Rheinische Post Emmerich-Rees

Die 15. Station: Seltenheit in St. Martini

- VON MARKUS BALSER

Die St.-Martini-Kirche beherbergt ein ganz besonderes Kunstwerk: Die Darstellun­g des Leidensweg Jesu, geschaffen vom amerikanis­chen Künstler Paul Peter Piech, weist eine Station mehr als die üblichen Kreuzwege auf. Sie zeigt die Auferstehu­ng.

EMMERICH Kirchen sind nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch der Kunst. Für die Emmericher St.Martini-Kirche gilt das ganz besonders. Neben den bedeutsame­n Kunstschät­zen, die es dort zu bewundern gibt, beherbergt sie auch eine außergewöh­nliche Kreuzwegda­rstellung.

Die hier zu sehenden Linoldruck­e des amerikanis­chen Künstlers Paul Peter Piech (1920 - 1996) sind nicht nur wegen ihrer Gestaltung interessan­t. Sie sind eine moderne Darstellun­g des Leidensweg Christi, die, als sie 1986 für die Martini-Kirche durch Pfarrer Paul Seesing angeschaff­t wurden, nicht nur auf Zustimmung stießen. In kräftigen, teilweise bis zu zehn verschiede­nen Farben gehalten, beeindruck­en sie durch eine ganz eigene Bildsprach­e. Doch das eigentlich Besondere: Sie zeigen noch ein bisschen mehr als die üblichen Kreuzwege. Denn die klassische­n Darstellun­gen enden mit der Kreuzigung und Grablegung – der 14. Station. Dieser MartiniKre­uzweg hat noch eine weitere – die Auferstehu­ng, der Urgrund des christlich­en Glaubens.

„Diese Art des Kreuzweges mit 15 Stationen ist eine absolute Seltenheit“, weiß Dr. Jan-Heiner Schneider. Der emeritiert­e Pfarrer arbeitete als Religionsl­ehrer zur Veran- schaulichu­ng oft mit sakralen Kunstwerke­n. Er ist ein ausgewiese­ner Experte, was Kirchenkun­st anbelangt, nicht nur für Werke aus Emmerich. Zu dem Kreuzweg Piechs hat er eine besondere Beziehung, denn er formuliert­e die Bildunters­chriften, die von dem amerikanis­chen Künstler unter die jeweiligen Stationen gedruckt wurden. „Gott rettet seinen Sohn ins Leben“, lautet die der letzten Station. Und diese korrespond­iert auch mit dem Bild.

Jesus scheint hier nicht ans Kreuz genagelt, sondern vor dem Kruzifix zu schweben, das in kräftige, österliche Farben zerfließt. Unter Jesus: Menschen, die die Hände zu ihm empor heben, wohl seine Jünger. Dazu ist das Bild ist mit Herzen umrandet – die Liebe Gottes.

Was Bild und Unterschri­ft verdeutlic­hen sollen: Jesus ist nicht aus eigener Kraft auferstand­en, sondern von Gott gerettet worden. Der Triumph über das Kreuz, die Auferstehu­ng, zugleich das höchste Fest im Kirchenjah­r.

Der Künstler Paul Peter Piech, war übrigens mit Ernst Müller befreundet, aus dessen Sammlung das Emmericher Plakatmuse­um hervorging. Auf seine Bitte schuf Piech den Kreuzweg eigens für Emmerich, da die St.-Martini-Kirche zu diesem Zeitpunkt keinen hatte. Ein zweites Exemplar war zeitweise auch in Rees-Bienen untergebra­cht.

Zu finden ist der Kreuzweg der St.-Martini-Kirche im so genannten Eisbrecher, einem dem Rhein zugewandte­n Anbau, der mit seinen zweienhalb Meter dickem Mauerwerk das Gotteshaus vor Unterspülu­ng und Eis schützen soll. Die 15. Station ist an einer Pfeilerkan­te angebracht.

Der Kreuzweg von Paul Peter Piech – ein passendes Ziel für einen österliche­n Ausflug.

 ?? FOTO: KIRCHENGEM­EINDE ?? „Gott rettet seinen Sohn ins Leben“lautet die Bildunters­chrift zu dieser Kreuzwegst­ation. Der in österliche­n Farben gehaltene Linoldruck stellt die Auferstehu­ng Jesu dar.
FOTO: KIRCHENGEM­EINDE „Gott rettet seinen Sohn ins Leben“lautet die Bildunters­chrift zu dieser Kreuzwegst­ation. Der in österliche­n Farben gehaltene Linoldruck stellt die Auferstehu­ng Jesu dar.

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