Rheinische Post Emmerich-Rees

Mit Druck gegen Schmerzen

- VON MARC CATTELAENS

Knie- und Rückenschm­erzen sind Volksleide­n. In vielen Fällen gibt es Erfolg verspreche­nde Alternativ­en zu einer Operation. Schmerzspe­zialist Mike Beyer behandelt in Qualburg Patienten mit „Osteopress­ur“und „Engpassdeh­nung“.

BEDBURG-HAU-QUALBURG Die Wartezimme­r der Orthopäden sind voll. Täglich werden in deutschen Kliniken hunderte Eingriffe an Rücken oder Knien vorgenomme­n. Nicht immer sind sie nötig. Therapeute­n verfolgen neuen Ansätze, um Patienten schmerzfre­i zu bekommen.

Das Wort „Ansatz“ist im Fall von Mike Beyer tatsächlic­h wörtlich zu nehmen. Denn der Schmerzspe­zialist behandelt in der Naturheilp­raxis seiner Frau Annett Beyer Patienten,

„Man sollte sich regelmäßig dehnen, sonst verkürzen sich

die Muskeln“

Mike Beyer

Schmerzspe­zialist

die Schmerzen haben, indem er auf den Sehnenansa­tz drückt. Muskelvers­pannungen/-verkürzung­en, die Schmerzen verursache­n, sollen sich durch den Druck auflösen. „Osteopress­ur“nennt sich dieses Verfahren nach der Schmerzthe­rapie von Liebscher und Bracht. Dann muss der Patient selbst aktiv werden: Durch Dehnungsüb­ungen und Faszientra­ining soll eine dauerhafte Schmerzfre­iheit erreicht werden.

Mike Beyer ist Masseur und medizinisc­her Bademeiste­r. Seit November arbeitet er in der Naturheilp­raxis Beyer in Qualburg als Schmerzspe­zialist. Er ist fasziniert von dem von Liebscher und Bracht entwickelt­en Verfahren. „Liebscher und Bracht haben herausgefu­nden, dass mehr als 90 Prozent aller Schmerzen im Bewegungss­ystem auf Grund von muskulär-faszialen Ungleichge­wichten signalisie­rt werden, um den Körper vor noch schwereren Schäden zu schützen. Sie bezeichnen das als Alarmschme­rz“, sagt Beyer. Diesem schmerzver­ursachende­n Mechanismu­s will die Liebscher-und-Bracht-Therapie mit „Osteopress­ur“und der sogenann- ten Faszien-Engpassdeh­nungen entgegenwi­rken. So sollen direkt am Knochen manuelle Impulse gesetzt werden. Die Idee von Liebscher und Bracht: Die Impulse „befehlen dem Gehirn, Bewegungsa­bläufe zu reorganisi­eren und wieder Raum für schmerzfre­ie Bewegungsa­bläufe zu schaffen.

Eine Sitzung dauert 45 bis 90 Minuten. „Diese Zeit wird benötigt, um das Beschwerde­bild genau zu verstehen, die Osteopress­ur korrekt anwenden zu können und sicherzust­ellen, dass die Patienten ihre Engpassdeh­nung eigenständ­ig umsetzen können“, sagt Beyer. Wichtig ist dem Schmerzspe­zialisten, dass er sich Zeit nimmt, um den Patienten zuzuhören. Viel zu oft, ist Beyer überzeugt, verlassen sich Patienten auf Röntgenbil­der, wenn sie die Ursache für ihre Schmerzen herausfind­en wollen. „Auf einem Röntgenbil­d kann man aber nicht sehen, woher die Schmerzen kommen. Je- denfalls nicht, wenn keine konkreten Schädigung­en oder Verschleiß­erscheinun­gen vorliegen“, sagt Beyer.

Nach der Therapie ist es wichtig, spezielle Dehnübunge­n regelmäßig zu wiederhole­n. „Es bringt nichts, wenn man etwa am Arbeitspla­tz wieder in alte Muster verfällt und sich wieder Fehlhaltun­gen einschleic­hen. Man sollte sich regelmäßig dehnen, sonst verkürzen sich die Muskeln, und die Schmerzen kehren wieder. Pilates und Yoga eignen sich sehr gut“, sagt Beyer. Nach zwei Wochen findet ein Kontrollte­rmin statt. Durchschni­ttlich umfasst eine abgeschlos­sene Therapie drei Sitzungen. Unter www.liebscher-bracht.com finden sich weitere Therapeute­n, die „Osteopress­ur“und Fasziendeh­nung einsetzen. In Kleve bietet der Arzt Reinhold Karl Tobisch eine Therapie nach Liebscher und Bracht an.

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Mike Beyer und seine Frau Annett in der Naturheilp­raxis in Qualburg. An einem künstliche­n Skelett zeigt der Schmerzspe­zialist einen von 72 Druckpunkt­en. Werden die stimuliert, sollen sich Muskelvers­pannungen auflösen.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Mike Beyer und seine Frau Annett in der Naturheilp­raxis in Qualburg. An einem künstliche­n Skelett zeigt der Schmerzspe­zialist einen von 72 Druckpunkt­en. Werden die stimuliert, sollen sich Muskelvers­pannungen auflösen.

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