Reeser Welle: Protest gegen Abgrabung wächst
Seit Februar hat sich die Zahl der Unterstützer der Bürgerinitiative „Zukunft Esserden“nahezu verzehnfacht. Die Bürger protestieren mit Schildern in ihren Gärten. Am Freitag haben sie einen Termin beim Landrat.
ESSERDEN (rau) In manchen Straßen stehen sie in beinahe jedem Garten. Dreieckige rot umrandete Verbotsschilder, die eine Wasserwelle zeigen, versehen mit der Aufschrift „Keine Reeser Welle!“oder „Resser Welle. Nein, danke!“„Wir hatten zunächst 30 Schilder bestellt“, sagt Melanie Gronau. Weil diese sofort weg gewesen seien, habe man schon am Folgetag 50 weitere geordert. Inzwischen stehen 120 solcher Schilder in den Esserdener Gärten. Weitere warten in den Garagen auf Aufstellung. „Und die Bestellung für weitere 100 geht gerade raus“, sagt sie. „Das zeigt, wie ernst es den Esserdenerin ist, die Abgrabung zu verhindern“, sagt Andreas Elbers von der Bürgerinitiative (BI) Zukunft Esserden, die die Auskiesung Reeser Welle verhindern will.
Die Zahl der Bürger, die hinter der BI stehen, ist sprunghaft angestiegen. Waren es Ende Februar noch rund 30 Personen, ist ihre Zahl laut der BI-Sprecher inzwischen auf 250 Personen angewachsen. „Wir lassen nicht locker“, sagt Andreas Elbers. Man wolle jede Möglichkeit nutzen, um die Abgrabung zu verhindern.
Am Freitag gibt es einen Termin im Kreishaus. Der Verein Eden ist mit von der Partie. Eden-Sprecherin Melanie Gronau wird dort Landrat Wolfgang Spreen, Chef der Genehmigungsbehörde, eine Präsentation vorstellen, die sich auf Aussagen eines Hydrogeologen stützt. „Darin zeigt sich, dass die Prüfung des hydrogeologischen Antragsgutachtens in mehreren wesentlichen Bereichen unzureichend, unvollständig, lücken- und fehlerhaft ist und dass Dritte sehr wohl negativ betroffen sein werden“, sagt die Haffene- rin. Sie weist darauf hin, dass es keine DIN-Norm für Dichtschürzen, wie sie in Esserden geplant ist, gibt. „Wer garantiert also Sicherheit?“, fragt sie rhetorisch. Obendrein fehlten Erfahrungen mit solchen Schürzen über Zeiträume von 20, 30 Jahren“, sagt sie.
Dem Termin beim Landrat sollen weitere folgen, zunächst bei der Bezirksregierung Düsseldorf, dann beim Umweltministerium. „Der Nabu hat bereits angekündigt, dass er im Fall einer Genehmigung erneut klagen will“, sagt Elbers.
In ihrer jüngsten Sitzung machte die BI keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung über die Ablehnung des zweiten Grünen-Antrags bei der vergangenen Ratssitzung, der da lautete, über das Gebiet der Reeser Welle hinaus möge die Stadt keine weiteren Grundstücke, Grundlasten, vertragliche Bindungen oder neue Erschließungen von Geländen für die Gewinnung von Kiesen und Sanden zulassen. Somit, so die Kritik der BI Zukunft Esserden, habe man den einstimmigen Ratsbeschluss von 2016, keine weiteren Auskiesungen auf dem Reeser Stadtgebiet zuzulassen, seine Glaubwürdigkeit genommen. „Das hat ja letztlich auch Auswirkungen auf die Reeser Welle, weil somit der für diese Abgrabung mittelbar nötige Sommerdeich – als Zufahrt für die Lkw – nicht tabu ist“, sagt Elbers. Gronau habe das Verhalten des Bürgermeisters enttäuscht. „Wenn er sagt, er kenne sich in Fragen der Hydrogeologie nicht aus, hätte er zumindest, wenn er die Sorgen der Esserdener ernst nimmt, Einblick in das Gutachten des von Eden beauf- tragten Hydrogeologen nehmen müssen“, sagt sie. Zumal das kostenfrei sei.
Auch die Ordnungsstrafe für Grünen-Fraktionschef Helmut Wesser, dem ein Bruch der Verschwiegenheitspflicht vorgeworfen wird, war Thema der Sitzung. „Das Ordnungsgeld für sein angebliches Fehlverhalten zahlen wir gern“, war aus der Runde zu hören. „Er hat sich für die Bürger eingesetzt, also nur seine Arbeit als Ratsherr gemacht, das darf nicht abgestraft werden“, sagte BIMitglied Iris Jagoda.