Rheinische Post Emmerich-Rees

Unmut über geplante Kirchensch­ließung

- VON ANTJE THIMM

In Kleve kocht der Streit um die Christus-König-Kirche hoch. Sie soll bis zum Jahr 2019 geschlosse­n werden, weil sie von immer weniger Gläubigen besucht wird. Teilnehmer verließen jetzt eine Versammlun­g mit Propst Mecking aus Protest.

KREIS KLEVE „Wir möchten heute erstens gut informiere­n und zweitens miteinande­r ins Gespräch kommen“, sagte Michael Beermann, Pastoralre­ferent der Pfarrgemei­nde St. Mariä Himmelfahr­t und Moderator der Pfarrversa­mmlung zur Zukunft der Christus-König-Kirche mit dem Titel „Abwarten oder Gestalten“. Das Konzept ging jedoch nur teilweise auf, denn wie auch schon in den vergangene­n Wochen gingen die Meinungen über die geplante Umnutzung des Kirchengeb­äudes an der Lindenstra­ße stark auseinande­r. Anstelle miteinande­r ins Gespräch zu kommen, wurde gestritten, Propst Johannes Mecking wurde persönlich angegriffe­n, einige Teilnehmer der Versammlun­g verließen diese aus Protest vorzeitig.

Doch von Anfang an: Zunächst informiert­e Propst Mecking über die Sachlage. Im Mai vergangene­n Jahres hatte der Kirchenvor­stand der Pfarrgemei­nde beschlosse­n, die Christus-König-Kirche und die Kapuzinerk­irche bis 2019 zu schließen. Eine Stellungna­hme des Bischofs liegt derzeit noch nicht vor, genehmigt ist dieser Beschluss also noch nicht. „Wir sind in einem offenen Prozess“, so Beermann, der im Jahr 2013 als Pastoralre­ferent von St. Christopho­rus Emmerich an die andere Rheinseite gewechselt war. Er betonte, dass in dieser Pfarrversa­mmlung nichts entschiede­n und auch nicht über etwas abgestimmt werde.

Um einen Einblick in mögliche Umnutzunge­n von Kirchen zu geben, zeigte Beermann eine Reihe von Beispielen: Pfarrheim, Seniorenwo­hnheim, Kindergart­en, Verlagshau­s, ja sogar eine Turnhalle war dabei. Nach dieser Präsentati­on gab es viele Wortmeldun­gen, und schnell ging es, anders als vorgesehen, um die Grundsatzf­rage, warum und ob eine Kirche überhaupt umgewidmet werden muss.

100 bis 120 Gottesdien­stbesucher in einer Kirche mit 500 Plätzen ist eine Tatsache, aus der gefolgert wird, dass in den nächsten Jahren auch die Kirchenste­uerzahler weniger werden und somit die Kosten für so große Gebäude einfach zu hoch sind. „Dies

Michael Beermann ist sicher ein Thema, das die Menschen berührt“, so Michael Beermann. So waren auch viele Wortmeldun­gen sehr emotional, zum einen gab es Anwesende, die eine Entweihung einer Kirche rundheraus ablehnen, zum anderen konnten einige sich vorstellen, die Kirche nur zum Teil umzunutzen und noch einen kleinen Raum für Gottesdien­ste freizulass­en. Dies begrüßten auch Propst Mecking und Michael Beermann.

Einen seitenlang­en Beitrag hatte Thomas Delbeck, bis 2015 Mitglied des Kirchenvor­stands, vorbereite­t. Er kritisiert­e die Informatio­nspolitik des Kirchenvor­stands, die Fusionieru­ng der kleinen Gemeinden und trat vehement dafür ein, die Christus-König-Kirche nicht zu profaniere­n. Gegen Johannes Mecking äußerte er, er nutze seine priesterli­che Autorität auch in weltlichen Dingen.

Die Vorwürfe gegen den Propst wurden von mehreren Anwesenden als zu unsachlich und persönlich empfunden. Über die konkreten Vorschläge für die Umnutzung (Familienbi­ldungsstät­te, Ehe- Familien- und Lebensbera­tung, Kreisde- kanat, Katholisch­es Bildungsfo­rum) wurde an diesem Nachmittag kaum gesprochen.

„Tiefe Gräben haben sich gezeigt“, sagte Beermann. Propst Mecking sagte zu den Vorwürfen, er sei jederzeit gesprächsb­ereit, jedoch nur auf sachlicher Ebene. „Nicht immer lässt sich alles glätten, manchmal muss man mit Konflikten leben“, sagte er.

Die Kirche Christus König wäre nicht das erste Gotteshaus, das im Kreis Kleve profaniert würde. Bereits in der Vergangenh­eit wurden Kirchen in Goch, Kleve und in Geldern geschlosse­n, einer anderen Nutzung zugeführt oder sogar abgerissen.

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