Das Geheimnis des Sandsteins
Eine Ausstellung widmet sich den Arbeiten aus Baumberger Sandstein.
S-HEERENBERGH (AG) Vielleicht nimmt man den Türschmuck auf den ersten Blick gar nicht wahr – obwohl dieses üppige Ornament über dem Eingang von Huis Bergh mehr ist als nur Beiwerk. Die Einfassung ist ein Beispiel hoher Bildhauerkunst, die von Graf Oswald III. Anfang des 18. Jahrhunderts in Auftrag gegeben worden ist. Zu sehen sind zwei Löwen und das Wappen der Familie van den Bergh – geformt aus Baumberger Sandstein. Das Kunstwerk, welches Jahrhunderte das Portal der Wasserburg zierte, wurde im Jahr 2000 restauriert und nachgebaut. Eine Ausstellung zeigt nun erstmals die aufwendigen Arbeiten und das Geheimnis des Sandsteins.
Natursteine am Niederrhein sind rar. Schon die Römer wussten, dass sie für ihre Häuser und Straßen zwischen Nimwegen und Köln die Steine mitbringen mussten. Meist wurden die Gesteinsbrocken aus der Region um Königswinter herbeigeschifft. Um das Jahr 1000 wurden die Steingruben im münsterländischen Bentheim und Baumberg entdeckt und waren in den Folgejahren beliebt. Der weiche Sandstein, der sich gut verarbeiten lässt, wurde aus einer Tiefe von 20 Metern abgebaut. Das erste Rathaus in Münster wurde zwischen 1370 und 1386 damit errichtet und auch der Xantener Dom um 1500.
Der niederländische Graf Oswald III. wusste um die Vorzüge des Sandsteins. Oswald wollte aus dem mittelalterlichen Huis Bergh ein Lustschloss erschaffen und benötigte dafür Verzierungen an seinem Haus. Der weltgewandte Graf, der in Brüssel und Löwen erzogen worden war, sprach fließend Französisch und kannte den Sonnenkönig Ludwig XIV persönlich. Oswald van den Bergh baute Anfang des 18. Jahrhunderts Huis Bergh um, ließ die Fassade weiß verputzen und kostbare Ornamente anbringen. Im Garten fanden sich auf einmal Skulpturen, Orangerien und Springbrunnen. Graf Oswalds Lebensstil sollte sich in der neuen Gestaltung ausdrücken – der Sandstein aus Baumberg bildete die Grundlage dafür. 1699 erhielt Jan Rendeles den Auftrag, Huis Bergh zu verzieren. Bis 1701 brauchte er, um die Löwen auf den kunstvollen Sockeln der Vorburg, die Säulen im Schlossgarten, den Springbrunnen und eben das große Ornament über der Haustür zu fertigen.
In der Ausstellung werden die Hintergründe zum Baumberger Sandstein erläutert. Joachim Eich- ler, Direktor des Museums Baumberger Sanstein, hat die Informationen zusammengetragen. Gemeinsam mit Hendrick Jan Tolboom vom niederländischen Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed hat er die Restaurierung des Portals geleitet. „Den Baumberger Sandstein kann man zwar gut verarbeiten, aber er verwittert schnell“, erklärt Eichler. Dies war auch der Grund, warum die Türeinfassung erneuert werden musste. Der weiche Stein war stark beschädigt, die Verzierungen angegriffen. Nachdem man anfänglich noch über eine Restaurierung nachgedacht hatte, entschloss man sich letztendlich für eine Nachbildung. Die Ausstellung ist bis 28. Februar 2019 zu sehen. Der Eintritt kostet 13,50 Euro für Erwachsene, 8,50 Euro für Kinder.