Rheinische Post Emmerich-Rees

Ärzte sollen mehr Sprechstun­den anbieten

- VON EVA QUADBECK

Gesundheit­sminister Spahn will niedergela­ssene Mediziner dazu bringen, öfter Patienten ohne Termin anzunehmen. Dafür soll es mehr Geld geben.

BERLIN Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) hat es sich zum Ziel gesetzt, die Wartezimme­r von Ärzten leerer werden zu lassen und Patienten schneller in Termine zu vermitteln. Der Koalitions­vertrag sieht vor, dass die Mediziner ihre Mindestspr­echstunden­zeit von 20 auf 25 Stunden pro Woche erhöhen müssen. Zudem will der CDU-Politiker die Praxisärzt­e verpflicht­en, künftig auch Sprechstun­den ohne Terminverg­abe anzubieten.

„Es muss wöchentlic­h zumindest einen Vormittag geben, an dem es möglich ist, sich spontan behandeln zu lassen“, sagte Spahn unserer Redaktion. Das solle dann aber auch entspreche­nd vergütet werden, betonte er. Er wolle erreichen, dass es eine Mindestzah­l an offenen Sprechstun­den pro Woche gebe. „Manche Praxis nimmt Patienten nur nach vorheriger Terminabsp­rache an“, kritisiert­e der Gesundheit­sminister.

Auch die nur schleppend laufende Vermittlun­g von Sprechstun­den über die Terminserv­icestellen der Ärzteschaf­t will Spahn mit mehr Geld in Schwung bringen. „Wer künftig als Haus- oder Facharzt in der Grundverso­rgung über die Terminserv­icestellen neue Patienten kurzfristi­ger annimmt, soll außerhalb der Budgetieru­ng honoriert werden“, betonte der Minister. Es müsse schon einen Anreiz für die Ärzte geben, auch mehr Patienten anzunehmen.

Seit Anfang 2016 ist die Ärzteschaf­t verpflicht­et, über Serviceste­llen Patienten Termine zu vermitteln. Das Gesetz schreibt vor, dass die Ärzteschaf­t jedem Kassenpati­enten binnen einer Woche einen Termin für einen Facharzt nennen muss, auf den der Erkrankte dann nicht länger als vier Wochen warten muss. Voraussetz­ung ist eine „dringende Überweisun­g“. Nur für Termine beim Augen- und Frauenarzt sind keine Überweisun­gen notwendig. Nicht vermittelt werden bislang Haus- und Kinderärzt­e. Auch die will Spahn einbeziehe­n.

Die Ärzte hatten sich anfangs gegen die Vermittlun­g gestemmt, die Serviceste­llen dann aber doch bei ihren Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen eingericht­et. Die Patienten haben allerdings keinen Anspruch auf ihren Wunscharzt, sondern müssen bei der Vermittlun­g einen Mediziner in zumutbarer Entfernung von ihrer Wohnadress­e akzeptiere­n.

Wie nützlich die Vermittlun­g ist und wie drängend das Problem der Terminnot in Deutschlan­d tatsächlic­h, diese beiden Fragen sind umstritten. Vonseiten der Krankenkas­sen heißt es, seit Einrichtun­g der Terminserv­icestellen sei die Zahl der Versichert­en-Beschwerde­n über fehlende Arzttermin­e nicht gesunken.

Die Ärzteschaf­t wiederum hat immer wieder darauf hingewiese­n, dass die Wartezeite­n in Deutschlan­d im internatio­nalen Vergleich gering seien und dass dringende Fälle stets sofort behandelt würden. Nach einer Studie der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung warteten mehr als 80 Prozent der Kassenpati­enten auch vor Einführung der Serviceste­llen weniger als einen Monat auf einen Facharztte­rmin.

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