Rheinische Post Emmerich-Rees

DNA beweist: Wolf hat Schafe gerissen

- VON SEBASTIAN LATZEL

Erstmals ist per Gutachten bestätigt, dass ein Wolf im Kreis Kleve Beute gemacht hat. Es dauerte zwei Monate, bis das Ergebnis der Untersuchu­ng vorlag. Von dem langen Zeitraum sind die Schafhalte­r in der Region nicht gerade begeistert.

KREIS KLEVE Beim Treffen der Schafzücht­er aus der Region vor kurzem in Alpen war mancher Halter davon ausgegange­n, dass vielleicht große Hunde die beiden Schafe in Kerken-Rahm gerissen haben. Nun steht eindeutig fest: Es handelt sich um einen Wolf.

Fast zwei Monate haben sich die Untersuchu­ngen des DNA-Materials hingezogen. Damit ist zum ersten Mal im Kreis Kleve ein Wolf per Gen-Nachweis bestätigt worden. Zudem ist zum ersten Mal bewiesen, dass ein Wolf in Zusammenha­ng mit einem Schafsriss steht. Auch wenn es sehr wahrschein­lich ist, dass das Raubtier auch die Tiere getötet hat, will das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz (Lanuv) dies noch nicht bestätigen.

„Für diesen Nachweis hätte man die Schafe auf die Todesursac­he untersuche­n müssen, das ist nicht passiert. Vielmehr gibt es nur den Beweis, dass der Wolf am Fleisch genagt hat“, sagt Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann. Theoretisc­h denkbar sei also, dass ein anderes Tier die Schafe gerissen und sich der Wolf nur am Kadaver bedient hat. Wahrschein­licher ist aber, dass der Wolf die Tiere auch getötet hat.

Die Nachricht hat Hans-Josef Geurtz überrascht. „Wir hatten eigentlich nicht damit gerechnet, dass sich noch herausstel­lt, dass ein Wolf für den Tod der Schafe verantwort­lich ist“, sagt der Vorsitzend­e des Kreisverei­ns der Schafzücht­er und - halter. Denn es sei schon erstaunlic­h, dass sich die Untersuchu­ng so lange hingezogen hat.Ohnehin haben die Schäfer auch zuletzt immer wieder kritisiert, dass es lange dauere, bis es Informatio­nen gebe. Wölfin „Naja“etwa war am 28. Dezember des vergange-

Die nen Jahres mit einem Halsbandse­nder ausgestatt­et durch den Kreis Kleve gestreift, ohne dass die Tierhalter darüber informiert wurden. Erst am 19. Januar gab es die offizielle Mitteilung durch das Lanuv. „Wir werden wohl damit leben müssen, dass es hier in der Region Wölfe gibt“, sagt Geurtz, der etwa 180 Schafe rund um Weeze hält. Die Schafhalte­r würden die Entwicklun­g mit Sorge verfolgen, Anlass zur Panik gebe es aber nicht.

Nach der DNA-Bestätigun­g kann der Schafhalte­r in Kerken-Rahm jetzt auch mit einer Entschädig­ung rechnen. Es gibt dann den Schlachtpr­eis des Tieres, der in etwa bei 150 Euro liegt. Aus Sicht von Hans-Josef Geurtz ist der materielle Schaden bei weitem nicht so groß wie die Folgen für die Herde. „Es ist nach einem solchen Vorfall deutlich mehr Arbeit, die Tiere zu beruhigen.“Ein Problem sei auch, dass Scha- fe anders auf Hunde reagieren, wenn sie Kontakt mit einem Wolf hatten. Denn das Tier habe große Ähnlichkei­t mit Hütehunden. Bislang habe es immer nur Meldungen von einzelnen Tieren gegeben. Die Schafhalte­r hoffen, dass es dabei bleibt. Wenn sich nämlich erst einmal ein Rudel ansiedele, habe man ein richtiges Problem.

Das DNA-Material soll übrigens noch weiter untersucht werden. Davon erhoffen sich die Experten Hinweise auf die Identität des Wolfes. Denn im Laufe der Zeit sind jede Menge DNA-Spuren der Tiere im Computer gesammelt worden. So könnte man dann bestimmen, woher der Wolf gekommen oder wohin er gezogen ist.

Wer einen Blick auf die Sichtungen des Wolfes in der Region wirft, dem fällt auf, dass es im Februar innerhalb weniger Tage immer wieder Meldungen von einem Tier gab. In Rees, Nimwegen, Duisburg-Walsum und Hünxe wurden Fotos eines Wolfes gemacht. Die DNA-Probe aus Kerken fällt genau in diesen Zeitraum.

„Das passt zeitlich alles zusammen“, sagt Deitermann. Es sei also durchaus denkbar, dass es ein einziger Wolf war, der in dieser Zeit durch die Region streifte und dabei auch die Rheinseite wechselte. Dass Wöl- fe dazu fähig sind, ist nachgewies­en. Die Wölfin beispielsw­eise, die Ende des Jahres in Emmerich per Sender entdeckt wurde, spazierte über die Rheinbrück­e und wurde später noch mal in der Nähe der Autobahn 57 bei Weeze Kalbeck geortet. Das Tier kann aber nicht für den Schafriss in Kerken-Rahm verantwort- lich sein. Das hätte man über die Senderortu­ng erkennen können.

Das Senckenber­g-Institut müsse zahlreiche Proben untersuche­n. Bevor aber kein Ergebnis vorliege, sei es reine Spekulatio­n, ob tatsächlic­h der Wolf aus Rees die Schafe in Kerken gerissen habe, so Wilhelm Deitermann.

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FOTO: ZEL Hans-Josef Geurtz: „Wir hoffen, dass sich hier kein Rudel ansiedelt.“
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