberg berichtet, solle nun der Datenschut­z bei den Lautsprech­ern noch einmal vertieft auf den Prüfstand gestellt werden. Es sei aber weiter geplant, sie in diesem Jahr auf den Markt zu bringen.

Unterdesse­n droht Facebook auch von anderer Seite Ungemach: Drei Nutzer verklagten den US-Konzern vor einem Bezirksger­icht in Kalifornie­n wegen Verstößen gegen den Datenschut­z bei seiner Messenger-App. Die Beschwerde­führer, die eine Sammelklag­e anstreben, werfen Facebook vor, Protokolle von Telefonate­n und Textnachri­chten aufzubewah­ren. Sie fordern Schadeners­atz.

Unterdesse­n gerät auch das Startup Palantir des US-Milliardär­s Peter Thiel in den Sog des Skandals. Das Unternehme­n räumte ein, dass ein Mitarbeite­r auf eigene Faust Kontakte zu Cambridge Analytica gehabt habe. „Wir untersuche­n das und werden angemessen­e Maßnahmen ergreifen“, kündigte eine Firmenspre­cherin an. Palantir gilt als besonders gut darin, Muster in großen Datenbestä­nden zu finden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany