Von der Idee zur erfolgreichen Gründung
Eine neue Veranstaltungsserie der Kreis-Wirtschaftsförderung nimmt die Selbstständigkeit in den Fokus. Ob Kleinunternehmen oder Autohaus mit vielen Filialen: Es gibt viele Möglichkeiten, sein eigener Chef zu sein.
KREIS KLEVE Sie war selbstständige Werbedesignerin und liebäugelte bereits mit dem Ruhestand. Aber als Sigrid Dittrich und ihr Mann Reinhard vor einigen Jahren die Sorge der Nierswalder spürten, was wohl aus der Taverne und der alten Schule gegenüber werden würde, fassten sie einen folgenschweren Entschluss: Beide sattelten um auf Gastronomie, machten aus dem Dorf- chen Münsterland. Er steht für diejenigen Mittelständler, die auf stetiges Wachstum setzen – auch Daniels gehört zur Herbrand-Gruppe.
Warum überhaupt das Thema Selbstständigkeit so sehr betonen? Wo doch so viele sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse wie nie zuvor im Kreis existieren? Weil zum Beispiel immer mehr Industriearbeitsplätze verloren gehen und die Automatisierung ihren Tribut fordert. Die Dienstleistung hingegen oder der (umkämpfte) Handel locken mit der Freiheit, sich von Dritten unabhängig zu machen.
„In den vergangenen Jahren haben im Kreisgebiet etwa 3000 hochmotivierte Menschen ein Gewerbe angemeldet“, erklärte Kuypers. Darunter seien allerdings auch solche, die lediglich ihre neue PhotovoltaikAnlage aufs Dach gepackt hätten und damit zum „Unternehmer“würden. Insgesamt 16 Gründerland-Abende zu verschiedenen Themen werden in den kommenden Monaten stattfinden. Die Sparkassen und Volksbanken im Kreis unterstützen die Initiative, bei der es am Ende sogar zwei mit je 5000 Euro dotierte Gründerpreise geben wird. Außerdem wird ein neuer Facebook-Auftritt aufgebaut.
Gochs Bürgermeister Ulrich Knickrehm freute sich darüber, dass der erste Aufschlag der Veranstaltungsreihe in Goch stattfand – eigentlich naheliegend, befand er, schließlich gebe Goch mit seinen großen Gewerbegebieten und noch verfügbaren Grundstücken Unternehmern beste Perspektiven. Einige Stimmen aus dem Publikum bestätigten dem Moderator, dass sich manche junge Leute aus dem Kreis mit Gründungsvorhaben beschäftigen.
Bei Lothar Quartier, Metzger in Kleve, liegt die Entscheidung zu diesem Schritt schon lange zurück. Sein Sohn tritt in seine Fußstapfen – so ist es übrigens auch bei Peter Dittrich, der sich derzeit allerdingns in den Küchen der weiten Welt umsieht. Hohe Qualität, immer neue Ideen, viel Service und Lust an der Kreativität - das sind die Grundlagen von Gastronomen wie ModeLeuten. Aber auch Verantwortliche von Autohäusern oder – im Fall von Jürgen Zwanziger – Geschäftsführer eines Fliesenhandels müssen kreativ und serviceorientiert sein. Nicht für jeden ist stetiges Wachstum der richtige Weg; Jürgen Vrede zum Beispiel möchte es bei vier Läden belassen und sich auch nicht auf den Internethandel einlassen. Auch spannend: Tanya Höll, die im Vorstandssekretariat eines Unternehmens arbeitete und sich dann entschloss, ein veganes Café zu eröffnen. Das „Green Gate Café“am Gocher Steintor zieht nun Ernährungsbewusste an; ohne Fleisch, mit ungewöhnlichen Öffnungszeiten und dennoch ein Erfolg.
Manches Erfolgsrezept ist nicht so leicht zu erklären. „Klar ist aber, dass man sich gut beraten lassen und einen Businessplan aufstellen muss“, empfiehlt Tanya Höll.