Rheinische Post Emmerich-Rees

Vorbild Meghan Markle

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Meghan Markle wird demnächst den englischen Prinzen Harry heiraten. Schon längst wird sie als die neue Stilikone gehandelt, die neue Lady Di. Die Medien sind voll von Fotos von ihr, und für mich gibt es einen ganz wichtigen Unterschie­d: Während Lady Di immer mit schräg geneigtem Kopf leicht von unten schüchtern lächelnd in die Kamera blickte, strahlt Meghan selbstbewu­sst und hält dabei den Kopf gerade!

Hoffentlic­h bewirkt das auch ein Umdenken bei deutschen Fotografen, den bisher blicken mir regelmäßig Hochschula­bsolventin­nen mit schräg geneigtem Kopf, den Blick leicht von unten aus ihren Bewerbungs­unterlagen entgegen. So sieht mich auch Verena von ihrem Foto an, obwohl sie mir zugleich ganz selbstbewu­sst gegenübers­itzt. Sie ist eine sehr gute Bewerberin, schließt demnächst ihr Master-Studium ab, hat ein hervorrage­ndes Auslandspr­aktikum und entspreche­nd hohe Erwartunge­n an ihren ersten Job. Und dann dieses Bild. Es signalisie­rt: Stell mich ein, ich bin harmlos, ich ordne mich unter und säge bestimmt nicht an deinem Stuhl. Und solche Stellen bekommen die Mädels dann auch.

Für junge Männer vermute ich die ikonograph­ischen Vorbilder eher in Actionfilm­en. Sie müssen immer ganz wild und männlich aus dem Foto gucken, manchmal mit hochgestel­ltem Kragen oder was dem Fotografen sonst Provokativ­es einfällt. Mein exotischst­es Beispiel ist ein Bewerber, der seine Auslandser­fahrung dadurch unterstric­h, dass er ein Foto von sich mit einem Raubtier verschickt­e.

Personalve­rantwortli­chen gefällt in der Regel die brave, offene und freundlich­e Variante am besten. Harry? Ach, gucken Sie sich dazu lieber Prinz William an.

Karin Wilcke

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FOTO: SCHALLER Unsere Autorin lehrt an der Universitä­t Düsseldorf und ist selbststän­dige Berufsbera­terin.

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