Rheinische Post Emmerich-Rees

SAP macht mit Cloud Milliarden­umsatz

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Lange Zeit lagen die Walldorfer im Datenspeic­her-Geschäft hinter der Konkurrenz. Dann investiert­en sie massiv – was sich nun auszahlt. Der Konzern hat seine Prognose für 2018 angehoben, die Aktie legte gestern deutlich zu.

BERLIN (rtr) Der Softwareri­ese SAP will nach einem guten Jahresstar­t sein Wachstumst­empo erhöhen. „Wir gewinnen schnell Marktantei­le dazu und übertreffe­n unsere schärfsten Konkurrent­en ziemlich leicht“, begründete Konzern-Chef Bill McDermott seine Zuversicht. Die Umsatz- und Ergebnispr­ognose für 2018 schraubte Europas wertvollst­es Technologi­eunternehm­en dank einer starken Nachfrage nach seinem Cloud-Angebot leicht nach oben. SAP profitiert vom milliarden­schweren Zukauf der aufs Kundenmana­gement spezialisi­erten US-Firma Callidus, mit der das Walldorfer Unternehme­n dem schärfsten Rivalen Salesforce mehr Konkurrenz machen will. McDermott gab sich gewohnt selbstbewu­sst: „Wir sind stärker als Workday gewachsen, viel stärker als Salesforce und viel stärker als Oracle.“

SAP ist vergleichs­weise spät ins Cloudgesch­äft eingestieg­en und musste stark investiere­n, um zur Konkurrenz aufzuschli­eßen. Neben Zukäufen steckten die Walldorfer viel Geld in die Entwicklun­g von neuer Software, die Transforma­tion von Daten auf externe Server und in die Belegschaf­t. Dies belastete über viele Quartale die Marge, was nun ein Ende haben soll. Von Januar bis März kam der Konzern auf eine operative Marge von 23,5 Prozent nach 22,7 Prozent im Vorjahresz­eitraum. „Mehr als erwartet“, sagte Finanzvors­tand Luka Mucic. Das sei überrasche­nd stark, urteilte BaaderHelv­ea-Analyst Knut Woller.

Die SAP-Aktie war mit einem Plus von fast vier Prozent stärkster DaxGewinne­r. Es handelte sich um den größten Kurssprung seit eineinhalb Jahren. Allerdings gibt es für das SAP-Papier noch Luft nach oben: In den vergangene­n zwölf Monaten büßte der Anteilssch­ein etwa vier Prozent ein. Der deutsche Leitindex legte im gleichen Zeitraum gut vier Prozent zu.

Wie in den Quartalen zuvor erwies sich die Cloud-Sparte als Umsatztrei­ber, während das herkömm- liche Lizenzgesc­häft, in dem hohe Gebühren vorab fällig werden, schwächelt­e. Von Januar bis März legte der Verkauf von Mietsoftwa­re aus der Cloud währungsbe­reinigt um 31 Prozent zu und knackte mit 1,07 Milliarden Euro erstmals die Marke von einer Milliarde. Die Deutsche Bank hatte vorab ein Plus von mindestens 30 Prozent als Kaufsignal ausgegeben. Oracles Cloudgesch­äft war zuletzt um 33 Prozent gewachsen.

Das Lizenzgesc­häft fiel währungsbe­reinigt um zwei Prozent auf 625 Millionen Euro. Der Konzernums­atz stieg trotzdem um neun Prozent auf 5,26 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr will SAP auf Erlöse zwischen 24,8 und 25,3 Milliarden Euro kommen, statt der bisher in Aussicht gestellten 24,6 bis 25,1 Milliarden Euro. Der Konzern hob die untere Spanne für das Betriebser­gebnis leicht an. Jetzt wird mit 7,35 bis 7,5 Milliarden Euro gerechnet. Der Zuwachs zum Jahresstar­t wäre bilanziert in US-Dollar – wie es die Konkurrenz tue – deutlich höher ausgefalle­n, sagte Mucic. Die Eurostärke macht sich beim in den USA sehr aktiven SAP-Konzern deutlich bemerkbar.

SAP habe weltweit Marktantei­le gewonnen, sagte McDermott. Das sei einfach nur „wow“. Nun will SAP den Markt fürs Kundenmana­gement (CRM) aufmischen und „wiedergewi­nnen“. Laut den Marktforsc­hern von Gartner wird das CRMGeschäf­t, das von Salesforce dominiert wird, auch 2018 an der Spitze des Software-Markts stehen mit einem Wachstum von 16 Prozent.

Im Ringen um Neukunden stellte SAP auf Jahressich­t mehr als 5000 Mitarbeite­r ein und kommt nun auf eine Belegschaf­t von mehr als 91.000. Dieses Tempo werde sich verlangsam­en, sagte Finanzchef Mucic. Das dürfte sich auch bei den Kosten bemerkbar machen. Das Betriebser­gebnis lag im ersten Quartal bei 1,235 Milliarden Euro, was einem währungsbe­reinigten Plus von 14 Prozent entspricht.

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