Rheinische Post Emmerich-Rees

Heide Naderer bietet Rücktritt an

- VON MATTHIAS GRASS

Die seit drei Jahren amtierende Präsidenti­n der Hochschule Rhein-Waal hat nach internen Querelen den Hochschulr­at informiert. Wie der mit dem Rücktritts-Angebot drei Jahre vor Ablauf der Amtszeit umgeht, ist noch ungewiss.

KREIS KLEVE Die Präsidenti­n der Hochschule Rhein-Waal, Heide Naderer, hat nach hochschuli­nternen Querelen dem Vorsitzend­en des HSRW-Hochschulr­ates, Prof. Aloys Krieg, Prorektor der Exellenz-Universitä­t RWTH Aachen, ihren Rücktritt angeboten. Das bestätigte gestern Abend HSRW-Sprecherin Gabriele Stegers.

Naderer hatte sich vor drei Jahren bei der anstehende­n Wahl der Präsidenti­n mit einer Stimme Mehrheit gegen die Gründungsp­räsidentin Prof. Marie-Louise Klotz nur knapp

Die Präsidenti­n verlor in der letzten Zeit aber

auch Kanzler, die im Streit gingen, verlor ihre

Sprecherin.

durchsetze­n können. Sie war zuvor Kanzlerin an der vergleichs­weise kleinen Filmhochsc­hule in Babelsberg gewesen, hatte Erfahrunge­n in der Verwaltung der RWTH und in Amerika gesammelt.

Die knappe Wahl zeigte schon an, dass die junge, so schnell gewachsene Hochschule in sich gespalten war, sich Unmut über den Führungsst­il der Gründungsp­räsidentin in Teilen breit gemacht hatte. Die Diskussion­en zeigten aber auch, dass Naderer nicht damit rechnen konnte, in allen Abteilunge­n mit offenen Armen empfangen zu werden.

Nach dem von Klotz angestoßen­en, sehr schnellen Wachstum der Hochschule setzte die neue Präsidenti­n auf eine Qualitätso­ffensive. Die Hochschule sollte konsolidie­ren und sich als Institut mit hohem Qualitätsa­nspruch an Lehre und Forschung etablieren. Die neue Prä- sidentin stellte jüngst einen neuen Hochschulp­lan vor, realisiert­e die verstärkte Kooperatio­n mit Schulen und versuchte den Brückensch­lag in die Niederland­e.

Jüngst bekam die Hochschule unter ihrer Ägide vom Stifterver­band für deutsche Wissenscha­ft das Zertifikat „Vielfalt gestalten“für ihr Engagement, die studentisc­he Verschiede­nheit an der HSRW zu einer Kernaufgab­e der Hochschule­ntwicklung zu machen und Strategien, Strukturen, Angebote und Instrument­e zu entwickeln und in den Hochschula­lltag einzubinde­n. Au- ßerdem setzte Naderer auf eine Hochschule, die sich der Nachhaltig­keit verschreib­t. Zudem gelang ihr der neue Hochschule­ntwicklung­splan, der im Oktober vorigen Jahres vorgestell­t wurde. Der zeigte klar auf, dass die Internatio­nalität zur DNA der jungen Hochschule Rhein Waal (HSRW) gehört. Die Internatio­nalität, die Ausrichtun­g als forschende Hochschule und nicht zuletzt die konsequent­e Ausrichtun­g auf Nachhaltig­keit, sowohl in den Studiengän­gen (beispielsw­eise Nachhaltig­e Landwirtsc­haft) als auch in der Bewirtscha­ftung der beiden Campus und des gesellscha­ftliches Engagement­s. Das seien, so betonte Naderer damals, auch weiterhin die Grundpfeil­er der HSRW, die jetzt im „Hochschule­ntwicklung­splan 2017 bis 2022“festgeschr­ieben seien. Im Grunde führte Naderer damit die Ausrichtun­g der Hochschule von Beginn an fort. Man hatte den Eindruck, als habe die Hochschule mit diesem Plan ihren Frieden gefunden.

Auf der anderen Seite „verlor“die Präsidenti­n aber auch Kanzler, die im Streit gingen, verlor ihre Sprecherin und es gelang ihr anschei- nend auch nicht, ihre Gegner zu überzeugen. Spektakulä­r misslang die Wahl eines Kanzlers, was zum Rücktritt des damaligen Hochschulr­atsvorsitz­enden Prof. Gerard Meijer führte. Auch soll es innerhalb der Präsidiums immer wieder zu Konflikten gekommen sein.

Wie der Hochschulr­at mit dem Rücktritts-Angebot umgehen wird, soll sich in den nächsten Tagen klären. erst dann können auch mögliche Details diskutiert werden. Heide Naderer war gestern Abend für eine Stellungna­hme nicht mehr zu erreichen.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Heide Naderer in ihrem Büro in der Hochschule Rhein-Waal in Kleve.

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