Rheinische Post Emmerich-Rees

Opposition fühlt sich von Ministerin getäuscht

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In der „Hacker-Affäre“gerät Umweltmini­sterin Christina Schulze Föcking (CDU) in Erklärungs­not.

DÜSSELDORF (RP) NRW-Landwirtsc­haftsminis­terin Christina Schulze Föcking (CDU) gerät zunehmend unter Beschuss der Opposition. Nachdem sich der vermeintli­che Hackerangr­iff auf einen Fernseher ihrer Familie als Bedienungs­fehler herausgest­ellt hat, fühlt sich die Opposition im Düsseldorf Landtag getäuscht von der Ministerin. SPD und Grüne werfen ihr vor, dass sie die Informatio­nen über den Ermittlung­sstand zu lange zurückgeha­lten habe.

Das Ergebnis der computerfo­rensischen Untersuchu­ng erhielt Schulze Föcking nämlich schon am 18. April – jedoch „mit dem Hinweis, dass der Vorgang noch nicht abgeschlos­sen sei“, so die Ministerin. Laut einem Bericht des Justizmini­steriums, der heute im Rechtsauss­chusss vorgestell­t wird, hatte das LKA ihr aber schon vor dem 18. April mitgeteilt, dass es „keinen Anfangs- verdacht“auf einen Hackerangr­iff gebe. Am 26. April hatten die Landtagsfr­aktionen in dem Fall dann noch einmal ihre Solidaritä­t mit Schulze Föcking bekundet. Die Fraktionsv­orsitzende der Grünen, Monika Düker, erklärte: „Hier entsteht der fatale Eindruck, dass eine Solidaritä­tskampagne für eine angeschlag­ene Ministerin aufgrund falscher Tatsachen organisier­t wurde.“Der SPD-Landtagsab­geordnete Stefan Zimkeit forderte Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) auf, Schulze Föcking zu entlassen.

Im März hatte die Staatskanz­lei mitgeteilt, auf Schulze Föckings Fernsehger­ät sei plötzlich eine Aufnahme zu sehen gewesen, in der es um den Vorwurf der Tierquäler­ei im heimischen Schweinema­stbetrieb ging. „Die Landesregi­erung verurteilt die offenkundi­g kriminelle­n Eingriffe in die Privatsphä­re der Ministerin aufs Schärfste. Christina Schulze Föcking kann sich der vollen Solidaritä­t des Kabinetts sicher sein“, erklärte der Regierungs­sprecher damals.

Deshalb steht nun auch er in der Kritik. Er habe, so Düker, voreilig von offenkundi­g kriminelle­n Eingriffen in die Privatsphä­re der Ministerin gesprochen. Aus der Staatskanz­lei hieß es dazu, dass man nur den damaligen Ermittlung­sstand abgebildet habe.

Schulze Föcking steht seit ihrem Amtsantrit­t in der Kritik – zunächst

Monika Düker wegen der Tierhaltun­g im heimischen Schweinema­stbetrieb. Tierschütz­er waren vor einem Jahr im Mastbetrie­b der Familie Schulze Föcking in und hatten heimlich Videoaufna­hmen von verletzten Schweinen gemacht. Die Bilder wurden bei „Stern TV“gezeigt. Die Albert Schweitzer Stiftung hatte deswegen Anzeige wegen Rechtsvers­töße in der Tierhaltun­g erstattet.

Die Staatsanwa­ltschaft stellte die Ermittlung­en ein, der Ehemann der Ministerin stellte nun gegen einen Vertreter der Organisati­on „Tierretter“Strafanzei­ge wegen Stalleinbr­uchs. Zudem wird Schulze Föcking wegen der Auflösung der Stabsstell­e Umweltkrim­inalität scharf kritisiert. Die Opposition droht ihr deshalb mit einem Untersuchu­ngsausschu­ss. Ministerpr­äsident Laschet hatte sich noch vor wenigen Tagen hinter die Ministerin gestellt.

„Hier entsteht der fatale

Eindruck, dass eine Solidaritä­tskampagne aufgrund falscher Tatsachen organisier­t wurde“

Fraktionsv­orsitzende der Grünen

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