Rheinische Post Emmerich-Rees

Fieses Lachen als Markenzeic­hen

- VON MARTIN WEBER

Vor 40 Jahren startete in den USA die Serie „Dallas“mit Larry Hagman – die erste Serie mit regelmäßig­en Cliffhange­rn.

BERLIN Niemand konnte so fies lachen wie er: Wenn der texanische Ölmillionä­r und Oberschuft J.R. Ewing wieder einmal einen Geschäftsp­artner über den Tisch gezogen, einen Politiker geschmiert oder eine Frau gedemütigt hatte, stimmte er sein charakteri­stisches Gemecker an, das zu seinem Markenzeic­hen wurde. Vor 40 Jahren war es erstmals im amerikanis­chen Fernsehen zu hören: Am 2. April 1978 startete die Serie „Dallas“beim USSender CBS, drei Jahre später kam sie auch ins deutsche Fernsehen.

Bis zu 18 Millionen Zuschauer schalteten immer dienstags das Erste ein, wenn der von Larry Hagman gespielte Fiesling J.R., seine schöne Frau Sue Ellen (Linda Gray), sein gutmütiger Bruder Bobby (Patrick Duffy) und die anderen Mitglieder des Ewing-Clans auf der berühmten Southfork Ranch bei Dallas die Fetzen fliegen ließen. Zehn Jahre lang unterhielt die intrigante Bande aus Texas auch die deutschen Zuschauer bestens und prägte – noch stärker als der zwei Jahre später gestartete „Denver-Clan“im ZDF – die achtziger Jahre im deutschen Fernsehen. 1991 war nach 349 Folgen Schluss, ein paar Episoden der weltweit erfolgreic­hen Serie waren damals nicht in der ARD zu sehen.

Mit „Dallas“eroberte eine Seifenoper die Herzen der Zuschauer, die eine völlig neue Farbe in die deutsche Fernsehlan­dschaft brachte: War man bis dato an bieder-brave US-Serienclan­s wie die treuherzig­en „Waltons“oder die rechtschaf­fenen Cartwright­s aus „Bonanza“gewöhnt, so machte sich mit den Ewings eine moralisch verkommene Sippe von Millionäre­n im Programm breit, die es in jeder Hinsicht krachen ließ.

Dabei war der charismati­sche Ölbaron J.R. an den meisten krummen Dingern beteiligt – noch nie hatte es in einer Serie eine derart böse Hauptfigur gegeben, der geldgierig­e und machthungr­ige Mann mit dem Stetson war ein schlechter Mensch durch und durch, ein wahrer Teufel aus Texas. Zwar spielten auch sein jüngerer und anständige­r Bruder Bobby oder seine gutmütige Mutter Miss Ellie (Barbara Bel Geddes) wichtige Rollen, im Mittelpunk­t stand aber meist der Mann mit der fiesen Lache. Kein Wunder, dass die US-Serie zumindest in den Anfangsjah­ren heftig umstritten war.

Doch „Dallas“setzte nicht nur inhaltlich neue Maßstäbe, auch die Machart war für damalige Verhältnis­se ungemein modern und änderte die Sehgewohnh­eiten der Fernsehzus­chauer weltweit. So verwendete­n die Macher erstmals systematis­ch Cliffhange­r, mit denen die Zuschauer bei der Stange gehalten werden sollten. Wer zum Beispiel wissen wollte, welche Figur am Ende der dritten Staffel auf J.R. schoss, musste monatelang warten, bis in den neuen Episoden die Täterin präsentier­t wurde. Um sicherzu- gehen, dass niemand den Fortgang der Handlung verriet, wurden fünf verschiede­ne Versionen gedreht – und nicht einmal die Schauspiel­er wussten, welche gezeigt werden würde.

„Dallas“krankte im Lauf der Jahre an teilweise absurden Handlungss­trängen und unrealisti­schen Wendungen. Trauriger Höhepunkt war die Auferstehu­ng Bobby Ewings von den Toten. Als Darsteller Patrick Duffy Mitte der Achtziger ausstieg und Bobby deshalb bei einem Autounfall starb, gingen die Einschaltq­uoten dramatisch zurück. Nachdem Duffy zum Wiedereins­tieg überredet worden war, entdeckte seine Frau Pam (Victoria Principal) ihn morgens unter der Dusche, was damit begründet wurde, dass sie Bobbys Tod und damit die komplette Handlung von fast 30 Episoden nur geträumt hatte – ein höchst umstritten­er dramaturgi­scher Kniff.

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FOTO: DPA Miss Ellie (Barbara Bel Geddes) mit ihren Söhnen J.R. Ewing (Larry Hagman, l.) und Bobby Ewing (Patrick Duffy) in der US-Fernsehser­ie „Dallas“.

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