Scalable Capital hat sich innerhalb kurzer Zeit an die Spitze der digitalen Vermögensverwalter gesetzt. Offenbar kommt die auf ausgefeilte Algorithmen basierende Strategie gut bei Anlegern an.
Die Digitalisierung krempelt derzeit alles um, ganze Wirtschaftsbereiche, aber auch das alltägliche Leben. Menschen nutzen Computer und Apps für viele Zwecke. Auch in der Geldanlage. Hier ist über das bekannte Online-Banking hinaus ebenfalls eine Revolution im Gange. Digitale Berater, so genannte Robo-Advisors, bieten ihren Kunden durch Algorithmen gesteuerte Leistungen. Die gesamte Vermögensverwaltung lässt sich mittlerweile digital steuern.
Das kommt bei den Anlegern gut an, wie der Marktführer Scalable Capital nachdrücklich beweist. Erst seit gut zwei Jahren am Markt, vertrauen nach Unternehmensangaben schon mehr als 20.000 Kunden der digitalen Vermögensverwaltung, die Kundengelder im Volumen von mehr als 600 Millionen Euro managt. „Wir sind der größte Online-Vermögensverwalter in Deutschland“, bilanziert Geschäftsführer Erik Podzuweit, der das Unternehmen zusammen mit Florian Prucker 2014 gründete.
Den Erfolg erklärt Podzuweit anhand einer ganzen Reihe von Gründen. Zum einen die Kostenersparnis, von der die Anleger profitieren: Während Banken viele Räume, Filialen, Berater und andere Mitarbeiter vorhalten müssen, wird das Geschäft bei Robo Advisors komplett von Computern gesteuert – was durchaus nicht steril oder menschenleer geschieht. Zum einen steigt auch bei Scalable Capital durch das Wachstum der Personalbestand; mittlerweile sind 80 Mitarbeiter beschäftigt. Zudem müssen sich die Anleger nicht nur mit dem virtuellen Berater unterhalten. „Der per- sönliche Kontakt mit uns ist jederzeit möglich – per Mail, Telefon oder auch bei unseren Informationsveranstaltungen“, sagt Podzuweit.
Ein schlagender Vorteil bei der Geldanlage liegt dann insbesondere in der automatisierten Vermögensverwaltung. „Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass das Stock picking vergebene Liebesmühe ist und auf Dauer keinen Vorteil gegenüber den Marktentwicklungen insgesamt bringt“, sagt der erfahrene Finanzexperte, der sein Handwerk bei der Investmentbank Goldman Sachs gelernt hat.
Stock picking, die Auswahl einzelner Anlageobjekte, betreiben auch aktiv gemanagte Fonds – im Unterschied zu den ETFs (exchange-traded funds), also den börsengehandelten Indexfonds, die einfach den Markt abbilden. „Im Markt werden alle Informationen sofort verarbeitet, was sich in den Kursen der Indizes widerspiegelt“, erklärt Podzuweit. Auf solche ETFs setzt Scalable Capital bei der Anlage der Kundengelder.
ETFs gibt es mittlerweile auf so gut wie jedes Marktsegment und Anlageobjekt: auf Aktien der ganzen Welt oder einzelner Länder, auf Branchen und Themen, auf Anleihen, Immobilien- und Rohstoff-Anlage- objekte und den Geldmarkt. Es gibt synthetische und physisch replizierende, ausschüttende und thesaurierende Fonds, die sich zudem noch in ihrer steuerlichen Wirkung unterscheiden. Ein richtiges und für Laien oft undurchschaubares Universum ist da entstanden. Allein in Europa gibt es mittlerweile 2000 ETFs. Wie soll der Anleger da die für ihn passenden Fonds finden? Und wie dann noch die Verwaltung über die Zeit steuern?
Genau hier kommt die digitale Vermögensverwaltung ins Spiel. Das Programm, das Stefan Mittnik, Professor für Finanzökonometrie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, zusammen mit den Gründern für Scalable Capital entwickelt hat, wählt mit Hilfe von komplexen Algorithmen zunächst aus der Vielzahl der Produkte die für die Anleger passenden aus. „Diese Auswahl geschieht nach quantitativen und qualitativen Kriterien, also ohne Emotionen, die Anleger und selbst Profis oft in die Irre führen“, benennt Podzuweit einen weiteren Vorteil.
In die Depots der Kunden kommen dann etwa zehn bis 15 Fonds – genau angepasst an die Strategie, die die Kunden mit ihren Vorgaben definiert haben. Zugleich ermöglichen die Algorithmen eine Risikokontrolle. „Wir wollen unseren Kunden einen Zugang zum Kapitalmarkt geben und gleichzeitig sicherstellen, dass das Anlegerportfolio bei Marktturbulenzen nicht so stark fällt wie in einer Buy-and-holdStrategie“, beschreibt Podzuweit den Unterschied des dynamischen Risikomanagements mit fortlaufender Anpassung des Portfolios im Gegensatz zur Strategie, einfach Fonds zu kaufen und im Depot liegenzulassen. Bei der dynamischen Strategie kann zum Beispiel der Aktienanteil gesenkt und die Anleihenquote erhöht werden.
Da das Vermögen nicht nur über unterschiedliche Anlageklassen, sondern geografisch über alle relevanten Investmentmärkte der Welt gestreut wird, bekomme der Kunde „ein gut verteiltes Portfolio“, erklärt Podzuweit.
Mit ihrem Konzept haben die Finanzexperten nicht nur tausende Anleger überzeugt, sondern auch potente Partner. So arbeitet Siemens mit dem digitalen Finanzspezialisten zusammen und empfiehlt seinen Mitarbeitern in Deutschland das automatisch verwaltete ETF-Depot von Scalable Capital. Und der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock hat sich am Gesellschaftskapital beteiligt. Einen starken Schub bekam das Geschäft zudem durch die Kooperation mit der Direktbank ING-DiBa. Und selbst die direkten Mitbewerber haben den digitalen Vermögensverwalter als zu den ihren gehörend akzeptiert: Seit August 2016 ist Scalable Capital Mitglied im Verband unabhängiger Vermögensverwalter (VuV).
„Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass das Stock picking vergebene
Liebesmühe ist“