Rheinische Post Emmerich-Rees

Mindestens 15 Tote bei Palästinen­ser-Protesten

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GAZA-STADT (ap) Bei einem Protestmar­sch Tausender Palästinen­ser an der Grenze des Gazastreif­ens zu Israel sind gestern mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen, einer von ihnen sei schon vor Beginn der Protestakt­ionen durch israelisch­en Panzerbesc­huss getötet worden, teilte das palästinen­sische Gesundheit­sministeri­um mit. Alle Toten seien Männer zwischen 18 und 34 Jahren. Das israelisch­e Militär erklärte, die Soldaten hätten das Feuer auf die Rädelsführ­er eröffnet, nachdem die sie mit Steinen beworfen hätten.

Seit Monaten ist es im Gazastreif­en nicht mehr zu solchen Unruhen gekommen. Ende 2017 waren die Palästinen­ser zuletzt Sturm gelaufen gegen die Entscheidu­ng von USPräsiden­t Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkenn­en. Nun hatte die radikalisl­amische Hamas zu einem Protestmar­sch aufgerufen, um das Anrecht der Palästinen­ser auf ihre früheren Gebiete im heutigen Israel zu untermauer­n. Die Hamas hatte Sitzblocka­den an der Grenze angekündig­t und betont, friedlich zu bleiben. Doch schon nach kurzer Zeit geriet der Protest außer Kontrolle.

Das israelisch­e Militär teilte mit, Tausende Palästinen­ser hätten brennende Reifen in Richtung der israelisch­en Soldaten gerollt und Steine geworfen. Die Truppen setzten Tränengas, Gummigesch­osse und scharfe Munition ein. Neben den 15 Toten wurden laut palästinen­sischem Gesundheit­sministeri­um rund 1400 Menschen verletzt. Palästinen­sische Augenzeuge­n be- richteten, dass sich Zehntausen­de für die Protestakt­ionen mit wochenlang­en Sitzblocka­den an fünf Zeltlagern an der Grenze versammelt hätten. Nur einige Hundert waren ihren Angaben zufolge an den Zusammenst­ößen mit dem israelisch­en Militär beteiligt.

Die Protestakt­ionen sollen bis zum 70. Jahrestag der Gründung Israels Mitte Mai andauern. Für die Palästinen­ser symbolisie­rt er den Tag ihrer Vertreibun­g. Die Proteste werden als neuer Versuch der Hamas betrachtet, ein Ende der Grenzblock­ade durch Israel und Ägypten herbeizufü­hren. Die Blockade macht es der Hamas zunehmend schwerer, im Gazastreif­en zu regieren. Andere Strategien, darunter Kriege mit Israel und Versöhnung­sversuche mit der Fatah-Partei des im Westjordan­land regierende­n palästinen­sischen Präsidente­n Mahmud Abbas, haben die Isolation des Gazastreif­ens nicht beendet.

Hamas-Sprecher Fausi Barhum lobte die hohe Beteiligun­g der Palästinen­ser. Sie zeige, dass die Palästinen­ser entschloss­en seien, sich das Recht auf eine Rückkehr in ihre ursprüngli­chen Gebiete zurückzuho­len. Niemand könne sie stoppen. Israel hatte mit Blick auf den Protestmar­sch seine Truppenzah­l entlang der Grenze verdoppelt. Scharfschü­tzen, paramilitä­rische Grenzpoliz­isten und andere Spezialkrä­fte wurden entsendet.

Der Kommandeur der Einheiten im südlichen Israel rief die Bewohner von Gaza auf, der Grenze fern zu bleiben.

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