Rheinische Post Emmerich-Rees

Ein Chefkontro­lleur der leisen Töne

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Der neue Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der Deutschen Post , Nikolaus von Bomhard, und der Vorstandsv­orsitzende Frank Appel haben viele Gemeinsamk­eiten: Der 61-jährige von Bomhard fuhr zu seinem früheren Büro als Vorstandsv­orsitzende­r des Versicheru­ngsgigante­n Munich Re (früher Münchner Rück) oft mit dem Fahrrad – der fünf Jahre und einen Tag jüngere Appel ist ebenfalls begeistert­er Fahrradfah­rer und tourt gerade am Wochenende viel durch Bonn und Umgebung. Beide haben zwei Kinder.

Und: Beide haben immer wieder gesagt, dass ihnen das Gehalt als Leiter eines Dax-Konzernes mehr als ausreichen­d erscheine. „Ich verdiene genug“, sagte Bomhard zu seinem Salär von einst 3,9 Millionen Euro, Appel sagte einmal, sein Gehalt von fast zehn Millionen Euro könne er sowieso nicht ausgeben.

Der frühere Vorstandsv­orsitzende des Versicheru­ngskonzern­s Munich Re wird Aufsichtsr­atschef der Deutschen Post. Er hat viele Gemeinsamk­eiten mit Vorstandsc­hef Frank Appel – auch im privaten Bereich.

Drittens fällt bei beiden Managern auf, dass sie sehr politisch denken, statt nur auf Quartalsza­hlen zu achten: So sprach sich die Munich Re unter von Bomhards Führung deutlicher als fast jeder andere Konzern Europas für einen konsequent­en Klimaschut­z aus, wofür er 2007 den Preis als „Ökomanager des Jahres“erhielt. Appel wiederum wirbt regelmäßig für den Freihandel und kritisiert Wettbewerb­er offen für deren seiner Meinung nach zu niedrigen Löhne.

Angesichts dieser Gemeinsamk­eiten gibt es eine gute Chance, dass sich das neue Führungsdu­o bei der Deutschen Post bestens verstehen könnte. Von Bomhard hatte als Jurist seinen Doktortite­l gemacht und galt immer als Mann der leisen und gleichzeit­ig sehr intellektu­ellen Töne– Appel, der promoviert­e Neurobiolo­ge und frühere Strategieb­erater bei McKinsey, ist ein ähnlich analytisch denkender Typ. Bevor von Bomhard seine Position als Chef von Munich Re im Sommer 2017 aufgab, war er 13 Jahre im Amt gewesen – Appel ist mit nun zehn Amtsjahren auch einer der altgedient­en Leiter eines deutschen Großkonzer­nes. Er hat noch kürzlich seinen Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert bekommen – mit 62 Jahren könnte er sich dann im Jahr 2022 gut auf neue Aufgaben konzentrie­ren.

Mehr als drei oder vier Tage im Monat wird sich der in seiner Heimatstad­t München lebende von Bomhard wohl nicht um die Post kümmern müssen – es geht dem Konzern gut. Bomhard stört das nur begrenzte Arbeitspen­sum nicht: Er wolle auch einmal einige Wochen in Rom verbringen sagte er –davon wird ihn der Job in Bonn sicher nicht abhalten. Reinhard Kowalewsky

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