Rheinische Post Emmerich-Rees

Vater gesteht, Kind missbrauch­t zu haben

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Ein 53 Jahre alter Reeser muss sich wegen schweren sexuellen Missbrauch­s vor Gericht verantwort­en. Dem Vater wird vorgeworfe­n, sich 22 Mal an der eigenen Tochter vergangen zu haben. Als die Übergriffe begannen, war sie vier Jahre alt.

REES/KLEVE (cst) Es bedrückte alle Anwesenden spürbar, was die Staatsanwä­ltin im Rahmen der Anklagesch­rift verlas. Mindestens 22 Mal hat ein 53-jähriger Mann aus Rees seine Tochter sexuell missbrauch­t. Am Mittwoch startete gegen ihn der Prozess am Landgerich­t Kleve. Dort muss er sich außerdem wegen des Besitzes kinderporn­ographisch­er Schriften verantwort­en.

Gerade einmal vier Jahre war das Mädchen alt, als die Tortur begann. Zwischen 2003 und 2011 musste sie die zahlreiche­n Übergriffe ihres Vaters über sich ergehen lassen. Dabei war für das Kind kein Ort sicher: Der Mann verging sich an ihr im eigenen Zuhause, in der Urlaubsunt­erkunft auf den Kanarische­n Inseln, am eigenen Arbeitspla­tz, sogar auf der Baustelle des Hauses, in das die Familie kurze Zeit später einziehen sollte.

Die Taten, die sich unter anderem in Kalkar und Kleve ereigneten, nahm der Vater gelegentli­ch auf Video und Foto auf. Auch seinen noch jüngeren Sohn ließ er dafür posieren. Erst im Frühjahr 2016 erfuhr die mittlerwei­le geschieden­e Ehefrau von dem Missbrauch und schaltete die Polizei ein. Eine Polizistin erinnerte sich an diesen Einsatz: „Frau und Tochter waren völlig am Ende.“Der Täter gestand sofort.

Seine Aussage, wie auch die seiner Ex-Frau und des Opfers selbst wurden vom Gericht unter Ausschluss der Öffentlich­keit gehört. Im Gespräch mit Gerichtsps­ychologe Dr. Jack Kreutz, so sagte dieser während der Verlesung seines Gutachtens, habe der Täter betont, eine einvernehm­liche Liebesbezi­ehung zu seiner Tochter gehabt zu haben. In keinem Fall habe er das Mädchen vergewalti­gt. Der Forensiker wies gleichzeit­ig darauf hin, dass Kinder emotional von ihren Eltern abhängig und freilich nicht in der Lage sind, in einer solchen Situation „Nein“zu sagen.

Der Angeklagte hält sich selbst weder für pädophil noch für kriminell. Bei seiner Tochter habe er das gesucht, was er demnach von der Ehefrau schon seit Jahren nicht mehr bekommen habe, so das Gutachten.

Während des Gutachtens äußerte Dr. Kreutz den Eindruck, der 53-jäh- rige Vater suche die Verantwort­ung für seine Taten verstärkt bei äußeren Lebensumst­änden und anderen Personen, statt bei sich selbst. So habe er in seinen Einlassung­en wiederholt beklagt, als Kind und Jugendlich­er von seinen Eltern kaum Beachtung erfahren zu haben und auch von Gewaltanwe­ndungen seitens des eigenen Vaters berichtet.

In den vergangene­n Jahren war der Angeklagte wegen Depression­en wiederholt in stationäre­r Behandlung gewesen. Eine Persönlich­keits- oder Verhaltens­störung diagnostiz­ierte Dr. Kreutz allerdings nicht. Vom Vorsitzend­en Richter Christian Henckel auf Therapiemö­glichkeite­n angesproch­en, verwies der Gerichtsps­ychologe auf die Initiative „Kein Täter werden“der Charité Berlin. Dabei sollen Pädophile lernen, ihre Triebe zu kontrollie­ren und nicht übergriffi­g zu werden.

Es gibt keine Hinweise, dass der Angeklagte die von ihm angefertig­ten Videos und Fotografie­n weiter verbreitet hat, sagte ein weiterer, als Zeuge geladener Polizist während der Verhandlun­g aus.

Der Gutachter äußerte den Eindruck, der Angeklagte suche die Verantwort­ung für die Taten bei anderen und nicht

bei sich selbst

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