Mit dem Rollbrett gegen die Unruhe
Die Motopädin Susanne te Baay hilft unruhigen Kindern durch Übungen, die Freude machen. Dabei baut sie therapeutische Elemente auch bei ihrer Arbeit als Erzieherin ein. Unterwegs ist sie mit einer mobilen Praxis.
HALDERN (rau) Lässt sich Ihr Kind schnell ablenken? Scheut es Körperkontakt? Kann es nur schwer zur Ruhe kommen? Oder hat es Schwierigkeiten mit seiner Muskelspannung? Malt es ungern, weil es den Stift nicht führen kann? All das sind Probleme, bei denen der Motopäde oder die Motopädin Abhilfe schaffen kann. Eine solche Ausbildung hat Susanne te Baay im vergangenen Jahr abgeschlossen. „Eine vielfältige Arbeit, bei der man die Fortschritte der Kinder gut erkennen kann“, sagt sie.
Was ist Motopädie? Als Motopädie wird eine Methode bezeichnet, die sowohl bewegungspädagogische als auch therapeutische Elemente enthält. Es geht um die Einheit von Körper, Bewegung, Psyche und Umwelt. „Ziel ist die Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit“, fasst Susanne te Baay zusammen.
Manche Kinder neigen zur Unruhe. „Ursache ist häufig, dass sie nicht gekrabbelt haben“, sagtdie Fachfrau. Dann fehle den Kindern die Fähigkeit, zwischen Nah- und Fernsehen zu wechseln. Das werde nämlich in der Vorstufe des Krabbelns geschult, wenn das Kind auf seinen Beinen sitze und mit dem Oberkörper hin und her wippe, dabei mal zu Boden, also im Nahbereich, mal in die Ferne schaue. Solche Defizite fördert Susanne te Baay bei Kindern beispielsweise mit Hilfe eines Rollbretts. Darauf liegend nehmen die Kinder genau die Position ein, die sie in ihrer Entwicklungsphase verpasst haben. „Und da eine Lernphase auf die andere aufbaut, muss man genau hinschauen, wo die Blockaden ihren Ursprung haben“, sagt die Haldernerin. Entwicklung vollziehe sich nämlich immer von innen nach außen und von oben, also vom Kopf aus nach unten.
Wenn das Kind den Stift nicht halten könne, schaue sie folglich zuerst auf den Schulterbereich. „Vielleicht gibt es dort eine Schwäche“, sagt sie. Wenn dies so sei, sei es wenig sinnvoll, das Kinde mit den Malutensilien üben zu lassen und auf eine Verbesserung zu hof- fen“, sagt sie.
Ihr Credo: Die Übungen müssen dem Kind Freude machen. Deshalb schaut sie immer zunächst, was das Kind gut kann, lobt es dafür und baut Schwierigkeiten, die es zu lösen gilt, nur Schritt für Schritt in die Übungen ein. „So dass das Kind nicht überfordert wird, die Freude am Mitmachen erhalten bleibt“, sagt sie.
Dabei baut sie solche motopädischen Übungen auch im Regenbogen-Kindergarten Haffen ein, wo sie als Erzieherin tätig ist. „Aber für eine Einzeltherapie bleibt meist nicht die Zeit“, sagt sie. Diese sei nur bei individueller Förderung möglich. Weil es mit der Selbstständigkeit erst noch anlaufen muss, ar- beitet sie nur noch in Teilzeit im Kindergarten und ist gleichzeitig teilselbstständig.
Susanne te Baay hat eine mobile Mototherapie-Praxis, kann also überall arbeiten. Beispielsweise in ihrem Haus an der Klosterstraße in Haldern, wo sie einen Bewegungsraum mit allerlei Turngeräten und Spielmaterialien eingerichtet hat. Dort geht es um vielfältige Förderung wie die von Sprachentwicklung und Konzentration, um Präzision der Feinmotorik, um Steigerung der Widerstandsfähigkeit, um Verbesserung von Bewegungsabläufen. Oder um Sturzprophylaxe. Woran schon abzulesen sei, dass auch Erwachsene in der motopädischen Praxis gefördert werden können.