Kein Fördermittel-Manager für Emmerich
Anders als die Nachbarstadt Kleve setzt Bürgermeister Peter Hinze und die Stadtverwaltung weiter auf die dezentrale Beschaffung von Fördermitteln. Zuletzt wurde die Sanierung des „De Wette Telder“mit einer Million Euro unterstützt.
EMMERICH (AG) Wenn es um Geld geht, dann werden wir alle erfinderisch. Das gilt nicht nur für den „kleinen Mann“, sondern auch für Unternehmen, die sich komplizierte Steuersparmodelle ausdenken oder Kommunen, die versuchen, für Projekte weitere Geldgeber zu finden. Dabei gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, Zuschüsse zu beantragen. Der Bund, das Land NRW, die Euregio und private Stiftungen bieten mittlerweile eine Fülle an Programmen, die für unterschiedlichste Projekte angezapft werden können. Der „Förderdschungel“ist inzwischen so dicht, dass Emmerichs Nachbarstadt Kleve einen eigenen Fördermittel-Manager eingestellt hat, der den ganzen Tag nichts anderes tut als Fördermittel zu beantragen und Projekte zu koordinieren. Es ist NRWweit die erste Stelle dieser Art und sie scheint sich auszuzahlen: Der Klever Akquisiteur hat innerhalb von zwei Jahren immerhin satte 16,9 Millionen Euro für die Stadtkasse einwerben können.
Wird man da als Bürgermeister nicht neidisch? Peter Hinze scheint ob des finanziellen Erfolges an der „gönne Kant“noch keine Ärgernisfalten im Gesicht zu haben. Er sieht in der Rheinstadt nach wie vor keinen Bedarf für eine eigene Fördermittelstelle. Stadtsprecher Tim Terhorst sagt, dass man in Emmerich ein anderes System habe. Dort seien die Fachbereichsleiter für die Werbung von Fördergeldern zuständig. „Diese haben den besten Überblick und kennen sich auch aus“, sagt Terhorst. Nicht zuletzt gehe es auch nicht nur darum, Fördermittel ein- zuwerben, sondern auch darum, die Projekte abzuwickeln.
Wie viele Fördergelder die Stadt Emmerich in den vergangenen Jahren gewonnen hat, kann der Stadtsprecher nicht genau beantworten, da jeder einzelne Fachbereich für sich aktiv ist. Als positives Beispiel nennt er die anstehende Sanierung des ältesten Hauses in der Stadt „De Wette Telder“. Dort habe man eine Million Euro aus dem Förderprogramm Soziale Integration im Quartier bekommen. Ob das nicht eine vergleichsweise niedrige Förderung sei? „Natürlich geht immer mehr“, sagt Bürgermeister Peter Hinze. Aber man müsse auch schauen, ob die Verwaltung die Projekte abarbeiten könne. Auch die nötigen Eigenanteile müssen erbracht werden können.
Der Drittmittel-Akquisiteur in Kleve durchforstet jeden Monat das Internet nach neuen Förderprogrammen und legt diese den Fach- bereichsleitern vor. Aber auch in die andere Richtung funktioniert der Austausch: Die Fachbereichsleiter haben ein Projekt und bitten den Akquisiteur, ob er nicht das passende Programm finden kann. In den seltensten Fällen würden die Förderkriterien genau auf das Projekt stimmen. Aber mit einer leichten Änderung des Vorhabens könne man das ursprüngliche Ziel dennoch verfolgen. So konnte sich Kleve in den vergangenen beiden Jah- ren über 5,2 Millionen Euro für die Errichtung eines Radschnellweges freuen und über 9,8 Millionen Euro für die Erneuerung der Kläranlage. Ein Kita-Projekt zur frühkindlichen Bildung wurde mit 395.000 Euro bezuschusst und selbst der Schützenumzug wurde mit 1230 Euro gefördert.
Auch in Emmerich könnten sich Vereine melden, wenn sie ein Projekt gefördert haben wollen, sagt Tim Terhorst.