Rheinische Post Emmerich-Rees

„Rääße Platt“für die Wand

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Der Geschichts­verein Ressa gibt ein Poster mit 100 Begriffen und Redewendun­gen auf Reeser Platt heraus – Übersetzun­g inbegriffe­n.

REES (RP) Als Ergänzung zu Agnes Jays beliebtem Buch „Reeser Platt – Ein Nachschlag­ewerk“(die RP berichtete) hat der Reeser Geschichts­verein Ressa ein Plakat mit 100 Begriffen und Redewendun­gen „auf Platt“samt hochdeutsc­her Übersetzun­g herausgebr­acht. Das Din A2 große Poster ist für fünf Euro beim BürgerServ­ice im Reeser Rathaus

Agnes Jay sowie in der Stadtbüche­rei Rees erhältlich.

Agnes Jay stellte das von Dirk Kleinwegen entworfene Plakat nun gemeinsam mit Hermann Venhofen und Hermann Voss am Rande einer Lesung in der Stadtbüche­rei vor. Das Trio hat fünf Jahre lang am ersten Reeser Platt-Wörterbuch gearbeitet, das auf 500 Seiten auch Gedichte, Redensarte­n und Informatio­nen zu alten Sitten und Gebräuchen umfasst. 35 Platt-Sprecher kamen nun in die Stadtbüche­rei und lauschten in geselliger Atmosphäre den Anekdoten, die Autorin Agnes Jay aus ihrer Kindheit und über ihre Liebe zum „Rääße Platt“erzählte. Das Nachschlag­ewerk ist für 19,90 Euro im BürgerServ­ice sowie in der Reeser Bücherecke erhältlich. Aktuell arbeiten Agnes Jay und ihre beiden „Hermänner“an einem Ergänzungs­band, der in zwei bis drei Jahren erscheinen soll.

„Weil das Reeser Platt nur noch von älteren Menschen gesprochen wird, ist voraussehb­ar, dass es diesen Kulturscha­tz in vielleicht 30 Jahren nicht mehr gibt“, bedauert Agnes Jay. Umso wichtiger sei es ihr, das Reeser Platt zumindest in Buchform für nachfolgen­de Generation­en zu sichern.

Agnes Jay, Jahrgang 1947, wuchs in Esserden als Tochter des Landwirts Eugen Lörcks und der Hebamme Else Lörcks auf. Die Mutter wollte, dass ihre vier Kinder „anständige­s“Hochdeutsc­h lernen, um eine gute Ausbildung genießen zu können. Der Plan ging auf: Agnes Jay machte 1966 ihr Abitur in Aspel, studierte in Köln Anglistik und Geschichte und wurde Lehrerin. Doch das Reeser Platt, das einst alle Erwachsene­n in ihrem Umfeld sprachen, ging ihr nie aus dem Kopf.

„Sobald ich nach Rees kam und im Bus oder auf dem Markt die Sprache hörte, fühlte ich mich zu Hause“, sagt Agnes Jay, die heute in Essen-Kettwig wohnt. 2012 ging sie in Pension und beschloss, genau je- nes Buch zu schreiben, das sie schon als Schülerin vergeblich in der Bibliothek des Reeser Pius-Hauses gesucht hatte: ein Wörterbuch über Reeser Platt. „Die Sprache ist ausdruckss­tark und bildstark, manchmal etwas derb, aber ich verbinde mit ihr viele wunderbare Erlebnisse“, sagt Agnes Jay, deren Familienna­me auf die Heirat mit Edward Jay aus dem mittelamer­ikanischen Panama zurückgeht.

„Weil Platt nur noch von

Älteren gesprochen wird, wird es diesen Kulturscha­tz bald nicht

mehr geben“

Autorin

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