Sie halten dem Brauchtum die Stange
Die Fahnenschwenker der Regniet halten eine Tradition aufrecht, die sie vor 20 Jahren wiederbelebten.
ANHOLT (aflo) „Achtung – Fahne über“, ruft Adjutant Lothar Baron. Seiner klaren Weisung folgten die fünf Männer auf der Wiese ihres Vorsitzenden Josef Gasseling – früher selbst Regnieter und jetzt in Rees lebend. Gut sieben Minuten vollzogen die Männer dann die unterschiedlichen Figuren, bis die Musik von CD endete und der Appell „Fahne über – Abmarsch“erfolgte.
„Früher hatte die Regniet als Bauernschaft von Anholt einen eigenständigen Schützenverein mit Fahnenschwenkern“, erläutert Josef Gasseling die (Vor)-Geschichte des Fahnenschwenker-Vereins. „Das ist ein Jahrhundert später dann auch gefeiert worden“, berichtet der 70jährige. Auf Fotos vor 1929 sind drei Flaggen dokumentiert, dann kommt später noch eine dazu. Durch den Krieg, löste sich der Schützenverein Regniet und damit auch die Fahnenschwenkergruppe auf. „Da gab es allein zwölf Mann, die gefallen sind“, weiß Gasseling.
1997 feierte Anholt 650-jähriges Jubiläum. Jede Ortsbauernschaft soll etwas dazu beitragen. „Wir haben doch noch die alten Fahnen von der Regniet, die im Krieg ins Schloss Anholt transportiert worden sind“, regte der damalige Vorsitzende des Heimatvereins an. „Es hieß: Die könnt ihr haben, wenn ihr bei der Feier und der Fronleichnamsprozession mit dabei seid“, war der Deal dann schnell ausgemacht.
Ein Vehlinger Fahnenschwenker brachte den vier interessierten Regnietern innerhalb von sechs Wochen das Fahnenschwenken bei. „Das war im März – und wir sollten das bis Mai können. Wir sind jeden Sonntag nach Vehlingen“, erzählt Gasseling. „Zu Anfang haben wir gesagt: das klappt nie, da kriegen wir Knoten in die Arme.“Doch alles läuft glatt. Am 1. Mai 1997 veranstalteten die Regnieter Fahnenschwenker dann ihre erste Feier mit Kaffee und Kuchen – und beschlossen ein Jahr später: „Da können wir doch mehr von machen.“Und so ließen sie sich 1998 als Verein „Fahnenschwenker Regniet 1829“offiziell eintragen. Seitdem feiern sie auf dem Hof von Franz-Josef Konnik, einem der Mitbegründer des Vereins, den 1. Mai. „Das ist fester Bestandteil der Anholter Kulturlandschaft.“Und eingeladen werden die Fahnenschwenker vom Isselburger Schützenverein, zu Geburtstagen, Hochzeiten und Vereinsfeiern.
Der Verein hat heute 25 Mitglieder, aktiv davon sind sieben. „Das Üben, die Festlichkeiten“, das macht es aus“, so Michael Bonnes. „Wir sind eine echt lustige Truppe.“Das Problem ist der Nachwuchs. Franz-Josef Konnik: „Wir brauchen da wieder so ein Trüppken, das einsteigt.“Die Gemeinschaft wolle man bis dahin so lange weiter pflegen, wie es geht.