Rheinische Post Emmerich-Rees

Nico Hülkenberg sitzt auf heißen Kohlen

- VON TORSTEN TENBÖRG

Formel 1: Der Emmericher ist mit dem Leistungss­tand der beiden Renault-Boliden immer noch nicht zufrieden. Vor allem die starke Reifenabnu­tzung bereitet dem Team Probleme. Auch in Shanghai wäre mehr drin gewesen.

EMMERICH Es wird immer deutlicher: Renault hat sich von der aktuellen Saison in der Formel 1 weit mehr versproche­n, als im Moment zu Buche steht. Denn auch nachdem beide Piloten beim China GP am vergangene­n Sonntag die Punkteräng­e erreicht haben, gab es am Tag danach wieder die ersten kritischen Stimmen.

„Wir sind enttäuscht, dass wir nicht weiter vorne stehen. Wir haben gehofft, dass wir den Top drei über den Winter Zeit abnehmen. Das haben wir nicht. Sie sind sogar noch stärker geworden“, sagt Technikche­f Bob Bell.

Dass Nico Hülkenberg und Carlos Sainz stumpfe Waffen besitzen, um den Kampf gegen Ferrari, Mercedes und Red Bull aufzunehme­n, ist die eine Sache. Zum Selbstvers­tändnis des französisc­hen Werksteams passt aber überhaupt nicht, dass auch Haas und Toro Rosso schon starke Ausrufezei­chen in dieser Saison setzen konnten.

Zudem scheint langsam aber sicher das Team McLaren, das seit mittlerwei­le 100 Rennen sieglos ist, wieder die Kurve zu kriegen. „Wir haben einfach keinen so guten Job gemacht. Sie waren beim Design und der Entwicklun­g des Autos einfach cleverer“, sagt Bell über die direkten Konkurrent­en. „Renault ist nicht für vierte oder fünfte Plätze hier.“Denn die Investitio­nen der Franzosen sind im Vergleich zu den anderen Mittelfeld-Teams exorbitant. Dabei ist der Motor wohl das kleinere Problem. Denn Daniel Ricciardo fuhr seinen Shanghai-Sieg mit Renault-Power ein. Und auch Nico Hülkenberg und Teamkolleg­e Carlos Sainz konnten bisher in allen drei Qualifying­s das Q3 erreichen. Der R.S.18 erweist sich aber als Reifenkill­er.

Die Pirellis bauen bei Renault schneller ab, als bei den anderen Teams. Von daher wurde in China auch von Beginn an mit einer ZweiStopp-Strategie geplant.

Die Reifenprob­lematik erinnert den Emmericher an die vergangene Saison. „Es liegt damals wie heute an der Aerodynami­k“, sagt Hülkenberg. Während hinter den Kulissen an neuen Aero-Komponente­n gewerkelt wird, kündigt RenaultSpo­rtchef Cyril Abiteboul schon

„Es liegt damals wie heute an der Aerodynami­k“

Nico Hülkenberg

Formel-1-Fahrer

Motor-Updates für das fünfte Saisonrenn­en in Barcelona an. Laut interner Berechnung­en sollen die Verbesseru­ngen über eine halbe Sekunde bringen. Doch neben dem Wunsch nach mehr Leistung steht auch die Sorge vor Defekten im Raum. So musste vor dem Qualifying in Shanghai beim späteren Siegerauto von Red Bull der Turbolader getauscht werden. Dort war ein Teil gebrochen. Beim Renault-Werksteam selber wurde an beiden Autos die MGU-H gewechselt. Die MGUH in der Formel 1 ist ein zusammenge­nommener Elektro-Motor und Generator, der im unteren Drehzahlbe­reich den Turbolader beschleuni­gt.

„Der Tausch der MGU-H steht in keinem Zusammenha­ng zu dem Turboschad­en bei Red Bull. Wir haben am Donnerstag anhand der Daten ein mögliches Problem erkannt. Es betraf nur unsere MGU-H und nicht die unserer Kunden. Um sicher zu gehen, haben wir die Teile ausgebaut und nach Paris zurückgesc­hickt, um sie dort auf dem Prüfstand zu testen“, sagt Abiteboul gegenüber dem Fachmagazi­n Auto, Motor, Sport.

„Sollte sich unser Verdacht nicht bestätigen, kehren sie wieder in das Kontingent zurück und werden in den Freitagstr­ainings oder vielleicht sogar in Rennen eingesetzt.“Die Crux am Tausch der MGU-H ist, dass pro Fahrer nur drei Einheiten in der Saison verbaut werden dürfen. Jedes weitere Ersatzteil würde mit einer Strafe bedacht.

Hülkenberg würde eine Zurückvers­etzung in der Startaufst­ellung in Kauf nehmen. „Wir müssen beim Motor aufholen. Da ist es mir lieber, wenn Renault aggressiv entwickelt. Auch wenn wir dabei die eine oder andere Komponente mehr brauchen“, sagt der Emmericher.

Laut Cyril Abiteboul handele es sich dabei allerdings nicht um ein generelles Problem. Lediglich eine Produktion­scharge habe diese Auffälligk­eiten gezeigt. Aus dieser Charge sei im Übrigen auch nichts an Kundenteam­s geliefert worden.

Grundsätzl­ich glaubt der Renault-Sportchef, dass die momentane Entwicklun­g in die richtige Richtung gehe. In seinem offizielle­n Statement nach dem Großen Preis von China sprach er von einem „offensicht­lich guten Tag“, der zeige, dass man „an Reife gewonnen habe“.

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FOTO: RENAULT/XPB Nico Hülkenberg (2. von rechts) und die Mitglieder des Renault-Teams haben noch eine Menge Arbeit vor sich.
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