Rheinische Post Emmerich-Rees

Die Brutzeit der Kiebitze hat begonnen

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Naturschüt­zer wie Bettina Blöß sind derzeit jeden Tag unterwegs um neue Gelege der Wiesenvöge­l zu finden. Kiebitze gelten als bedroht, die Bestände gehen zurück. Landwirte sollen deshalb über die Nester der Vögel informiert werden.

REES/EMMERICHKI (rau) Bettina Blöß hat sie sofort entdeckt, die beiden Kiebitze, die sich hoch oben im kühlen Frühlingsh­immel in einem spektakulä­ren Balztanz umeinander bewegen und wahre Loopings vollführen. „Sie fliegen noch über mehrere Felder, haben sich also noch nicht entschiede­n, an welcher Stelle sie ihre Jungen aufziehen werden“, sagt die Diplom-Biologin. Gleichzeit­ig stoßen die Vögel klagend-schrille Rufe wie „kschäää“oder „kiju-wit“aus. Derzeit sind die

Bettina Blöß Fachleute des Naturschut­zzentrums fast täglich in Rees und Emmerich unterwegs, um die Standorte der Gelege von Kiebitzen auszumache­n. „Damit wir diese zum Schutz markieren können“, sagt Bettina Blöß. Denn die Zahl dieser Wiesenvoge­lart ist stark rückläufig.

„Bei uns hier ist die Population in den vergangene­n drei Jahren relativ stabil“, sagt die Expertin. Das sei nicht zuletzt das Ergebnis der Markierung­en. Denn sehen die Naturschüt­zer, dass sich ein Vogelpärch­en für einen Gelege-Standort entscheide­t, wird der Landwirt, dem die Fläche gehört, umgehend informiert. „Wir stellen dann fünf Meter vor und fünf Meter hinter dem Gelege in Bewirtscha­ftungsrich­tung je eine Bambuslatt­e auf, sprühen sie oben weiß-pink an, damit der Landwirt weiß, wo sich das Gelege befindet“, sagt Blöß. Damit er bei der Be- arbeitung des Ackers drumherum fahren kann.

In diesem Jahr sind die Kiebitze mit ihrer Balz relativ spät dran. „Grund dafür ist vermutlich der späte Kälteeinbr­uch“, sagt Bettina Blöß. Alle Jahre kann man den Kiebitz ab Februar am Niederrhei­n an- treffen, wenn er aus seinen Winterquar­tieren zurückkehr­t. „Er ist in der Regel standorttr­eu und sucht seinen vorjährige­n Brutplatz wieder auf“, sagt Bettina Blöß. Sein Nest errichtet er auf dem Boden in der offenen Fläche, bevorzugt auf einer leicht erhöhten Stelle und polsterte es anschließe­nd mit Gras aus. „Das Männchen dreht mehrfach auf dem Feld, um so eine Mulde herzustell­en“, sagt die Naturschüt­zerin. Das Weibchen sei es dann, das die endgültige Wahl des Gelege-Standorts treffe.

Das Kiebitzwei­bchen legt meist vier Eier, die dann rund vier Wochen lang bebrütet werden. Sowohl „er“als auch „sie“beteiligen sich an der Brut und Aufzucht. Gefüttert werden die Jungen mit Insekten und Würmern. Auch die Nahrung der erwachsene­n Vögel besteht ganzjährig überwiegen­d aus Insekten bzw. deren Larven, Würmern und anderen Wirbellose­n. „Pflanzlich­e Stoffe, wie Samen, werden nur gelegentli­ch aufgepickt“, erklärt Blöß. Flügge werden die Jungen nach ungefähr sieben Wochen. Bei Verlust der Eier oder auch der Küken durch Nesträuber oder Greifvögel brütet der Kiebitz oft ein zweites Mal. Nach der Brutzeit wird der Kiebitz wieder geselliger und streift in kleineren bis größeren Gruppen umher.

Wo die Kiebitze ihre Gelege haben und die Naturschüt­zer derzeit unterwegs sind, möchten sie lieber nicht sagen. Weil man Naturtouri­sten fürchtet, denn der Kiebitz reagiert während der Brutzeit sehr empfindlic­h auf Störungen.

„Bei uns ist die Population in den vergangene­n Jahren

relativ stabil“

Naturschut­zzentrum Kreis Kleve

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Das Bild zeigt ein Gelege eines Kiebitzes mit vier Eiern auf einem Feld.
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FOTO: ROLAND SCHEIDEMAN­N Ein junger Kiebitz sucht nach Nahrung und einem Platz zum brüten.

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